Trainingshandschuhe zählen mit zum beliebtesten Equipment in der Fitnessbranche. Ob Studio oder Homegym – die meisten Athleten, die mit Gewichten trainieren, nutzen Trainingshandschuhe. Dafür gibt es auch sehr gute Gründe. Einerseits sorgen die Handschuhe dafür, dass man auch mit schwitzigen Händen noch Grip und somit die Kontrolle über die Hantel hat. Dadurch erhöht sich die Sicherheit. Außerdem müsste man wesentlich mehr Kraft aufwenden, um das Gewicht mit schwitzigen Händen noch festhalten und bewegen zu können, wodurch die Griffkraft extrem stark beansprucht wird und in der Folge höchstwahrscheinlich vor den anderen Muskeln versagt. Dadurch würde einiges an Potenzial verloren gehen.
Zudem sind die Handflächen der Handschuhe gepolstert, wodurch schwere Gewichte weniger Schmerzen verursachen und die Schwielenbildung verringert wird. Kein Wunder also, dass Trainingshandschuhe so beliebt sind.
Dennoch nutze ich selbst schon seit Jahren keine Handschuhe mehr beim Training. Warum?
Die Nachteile der Handpolsterung
Trainingshandschuhe verringern die Kraftübertragung. Durch die leicht gepolsterte Schicht zwischen Hand und Objekt (z.B. Hantel) geht der direkte Kontakt verloren. Dadurch verringert sich die über die über die Arme entfaltete Kraft. Das kannst Du ganz einfach selbst austesten. Zieh Dir Handschuhe an oder nutze ein dünnes Geschirrtuch, falls Du keine Handschuhe besitzt, und packe damit einen Stock oder eine Hantel so fest Du nur kannst. Jetzt probiere das gleiche mit den nackten Händen. Du wirst feststellen, dass dein Griff merklich fester wird.
Der direkte Kontakt ist notwendig, um über den Tastsinn das Objekt zur Kraftübertragung besser spüren zu können. Dadurch kannst Du die Bewegung besser koordinieren. Dieser Effekt ist bei Hantelübungen bereits eindeutig spürbar, wird jedoch umso bedeutender, je größer die koordinativen Anforderungen einer Bewegung sind. Beispielsweise wirst Du keinen Turner sehen, der mit Handschuhen trainiert. Die komplexen Bewegungsabläufe können nur mit dem direkten Kontakt zum Barren oder zu den Ringen sauber koordiniert werden.
Durch Trainingshandschuhe geht also einiges an Potenzial verloren und wenn ich ganz ehrlich bin, macht das Training mit direktem Kontakt auch wesentlich mehr Spaß. Dennoch bleiben die Vorteile der Handschuhe und besonders entscheidend ist die Frage, wie man auch mit schwitzigen Händen ohne Handschuhe noch einen festen Griff gewährleisten kann. Da wir bereits über Turner gesprochen haben, bin ich mir sicher, dass Du die Antwort bereits ahnst.
Chalk für einen starken Griff
Chalk trocknet die Haut aus und wirkt dadurch dem Schwitzen der Hände entgegen. Die Verwendung von Chalk findet man sehr häufig bei Turnern oder Kletterern, wo ein fester, kontrollierter Griff eine absolute Schlüsselrolle einnimmt. Auch Gewichtheber nutzen Chalk. Nur im Bodybuilding ist das kleine Wundermittel noch nicht ganz angekommen. Warum? Neben zahlreichen anderen Gründen ist der Hauptgrund sicherlich die Tatsache, dass die meisten Studios die Verwendung von Chalk schlichtweg nicht erlauben. Wer seine Hände mit dem Pulver einreibt, verursacht automatisch eine kleine Staubwolke und zudem wird ein Teil des Chalks auch auf die Gerätschaften übertragen, was den auf Ästhetik bedachten Wellness-Oasen ganz und gar nicht schmeckt. In den eigenen vier Wänden will man die Verteilung von Kreide ebenfalls vermeiden, sodass man dort auch lieber auf Handschuhe zurückgreift. Sie verursachen einfach keinen „Schmutz“. Wie lösen wir das Problem?
Liquid Chalk
Durch die Verwendung von flüssigem Chalk. Ich selbst bin erst vor kurzem darauf gestoßen und nun absolut begeistert. Die flüssige Version trocknet sehr schnell und hält sich deutlich länger auf der Haut. Kreidewolken entfallen und man muss sich keine Sorgen darüber machen, die ganze Bude zu beschmutzen. Allenfalls ganz kleine Mengen werden bei den ersten Sätzen auf die Hantel oder Klimmzugstange übertragen. Danach bleibt das Zeug fest auf den Handflächen und erfüllt so seinen Zweck deutlich effizienter. Ich persönlich nutze „Elliot St Liquid Chalk„.
Liquid Chalk ist also sauberer und unauffälliger, sodass Du es wahrscheinlich auch in Deinem Studio verwenden kannst – notfalls nach der Verwendung eines Gerätes mit einem Tuch und Desinfizierungsmittel die entsprechenden Stellen an der Hantel abwischen. Auf der sicheren Seite bist Du natürlich, wenn Du das Ganze vorher mit dem Betreiber absprichst. Sollte es dennoch keine Möglichkeit geben, kannst Du einen Wechsel in ein anderes Gym (z.B. Crossfit-Box) oder den Aufbau eines guten Homegyms in Erwägung ziehen, um in einer leistungsorientierteren Atmosphäre trainieren zu können. Die Atmosphäre am Trainingsplatz sollte niemals unterschätzt werden. In einer Wellness-Entspannungsatmosphäre wird man langfristig stark in seinem Potenzial gehemmt, weil seriöses Training wenig mit Entspannung zu tun hat. Vielmehr geht es um harte, disziplinierte Arbeit und das erfordert eine entsprechend ambitionierte, leidenschaftliche Atmosphäre. Dort, wo eine gute Trainingsatmosphäre herrscht, ist Chalk eigentlich immer erlaubt, weil es ganz einfach von den meisten herausragenden Kraftathleten benutzt wird. Neben den eindeutigen Vorteilen bei der Verwendung von Chalk gibt es allerdings auch Nachteile, die hier nicht verschwiegen werden sollen.
Die Nachteile von Chalk
Durch den direkten Kontakt mit der Hantel wird nun auch die Handfläche richtig ins Training einbezogen. Das führt zur verstärkten Hornhautbildung, womit sich die Haut der Handfläche an die Umstände anpasst und sich daher selbst besser schützt. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang, der eigentlich nur eine Schwachstelle (die Empfindlichkeit der Hände) eliminiert und damit ja eigentlich als Vorteil gewertet werden müsste. Allerdings sind für die meisten Menschen extrem schwielige, raue Hände auch nicht unbedingt wünschenswert, denn das kommt beispielsweise bei Frauen gar nicht gut an. Wenn die Schwielen also zu groß werden, sollte man sie stutzen, was auch deshalb wichtig ist, um Griffeinschränkungen vorzubeugen. Dafür kannst Du verschiedene Dinge nutzen, z.B. einen Bimsstein oder eine Nagelfeile.
Neben der vermehrten Hornhautbildung durch den direkten Kontakt gibt es noch das Problem, dass Chalk die Haut austrocknet und sie somit brüchig werden lässt. Blutige Stellen an den Handflächen infolge schweren Trainings mögen zwar das Ego mancher Disco-Pumper mächtig aufblasen, führen aber in Wirklichkeit schlicht und ergreifend nur zu längeren Trainingspausen. Davon abgesehen wirken auch raue, trockene Hände nicht gerade ansprechend auf Frauen. Deshalb ist es wichtig, nach dem Training mit Chalk die Hände zu pflegen und eine Feuchtigkeitscreme zu nutzen.
Okay, das klingt erstmal nicht sehr männlich. Aber was bedeutet „männlich“ denn eigentlich? Dass man sich an die Dogmen irgendwelcher versoffener Wannabe-Machos hält, die beim Saufen am lautesten schreien und anschließend voller Inbrunst einen Glimmstängel nach dem anderen durchziehen? Oder heißt männlich, dass man seinen eigenen Weg beschreitet, eigene Entscheidungen trifft ohne dabei ständig auf der Suche nach Anerkennung zu sein? Chalk ist ein wichtiges Hilfsmittel, um seine Leistung beim Training zu steigern und der Einsatz von Chalk erfordert den Einsatz einer Feuchtigkeitscreme für die Hände. Spielt es eine Rolle, ob das „cool“ oder „männlich“ ist? Es ist sinnvoll, weil es dir hilft. Nur darauf kommt es doch letztlich an, oder?
Welche Feuchtigkeitscreme Du genau verwendest, bleibt dir überlassen. Ich kann nicht gerade behaupten, viel damit experimentiert zu haben. Ich nutze „Handcreme mit BIO-Olivenöl“ von Florena, einfach weil sie sehr gut riecht. Notfalls kannst Du eine Freundin fragen, welche sie dir empfehlen würde, denn sie kennt sich damit sicherlich besser aus.
Fazit
Trainingshandschuhe hemmen deine Leistung und Fortschritte. Wenn Du ernsthaft trainieren, große Fortschritte erzielen und stark werden willst, solltest Du (Liquid) Chalk nutzen. Anfangs mag dies ungewohnt und vielleicht sogar schmerzhaft sein, weil deine Handflächen die starke, direkte Belastung noch nicht gewöhnt sind. Sie werden sich allerdings sehr schnell anpassen, stabiler werden und so ein deutlich ambitionierteres Training ermöglichen. Durch den direkten Kontakt zur Hantel oder auch zur Klimmzugstange, wirst Du ein vollkommen neues Gefühl für die Bewegung bekommen. Du wirst sie intensiver spüren, wodurch Du konzentrierter trainieren kannst und höchstwahrscheinlich auch mehr Spaß beim Training haben wirst. Probiere es aus!
(Bildquelle: © lunamarina – Fotolia.com)
Vielen Dank für die wertvollen Informationen. Ich fand, was ich suchen.