So ziemlich jeder Athlet würde gerne mehr Klimmzüge und Dips schaffen. Kein Wunder, sind es doch zwei der effektivsten Oberkörperübungen überhaupt. Wer gute Fortschritte bei diesen beiden Übungen erzielt baut automatisch starke Arme, breite Schultern und ordentlich Brustmuskeln auf. Allerdings fällt die Progression sowohl bei Klimmzügen als auch bei Dips nicht unbedingt leicht. Viele Athleten verharren hier auf Plateaus. Assistenzübungen helfen nur bedingt weiter, weil sie die spezifischen Bewegungsmuster nicht effektiv nachahmen können. Wer mehr Klimmzüge und Dips schaffen möchte kommt nicht umhin beide häufiger zu trainieren. Was vielen Athleten dabei fehlt ist ein gutes, progressives Programm, mit dessen Hilfe man seine Wiederholungszahlen steigern und nebenbei natürlich auch Muskelmasse aufbauen kann – und genau das liefert dir dieser Artikel.
In 30 Tagen die Wiederholungszahlen verdoppeln
Diese von Pavel Tsatsouline entwickelte Challenge gibt dir ein genaues Wiederholungsschema vor, mit dem Du deine Wiederholungszahlen in 30 Tagen verdoppeln kannst. Diese Routine wurde für Klimmzüge entwickelt, lässt sich aber ebenso gut auf Dips anwenden. Um das Gleichgewicht zu wahren sollten beide ohnehin gleichermaßen trainiert werden. Die Challenge wurde unter anderem auch in meinem Buch „Project Body“ verarbeitet. Sie eignet sich für alle Athleten, die wenigstens 5 absolut saubere Klimmzüge und Dips beherrschen (d.h. vor allem auch über den vollen Bewegungsumfang).
Das Wiederholungsschema
Tag 1 | Tag 2 | Tag 3 | Tag 4 | Tag 5 | Tag 6 |
5/4/3/2/1 | 5/4/3/2/2 | 5/4/3/3/2 | 5/4/4/3/2 | 5/5/4/3/2 | Pause |
Tag 7 | Tag 8 | Tag 9 | Tag 10 | Tag 11 | Tag 12 |
6/5/4/3/2 | 6/5/4/3/3 | 6/5/4/4/3 | 6/5/5/4/3 | 6/6/5/4/3 | Pause |
Tag 13 | Tag 14 | Tag 15 | Tag 16 | Tag 17 | Tag 18 |
7/6/5/4/3 | 7/6/5/4/4 | 7/6/5/5/4 | 7/6/6/5/4 | 7/7/6/5/4 | Pause |
Tag 19 | Tag 20 | Tag 21 | Tag 22 | Tag 23 | Tag 24 |
8/7/6/5/4 | 8/7/6/5/5 | 8/7/6/6/5 | 8/7/7/6/5 | 8/8/7/6/5 | Pause |
Tag 25 | Tag 26 | Tag 27 | Tag 28 | Tag 29 | Tag 30 |
9/8/7/6/5 | 9/8/7/6/6 | 9/8/7/7/6 | 9/8/8/7/6 | 9/9/8/7/6 | Pause |
Dieses Wiederholungsschema gibt dir genau vor, wie viele Wiederholungen Du von jeder Übung an den einzelnen Tagen durchführen sollst. Jedes Workout besitzt 5 Sätze pro Übung. Am ersten Tag würdest Du demzufolge insgesamt 15 Klimmzüge und 15 Dips durchführen – 5 Wiederholungen im ersten Satz, 4 im zweiten, 3 im dritten, 2 im vierten und 1 im letzten. Pausiere zwischen den Sätzen jeweils 60-90 Sekunden. Beginne mit den Klimmzügen und führe erst danach die Dips durch.
Nach den 30 Tagen kannst Du dir noch 1-2 Tage freinehmen und dann deine neuen maximalen Wiederholungszahlen testen.
Häufig gestellte Fragen
Diese Challenge ist von der Machart her sehr einfach und simpel – auf dem ersten Blick. Probiert man es allerdings aus, so ergeben sich einige entscheidende Fragen, die ich hier beantworten möchte.
Ist das Programm auch dann für mich geeignet, wenn ich deutlich mehr als 5 Wiederholungen schaffe?
Ja, allerdings musst Du dann so viel Zusatzgewicht verwenden, dass Du (am 1. Tag) gerade noch 5 saubere Wiederholungen schaffst. Behalte dieses Zusatzgewicht für die 30 Tage konstant bei. Beim finalen Test (am 31. oder 32. Tag) wirst Du dann mit diesem Gewicht 10 Wiederholungen schaffen – sofern Du zuvor alles richtig gemacht hast.
Wie soll ich mich in der Zeit ernähren?
Vor allem nicht zu kompliziert. Es geht in dieser Zeit in erster Linie um die Leistung, nicht um die Körperzusammensetzung. Nichtsdestotrotz ist es klar, dass ein hohes Körpergewicht bei Körpergewichtsübungen weniger sinnvoll ist, wenn man mehr Wiederholungen schaffen möchte. Ein großer Kalorienüberschuss bleibt also aus. Ein großes Kaloriendefizit macht ebenfalls keinen Sinn, weil dadurch Kraft verloren geht – wer zu wenig isst, fühlt sich schlapp.
Wie üblich solltest Du dich zunächst an die Ernährungsbasics (Die neue Philosophie des Essens) halten und dich darauf konzentrieren sie so gut wie möglich umzusetzen. Dadurch bekommt der Körper die Nährstoffe, die er braucht, um Leistung zu erbringen und dabei gesund zu bleiben. Was die Kalorien angeht, so würde ich nach Gefühl regulieren. Wenn Du dich zu schlapp fühlst, hast Du zu wenig gegessen. Zu viel zu essen ist im Gegensatz dazu eher unwahrscheinlich, wenn Du dich von naturbelassenen Lebensmitteln ernährst. Mit Gemüse und Fleisch baut man kein Fett auf, das passiert erst, wenn diverser Chemie- und Süßkram dazu kommt.
Achte also in erster Linie darauf nicht zu wenig zu essen. Setze vor allem auch fettreiche Lebensmittel wie Avocados, Nüsse, Kerne, Lachs, Makrele und Eier auf den Speiseplan. Kohlenhydrate können aus Obst und komplexen Quellen wie Süßkartoffeln ebenfalls konsumiert werden, allerdings vorzugweise um ein Workout herum.
Geht das nicht genauer?
Mach es nicht zu kompliziert. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist nicht kompliziert. Sie erfordert aber in Zeiten des Fast-Food-Überflusses einiges an Disziplin. Kannst Du diese Disziplin für einen Monat aufbringen? Wenn nicht, so plane lieber von Anfang an einen Schummeltag pro Woche ein, an dem Du im Großen und Ganzen einfach essen kannst was Du willst – ein Mindestmaß an Mäßigung vorausgesetzt.
Welchen Griff soll ich verwenden?
Beim Dip ist die Technik klar und da die meisten Holme fest sind, gibt es hier auch wenig Spielraum. Bei Klimmzügen sieht die Sachlage wieder etwas anders aus. Hier kann man viele verschiedene Griffe verwenden. Breiter Obergriff, enger Untergriff, schulterweiter Hammergriff, Wechselgriff und so weiter. Welcher ist der richtige? Das kommt auf die Trainingsziele an. Wenn Du vorrangig einen breiten Rücken willst, so empfiehlt sich ein breiter Obergriff. Willst Du eher große Bizepse? Dann wäre der enggefasste Untergriff perfekt. Für eine Mischform empfiehlt sich ein etwa schulterweiter Griff (oder etwas breiter) – entweder im Obergriff (Handflächen zeigen vom Körper weg) oder im Hammergriff (Handflächen zeigen zueinander).
Die meiner Meinung nach beste Ausführung von Klimmzügen findet allerdings an Turnringen statt. Hier können sich die Handgelenke frei mitdrehen, wodurch ein natürlicherer Bewegungsablauf gewährleistet wird, was bei einer hohen Trainingsfrequenz wie in diesem Programm deutlich gesünder ist. Wenn Du die schulterweit befestigten Ringe im Hammergriff greifst und dich nach oben ziehst, drehen sich die Handgelenke automatisch ein, sodass Du dich in der Endposition im Untergriff befindest. Arbeite nicht dagegen an, lass es zu. Das ist der natürliche Bewegungsablauf.
Unabhängig davon, für welchen Griff Du dich letztendlich entscheidest, solltest Du diesen Griff für die gesamte Zeit der Challenge beibehalten. Normalerweise würde man den Griff häufiger variieren, um verschiedene Bewegungsmuster zu etablieren, den Körper an der Stagnation zu hindern und die Gelenke fit zu halten. Bei dieser Challenge geht es allerdings um das ambitionierte Ziel seine Wiederholungszahlen in einem Monat zu verdoppeln. Das kann nur dann funktionieren, wenn ein spezielles Bewegungsmuster perfekt eingeschliffen wird – und bei 30 kurzen Tagen musst Du dir auch keine Gedanken über Stagnation und dergleichen machen.
Wie schaffe ich es progressiv zu trainieren, meine Wiederholungszahlen immer weiter zu steigern?
Das ist wahrscheinlich die entscheidende Frage, denn hier kommt alles zusammen. Dein gesamter Lebensstil spielt eine Rolle. Um progressiv trainieren zu können, muss dem Körper – sofern man kein genetischer Freak ist – ein wachstumsfreundliches Milieu geschaffen werden. Isst Du zu wenig oder nur nährstoffarme Lebensmittel, so wird er nicht wachsen. Hast Du zu viel Stress und kommst nicht zur Ruhe, so wird er nicht wachsen. Trainierst Du wie ein Milchmädchen, ohne Leidenschaft und Konzentration, so wird er nicht wachsen. Um in einer kurzen Zeitspanne signifikant stärker zu werden, musst Du deinen gesamten Lebensstil überprüfen. Du musst dich möglichst sauber ernähren, im Training kämpferisch sein, dem Körper Ruhe verschaffen und gleichzeitig Aktivität in den Alltag bringen. Letzteres ist dafür entscheidend, dass auch der Stoffwechsel auf Hochtouren läuft, wodurch die Nährstoffversorgung verbessert wird und Du gleichwohl mehr Energie und Motivation hast. Klar, jedes Training ist besser als kein Training. Wenn Du aber schon schläfrig, gelangweilt und demotiviert ins Studio kommst, wirst Du nicht die nötige Menge an Kraft entfesseln können, um die entscheidenden Wachstumsreize zu setzen, die dafür notwendig sind, deine Wiederholungszahlen in einem kurzen Monat zu verdoppeln.
Davon abgesehen sorgt ein aktiver Alltag dafür, dass Du natürliche Körperhaltungen einnimmst, statt stundenlang in krummer Haltung auf dem Stuhl zu lungern. Schlechte Haltungen führen zu Verspannungen und Verspannungen mindern deine Fortschritte enorm. Progressivität ist ein ganzheitliches, ein holistisches Unterfangen. Wenn Du mit einem guten Plan nicht progressiv trainieren kannst, läuft irgendetwas grundlegend falsch in deinem Leben. Für diesen Monat musst Du – sofern Du dich der Challenge stellen willst – das alles auf die Reihe kriegen. Denn auch wenn die Routine simpel und erfolgsversprechend aussieht, kann ich dir sagen, dass es keinesfalls leicht wird. „So nebenbei“ wird das nichts. Du musst dich für diesen einen Monat zusammenreißen und alles geben, nur dann kann es funktionieren. Aber erst dann kannst Du auch wirklich stolz auf dich sein, oder?
Toller Artikel/Trainingsplan!
Ich habe ja bereits deine HFT-Fitness-Challenge durchgeführt. Die KKL-Einheiten verlaufen da ja ähnlich. Und auch obwohl ich damit tolle Fortschritte gemacht habe könnten die Erfolge bei den Klimmzügen immernoch größer sein. Nachdem ich nun „Hochfrequenztraining & Auto-Regulation“ (zum großteil doppelt) gelesen habe (für die Empfehlung möchte ich noch einmal danken) versuche ich mich nun an intuitivem Clustertraining. Für mich ist es das erste Mal, dass ich ohne festen Trainingsplan trainiere, deshalb habe ich mit einigen Problemen zu kämpfen. Ein großes Problem ist der fehlende Überblick über die Progression. Ich trainiere z.B. ca. jeden zweiten Tag Klimmzüge, verwende dabei immer verschiedene Griffweiten, unterschiedlich lange (kurze) Satzpausen, unterschiedlich viele Wiederholungen und unterschiedlich viel (wenig bis gar kein) Zusatzgewicht. Das Prinzip ist einfach: trainiere bis zum Koordinationsversagen. Das funktioniert soweit auch ganz gut, doch was ausbleibt ist dieses Gefühl von Fortschritt. Das ständige Variieren der Parameter (die man ja eigentlich komplett vergessen sollte) führt dazu, dass Ich nicht weiß, ob ich nun mehr Arbeit bzw. Fortschritte im Vergleich zur letzten Trainingseinheit verrichtet habe oder nicht. Das gehört wohl zum Erlernen von intuitivem Training dazu doch ob ich mich damit so ganz wohl fühle weiß ich nicht. Daher die Überlegung, ob ich mich nicht doch an einen Trainingsplan halte, zumindest was meine Schwachstellen betrifft. Diese Variante des Klimmzugtrainings klingt jedenfalls sehr interessant und wird in Zukunft ausprobiert!
Damit sprichst Du denke ich den wunden Punkt des Systems an.
Zu viel Variation ist nicht sinnvoll, um spezifische Ziele zu erreichen. Daher macht es aus meiner Sicht auch wenig Sinn die Parameter komplett zu ignorieren. Christian Zippel gibt ja auch selbst einige Intervalle für verschiedene Trainingsziele vor.
Was ich Dir empfehlen würde: Variiere nicht zu oft die Übungen und wenn Du in einer speziellen Übung besser werden willst, variiere auch dort nicht zu oft den Griff (zeitlich begrenzt). Zunächst musst Du einzelne Bewegungsmuster perfekt einschleifen, erst dann macht es wirklich Sinn häufiger zu variieren. Weiterhin solltest Du dich auch beim intuitiven Training ruhig für ein Ziel entscheiden und entsprechend trainieren. Gelegentliche Ausnahmen wie hohe Wiederholungen in einer Kraftaufbauphase sind nützlich, aber im Großen und Ganzen solltest Du die Parameter grob auf ein Ziel ausrichten.
Je mehr Erfahrung Du sammelst, desto besser wirst Du alles intuitiv einschätzen können. Aber von 0 auf 100 funktioniert das nicht besonders gut. Daher wäre es auch hilfreich Trainingstagebuch zu führen. Dadurch erhältst Du einen Überblick und kannst einschätzen, ob Du Fortschritte machst. Gegebenenfalls kannst Du auch einmal die Woche einen Krafttest einfügen (zum Beispiel so viele Klimmzüge wie möglich in einem Satz oder maximales Zusatzgewicht mit dem gerade noch eine Wiederholung möglich ist).
Zur Fortschrittskontrolle werde ich sobald ich die Zeit finde auf jeden Fall noch einen Artikel schreiben!
Ich denke auch, dass ich zumindest wieder Tagebuch führen werde. Meine nächste Frage wäre gewesen, ob ich innerhalb einer Trainingseinheit die Griffe variieren sollte, z.B. habe ich bei Klimmzügen meistens zunächst weit proniert, anschließend immer enger und im letzten Satz eng supiniert gegriffen. Die Frage ist damit geklärt und ich werde mich an deinen Rat halten und den Griff über ein paar Tage/Wochen nicht variieren. Sofern die Tagesform stimmt, ist ein Krafttest sicherlich auch sinnvoll um den Fortschritt im Auge zu behalten.
Auf den Artikel zur Fortschrittskontrolle freue ich mich schon!
Beste Grüße!
Es kommt immer darauf an. Theoretisch kannst Du auch innerhalb einer Einheit den Griff variieren, aber dann musst Du einfach sehr oft Klimmzüge trainieren (1-2 mal täglich z.B.). Wenn Du nur alle zwei Tage Klimmzüge durchführst, lohnt es sich nicht so extrem oft zu variieren. Ist ein Drahtseilakt und dazu gehört wie schon gesagt einfach auch Erfahrung ;)
Viel Erfolg
Hallo Philipp,
Der Artikel klingt interessant, ich würde es gerne mal ausprobieren. Aber ich würde gerne wissen wie es sich mit den regulären Training verhält macht man das wie gehabt weiter oder integriert man es in es in einer abgespeckten Form mit ein, das die Brust und Beine usw mit bearbeitet werden?
Hi Daniel,
das Programm deckt bereits den gesamten Oberkörper ab (Klimmzüge und Dips). Wenn du magst, kannst du noch 2x pro Woche Kniebeugen sowie bis zu 3x pro Woche Bauchmuskeltraining machen und ebenfalls optional 1x pro Woche Ausdauertraining. Aber grundsätzlich gilt: Klimmzüge und Dips first. Hier sollte der Fokus liegen.
Natürlich kannst du das Wiederholungsschema auch nur auf Klimmzüge anwenden, falls beides zusammen deine momentane Regenerationsfähigkeit (die ist abhängig vom Fitnesslevel und insbesondere von der Ausdauer) übersteigen sollte. In dem Fall würde ich dann zusammen mit den Kniebeugen ebenfalls 2x pro Woche noch was für die Brust machen (Dips, Bankdrücken oder Liegestütze).
Sportliche Grüße
Philipp
Hallo Philipp, ich bin heute bei Tag 19 angekommen und habe das Programm leider bei den Klimmzüge nicht mehr gemäß Vorgabe geschafft. Dips geht noch gemäß Vorgabe. Hast du vielleicht einen Tip für mich, wie ich nun bei den Klimmzüge weiter verfahren soll? Das Programm finde ich vom Prinzip her super, da ich mich schon sehr gut steigern konnte.
Danke und Grüße Christian
Hi Christian,
kein Problem und nicht unüblich. Es erfordert schon einiges, um bei dem Tempo Schritt zu halten. Wiederhole jetzt Tag 13 – 19 noch einmal. Wenn du es dann noch nicht schaffst, dann wiederhole Tag 19 solange, bis du es schaffst. Dann pausiere 2 Tage und mache anschließend von Tag 19 an normal weiter.
Schöne Grüße
Philipp
Hi Philipp,
Vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Grüße Christian