Prüfungszeit. Die Mission nach dem Aufwachen steht fest: heute wiederhole ich x und gucke mir zu dem noch y an. Danach wird beides geübt. Zuerst aber muss ich mir Frühstück machen. Zum Friseur müsste ich auch mal wieder. Es steht auch noch ein Telefonat an. Gesagt getan. Der Vormittag verrinnt. Es wird wieder Zeit für eine Mahlzeit. Danach ist Ruhezeit, der Körper ist schließlich mit der Verdauung beschäftigt.
Es ist bereits 15.00 Uhr und ich habe noch nicht eine Sekunde gelernt. Zeit wird’s. Also her mit den Unterlagen und auf geht’s! Puh ist das noch viel Arbeit. Zum Glück werde ich nach 30 Minuten von einem Anrufer erlöst. Heute Abend kommt Fussball, man könnte vorher noch etwas essen gehen. Also gut, aber bis dahin wird noch fleißig gelernt. Und trainiert. Aufgeräumt müsste eigentlich auch mal wieder werden, in der Unordnung kann man sich schlecht konzentrieren.
19.00 Uhr: der Besuch ist da, der Lerntag vorüber. Unter dem Strich stehen in etwa 60 Minuten lernen und ein Haufen belangloser Tätigkeiten. Wieder einmal bin ich dem Übel erfolgreich aus dem Weg gegangen und habe die Zeit gekonnt mit Nichtigkeiten gefüllt. Vergeudet trifft es vielleicht eher.
Keine Seltenheit
Dieses Problem zieht sich durch das Leben vieler Menschen. Wir schaffen es nicht uns ausreichend auf das Wesentliche zu fokussieren und geben uns daher belanglosen Aktivitäten hin, um dennoch beschäftigt zu sein.
„Dem Überflüssigen nachlaufen, heißt das Wesentliche verpassen.“ (Jules Saliege)
Die wichtigen und zugleich unangenehmen Aufgaben schieben wir vor uns her. Versucht man das Wesentliche mit Routineaufgaben und Nichtigkeiten zu überbrücken, dreht sich der Uhrzeiger umso schneller. Wir fallen der Relativität der Zeit zum Opfer. Das Unwesentliche reduziert unsere Lebensdauer.
Warum eigentlich? Warum schaffen wir es nicht Belanglosigkeiten hinter uns zu lassen? Warum holen sie uns immer wieder ein?
Von klein auf an versuchen wir uns das Leben leicht zu machen. Wir suchen das Vergnügen und gehen Widerständen aus dem Weg. Genau hier liegt das Problem, unser Unterbewusstsein wurde im Laufe der Jahre vom Aufschieben geprägt. Die in der Regel schwächlichen Versuche das Wesentliche zu umklammern gleichen der Absicht ein brennendes Haus mit einer Gießkanne zu löschen.
Nur ein starker Wille vermag Trägheit zu überwinden. Immer und immer wieder müssen wir uns die Bedeutung von Widerständen bewusst machen. Wir müssen anfangen uns danach zu lechzen. Wir müssen sie lieben lernen. Wir müssen uns in Erinnerung rufen, dass sie uns unseren Zielen näher bringen.
Nur der halbe Weg
Schaffen wir das werden wir zu strebsamen Persönlichkeiten. Aber auch zu produktiven? Nein, noch fehlt uns eine weitere Komponente. Zielstrebigkeit setzt sich aus streben und zielen zusammen. Leider haben wir oft auch das Zielen verlernt. Wissen Sie wohin Ihr Leben führen soll? Was wollen Sie erreichen? Wofür leben Sie?
Häufig hört man hier Antworten wie Reichtum, Familie und Gesundheit. Vage Aussagen, die auch nur unsere Ziellosigkeit unterstreichen. Machen Sie sich Gedanken über Ihre Ziele und Prinzipien. Wer sind Sie? Wer wollen Sie sein? Was müssen Sie dafür tun? Was opfern?
Derartige Fragen gilt es unbedingt zu klären. Sie bilden die Basis für ein erfolgreiches, selbstbestimmtes Leben. Viele leben nicht ihr eigenes, sondern das von der Gesellschaft vorgegebene. Seien Sie anders! Hinterfragen Sie alles in Ihrem Leben, angefangen bei sich selbst. Rufen Sie sich dabei Ihre gewählten Ziele immer wieder ins Gedächtnis, denn die zahlreichen Ablenkungen der Moderne treiben uns rasant zurück ins Hamsterrad.
Idealerweise…
leben Sie gemäß Ihren Zielen. Verbringen Ihren Tag mit Aktivitäten, die Sie ihnen näher bringen.
Gewöhnen Sie sich an, mindestens wöchentlichen, besser täglich, über Ihr Vorgehen zu reflektieren. War mein Tag/meine Woche produktiv? Habe ich mich auf meine Ziele konzentriert?
Natürlich kann nicht jede Tätigkeit im Verlauf des Tages darauf ausgerichtet sein. Manchmal möchte man sich einfach vergnügen, Kraft sammeln und neuen Anlauf holen. Manchmal sind auch Routineaktivitäten wie Arztbesuche, Haushaltsaufgaben und ähnliches zu verrichten.
Aber machen Sie sich auch eines klar: Sie leben nur einmal. Nutzen Sie die Ihnen gegebene Zeit. Beschäftigen Sie sich mit dem Wesentlichen. Zu diesem Zweck gibt es ein mehr oder weniger berühmtes Gesetz. Eines, das mein Leben grundlegend verändert hat und mir half den unerfüllenden Nichtigkeiten dieser Welt weitestgehend den Rücken zu kehren. Die Rede ist vom Pareto-Gesetz / Pareto-Prinzip, auch bekannt als 80/20 Regel. Sie besagt, dass 20% des Aufwandes 80% der Ergebnisse nach sich ziehen.
Sie können zum Beispiel 80% einer Sprache in 20% der Zeit lernen. 20% der Übungen ermöglichen 80% des Muskelwachstums. Eben jene goldenen 20% bilden das Wesentliche! Diese Regel kann man grundsätzlich auf alles anwenden. Suchen Sie stets nach den entscheidenden großen Stellschrauben.
Zeit zu Handeln
Verlieren Sie keine Zeit, fangen Sie gleich damit an Ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen. Was hat große Auswirkungen? Was bringt mich wirklich näher an mein Lebensziel heran? Was bereitet mir wirklich Vergnügen und ist nicht nur ein sinnloser Zeitvertreib? Welche oberflächlichen Aktivitäten kann ich aus meinem Alltag streichen?
Hinterfragen Sie einfach alles. Stellen Sie Ihren kompletten Tagesablauf in Frage. Viel zu oft schleichen sich hier Banalitäten herein, die kostbare Zeit fressen ohne wünschenswerte Ergebnisse zu liefern.
Keine Ausreden
Zum Schluss möchte ich noch den häufigsten Einwand entkräften. Man wird durch die konsequente Anwendung dieser Regel keineswegs nur durchschnittlich.
Grundsätzlich gibt es zwei Anwendungsmöglichkeiten. Sie können die wesentlichen Aktivitäten finden, die mit Ihren Zielen im Einklang stehen, und diese dann vehement verfolgen. Die zweite Option ist es bei den unwesentlichen Aktivitäten die wichtigen 20% zu finden, um nur möglichst wenig Zeit mit ihnen zu verschwenden.
Suchen Sie also nach Ihrer Passion. Haben Sie etwas gefunden, für das Sie wirklich brennen, denn geben Sie sich dieser Leidenschaft hin. Kümmern Sie sich bei allen anderen Sachen nur um das gröbste, um Ihre Zeit den wirklich wichtigen Dingen widmen zu können.
Es ist nicht leicht, es kostet mentale Energie. Allerdings zahlt sich alles was Sie investieren irgendwann aus. Man erntet immer nur das, was man auch säht. Also haben Sie den Mut und beschreiten Sie den Weg vom Unwesentlichen zum Wesentlichen.
(Foto: Lupo / pixelio.de)