Achtsamkeitsmeditation für AthletenSprunghaft, launisch und selten zielgerichtet. Das beschreibt genau die Gedankenwelt der meisten Menschen. Wir haben keine echte Kontrolle über unsere Gedanken, sie flattern vom einen Thema zum nächsten und selten sind wir in der Lage unsere gesamte Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Ziel zu richten – es gibt zu viele Ablenkungen.

Doch sind es die Ablenkungen selbst, die Schuld haben? Das denken wir meistens, um uns nicht eingestehen zu müssen, dass wir selbst die Verantwortung tragen. Ablenkungen machen wir uns selbst, weil wir unsere Gedanken nicht unter Kontrolle haben und die Dinge pausenlos werten. Sobald wir irgendetwas sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen werten wir augenblicklich im Sinne früherer Erfahrungen– das macht uns zu Opfern unserer Vergangenheit und keinesfalls zu Menschen mit freiem Willen. Wer sich weiterentwickeln möchte darf nicht in der Vergangenheit leben.

Wie übernimmt man die Kontrolle?

Indem man zunächst nicht wertet, sondern die Dinge so annimmt wie sie sind. Man akzeptiert, dass der Zug sich verspätet, die Verabredung absagt, die Klausur schwer ist und wertet es nicht. Erst mit der Akzeptanz erhalten wir die Macht, Gedanken zu ergreifen oder ziehen zu lassen. Gemäß der buddhistischen Lehre kommen Gedanken wie sie wollen und Gedankenkontrolle bedeutet, den Gedanken ziehen zu lassen, wenn er uns abträglich erscheint, oder zu ergreifen, wenn er uns dienlich ist.

Äquivalente Gefühlswelt

Ebenso verhält es sich mit unseren Gefühlen. Auch sie sollten wir akzeptieren und wieder los lassen, wenn sie uns abträglich erscheinen.

Leicht gesagt…

…aber in Wahrheit ist das höllisch schwer – und genau das macht es so wertvoll! Nichts von Wert wird einem geschenkt, wir müssen dafür arbeiten, über uns hinauswachsen und genau dadurch erhält es seinen Wert.

Als nicht-Mönche haben wir noch nicht die Kraft Gedanken und Gefühle zu kontrollieren, denn bisher versuchen wir einfach sie zu unterdrücken. Doch genau dadurch gewinnen sie an Stärke, denn sie stehen im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Die gute Nachricht: Gedankenkontrolle kann man lernen, ebenso wie es auch die Shaolin-Mönche gelernt haben.

Meditation eignet sich dafür hervorragend. Grundsätzlich gibt es viele verschiedene Arten zu meditieren, doch eignet sich die Achtsamkeits-Meditation, die ich Ihnen hier vorstellen möchte, vermutlich am ehesten zum Erlernen von Gedankenkontrolle.

Eine kleine Einführung

Legen Sie sich auf Ihren Rücken auf den Boden, idealerweise auf eine Decke (nicht ins Bett!). Die Beine sind gestreckt, die Füße fallen zur Seite, die Arme liegen ebenfalls gestreckt neben dem Körper, Handflächen nach oben.

Sorgen Sie zudem für eine äußere Reizarmut – Licht aus, Fenster abdunkeln und schließen, Tür zu machen. Für den Anfang ist es besonders wichtig, um mit den Gedanken so wenig wie möglich abzuschweifen und innere Ruhe zu schaffen.

Atmen Sie dreimal tief ein und aus. Nun fangen Sie an zu meditieren. Erforschen Sie einfach nur Ihren Geist, wie ein objektiver Beobachter. Erkennen Sie Gedanken ohne sie zu werten und lassen Sie sie los. Denken Sie nicht über bestimmte Dinge nach, sondern lassen Sie einfach alle Gedanken wie Wolken von dannen ziehen. Auch äußere Einflüsse, wie Fliegen oder Geräusche lassen sie einfach los und ergreifen sie nicht. Sie sind absolut regungslos und Ihr Körper tiefentspannt. Irgendwann werden Sie es schaffen, einen vollkommen stillen Geist zu erlangen – doch das erfordert extrem viel Übung.

Ich selbst schaffe es noch nicht ganz, volle 5 Minuten lang für absolute Stille zu sorgen, aber bisher konnte ich mit dieser Art von Meditation sehr gute Fortschritte machen.

Was bringt das?

Zunächst bringt das natürlich, wie bereits gesagt, die Kontrolle über unsere eigenen Gedanken und Gefühle. Weiterhin entspannen wir dabei wunderbar unseren Körper, Stress wird abgebaut, Infekte können wirksam bekämpft werden, der Geist sortiert sich und unsere Willenskraft wird gestärkt. Lange Meditationszeiten begünstigen das natürlich extrem, doch haben wir alle auch andere Verpflichtungen und Hobbies – daher wollen wohl die wenigsten mehrere Stunden am Tag meditieren. Ein bis zwei 30-minütige Einheiten pro Tag sollten reichen. Sie können auch mit 10-15 Minuten starten und mit der Zeit länger meditieren.

Perfekter Ausgleich

Wenn Sie es einfach jeden Tag ein wenig praktizieren, werden Sie mit der Zeit gelassener, energiegeladener und auch glücklicher. Sie müssen eben nur am Ball bleiben und nicht schon frühzeitig aufgeben. Meditation ist übrigens auch der perfekte Begleiter für Athleten – gerade für jene, die eine hohe Trainingsfrequenz praktizieren. 

(Foto: Uwe Schlick  / pixelio.de)