Ein ganz entscheidender Grund dafür, dass viele Athleten irgendwann mit dem Training wieder aufhören – seien sie auch noch so enthusiastisch zum Anfang – ist Langeweile. Es gibt natürlich immer wieder Ausnahmen, eingefleischte Powerlifter oder Gewichtheber, die ihren Sport über Jahrzehnte leben und lieben. Aber die breite Masse verliert irgendwann die Lust. So ist es mit vielen Dingen. Sobald die Routine kommt, verlieren sie ihre Magie, ihre Anziehungskraft. Die Leidenschaft geht verloren und damit letztlich auch die Motivation.
Daher gilt es das Training möglichst abwechslungsreich zu gestalten, um langfristig motiviert zu bleiben. Wer sich immer wieder neue Herausforderungen stellt und die Routine durchbricht, hält die Spannung und Motivation hoch. Wer Spaß an der Sache findet und behält, wird letztlich auch deutlich mehr Einsatz bringen und somit größere Erfolge erzielen. Ganz abgesehen davon ist den meisten Athleten bereits bekannt, dass die Gewöhnung an ein Trainingsprogramm Fortschritte stagnieren lässt. Der Fortschritt braucht also Abwechslung, weshalb es in der Hauptverantwortung eines jeden Athleten liegt, seinen sportlichen Horizont zu erweitern. Zumindest wenn er langfristig – mitunter sein Leben lang – erfolgreich trainieren und in den Genuss der zahlreichen Vorteile körperliche Aktivität kommen möchte.

Grenzen sprengen

In diesem Artikel geht es nicht um die Variation einzelner Parameter wie Sätze, Pausen und Wiederholungen innerhalb eines Trainingsplanes. Vielmehr geht es darum, die Vielseitigkeit der körperlichen Fitness kennenzulernen, körperliche Leistung ganzheitlich zu betrachten und vor allem einfach mal richtig Spaß zu haben. Ein fitter Mensch ist nicht nur stark, sondern auch schnell, explosiv, ausdauernd, flexibel, mobil und beherrscht. Das Ganze ist mehr als nur das Heben schwerer Gewichte im Studio.
Die moderne Welt hat so viele Möglichkeiten zu bieten. Warum unnötig beschränken? Warum körperliche Fitness nur mittels Krafttraining trainieren? Okay, wenn es für dich dein ein und alles darstellt und andere Sportarten vom Spaßfaktor nicht mal in die Nähe kommen, wäre es verständlich. Aber ohne dich zu kennen würde ich wetten, dass es auch einige andere Sportarten gibt, die dich reizen. Kraftsportler lieben die Herausforderung und Herausforderungen hat eigentlich jede Sportart zu bieten.

In der Schule

…werden wir noch mit den unterschiedlichsten sportlichen Aktivitäten konfrontiert. Doch im späteren Leben beschränken sich viele von uns auf ein, vielleicht zwei Sportarten. Klar, im Berufsleben und zum Teil auch im Studium hat man nicht unbedingt die Zeit und Energie, 20 Sportarten gleichzeitig zu betreiben. Kein Wunder also, dass wir uns auf das Altbewährte beschränken. Aber mit der Zeit kommen wir in einen Trott und irgendwann machen wir es dann nur noch weil wir es immer schon gemacht haben. Die Begeisterung geht abhanden. Das Ganze macht nicht mehr so viel Spaß wie in der Anfangszeit, als alles noch neu, unverkrampft und leidenschaftlich war. Vielleicht passiert das nicht bei allen Menschen, aber zumindest bei vielen.
Gibt es da nicht irgendeine Sportart, die Du vielleicht in deiner Jugend in der Schule oder in einem Verein betrieben hast oder aber immer schon betreiben wolltest? Vielleicht ein Kampfsport? Oder eine Ballsportart? Turnen? Tanzen? Klettern? Yoga? Pilates? Bergsteigen? Bowling? Guter Gott, von mir aus: Dart?

Du, ich und das Universum

Es wird Zeit, die sportliche Routine zu durchbrechen und eine neue (alte) Sportart auf den „Trainingsplan“ zu setzen. Zeit, das riesige Potenzial der Moderne, das Meer an Möglichkeiten, zur persönlichen Erfüllung zu nutzen. Bei all den Massephasen, Diäten und Shakes vergessen viele Athleten den Spaßfaktor. Sie konzentrieren sich fast nur auf ihr Aussehen. Im Grunde genommen ist das nicht allzu verwerflich, aber es gehört auch ein großes Maß an Eitelkeit dazu. Davon abgesehen nimmt sich jemand, der sich zu stark auf sein Äußeres konzentriert, oftmals selbst zu wichtig. Ich möchte dir nicht zu nahe treten oder dich nicht beleidigen, aber im Großen und Ganzen kommt die Welt auch ohne dich gut zu recht. Und auch ohne mich. Und ohne jeden anderen Menschen. Wir sind nicht hier, um irgendjemandem irgendetwas zu beweisen. Nehmen wir den kosmischen Maßstab, wird unsere Existenz noch unbedeutender. Unsere Galaxie umfasst alleine schätzungsweise 100-300 Milliarden Sterne! Lass dir diese Zahl mal auf der Zunge zergehen. Ein Stern wird häufig von einigen Planeten umkreist – so wie die Erde als einer von acht Planeten in unserem Sonnensystem die Sonne umkreist. Alleine unser Sonnensystem ist für unsere Verhältnisse bereits verdammt groß. Noch größer allerdings ist der „Raum dazwischen“.  Sehen wir uns einmal in unserer „Nachbarschaft“ um. Von unserer Sonne sind es zum nächsten Sonnensystem (Alpha Centauri) ca. 4,34 Lichtjahre. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Das Licht selbst bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 300000 km pro Sekunde. Ein Lichtjahr bezeichnet also etwa eine Strecke von 9,5 Billionen Kilometern.  
Wir sehen also, dass alleine unsere Galaxie abartig groß ist. Noch krasser wird das Ganze, wenn wir uns vor Augen führen, dass das ganze Universum nach derzeitigen Schätzungen über 100 Milliarden solcher Galaxien enthält. Manche sind kleiner und andere wieder größer als unsere und der Raum dazwischen extrem groß. Allein die nächste größere Galaxie ist etwa 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt!
Okay, das Meiste davon wird für dich nicht neu sein, aber ich finde es immer wieder faszinierend, sich die gewaltigen Ausmaße des Kosmos vor Augen zu führen. Dadurch erkennen wir erst einmal, wie unbedeutend unsere Existenz ist. Wenn wir sterben, versagen oder was auch immer machen, „interessiert“ sich das Universum einen Dreck dafür. Und dennoch ist die Realität subjektiv und wir selbst bilden in der Regel das Zentrum unserer Realität. Das ist auch gar nicht weiter schlimm und letztendlich sogar überlebenswichtig. Problematisch wird es erst, wenn wir uns selbst ZU wichtig nehmen und zwischen wirklichen Problemen und Banalitäten nicht mehr unterscheiden können. Dadurch verkrampfen wir, weil wir das Gefühl bekommen, jede falsche Entscheidung bringt die Welt zum Einsturz.

Lange Rede, kurzer Sinn

Ich will den Exkurs jetzt nicht zu weit ausdehnen und damit noch tiefergehende Fragen aufwerfen. Entscheidend ist die Lektion, die ich für mich daraus ziehen will: Wir sollten uns selbst nicht allzu wichtig nehmen. Wenn wir mal ein bisschen Muskelmasse verlieren oder etwas Fett aufbauen, geht davon nicht die Welt unter. Vergiss also für den kurzen Moment einmal, dass eine neue Sportart deinen vermeintlich wichtigen Trainingsplan durcheinander bringt. Aussehen ist ja schön und gut, aber was bringt das alles, wenn keine Leidenschaft und kein Spaß dabei ist? Willst Du das Leben nicht voll genießen? Kommen wir zur Frage von vorhin zurück. Gibt es nicht irgendeine Sportart, die Du gerne ausprobieren oder wieder ausüben willst? Auf die Du wirklich mal Bock hättest? Was genau hält dich davon ab? Zeit? Du musst ja nicht gleich auf Profi-Niveau einsteigen und zweimal täglich trainieren. Einmal in der Woche reicht auch. Wenn es Dir dann Spaß macht, findest Du vielleicht noch etwas mehr Zeit. Wenn nicht, stellst Du es eben wieder ein. Verlieren kannst Du dabei nicht. Nur gewinnen. Und zwar an Spaß, Abwechslung und Erfahrung. Es hat den angenehmen  Nebeneffekt, dass Du auch deine Fitness mal wieder von einer ganz anderen Seite forderst. Also probiere es diesen Monat doch einfach mal aus. Suche dir eine Sportart (oder mehrere), die Du gerne betreiben würdest, und fang an. Durchbrich die Trainingsroutine. Ich für meinen Teil möchte gerne wieder Badminton spielen und Bouldern gehen. Beides werde ich zumindest einmal wöchentlich betreiben. Was ist mit dir? Bist Du dabei? Durchbrichst Du die Ketten der Routine?

(Bild: © frank peters – Fotolia.com)