Über Milliarden von Jahren hat die Natur eine gigantische Vielzahl von Lebewesen erschaffen. Vom primitiven Einzeller bis hin zu den verschiedensten komplexen Organismen. Jede Lebensform besitzt dabei ihre Eigenheiten, jedes Lebewesen ist besonders. Doch über ihnen allen steht aus evolutionärer Sicht der Mensch. Der Mensch ist die Spitze der Schöpfung, das Meisterwerk der Evolution.
Was uns Menschen von allen anderen Lebewesen unterscheidet ist die schlichte Tatsache, dass nur und ausschließlich der Mensch zu jederzeit in der Lage ist aus Eigeninitiative sein Leben vollkommen zu verändern.

Der äußere Rahmen

Innerhalb des Universums sind alle Lebewesen an bestimmte Gesetzmäßigkeiten gebunden. Es gibt eine übergreifende Ordnung, einen äußeren Verfügungsrahmen, der in Form von Naturgesetzen die Bedingungen des Lebens diktiert. Wir können ihn uns als eine Art Regierung vorstellen, die mittels Gesetze Ordnung erschafft.
Ein Elektron bleibt immer ein Elektron und es wird auch immer dessen Eigenschaften innehaben – das Elektron wird stets vom Proton angezogen und sich von anderen Elektronen abstoßen. Es hat da keine andere Wahl.
Bei den Lebewesen gibt es da schon mehr Möglichkeiten, doch leben sie alle gemäß ihrer Bestimmung. Sie versuchen zu überleben und sich zu vermehren. Oder hast Du schon mal ein Tier gesehen, das verhütet? Oder ein anderes Lebewesen, das bewusst Selbstmord begeht? Vermutlich eher weniger.
Je komplexer die Lebensform, desto freier ist sie in ihrem Leben und Streben. Die Krönung dieser Freiheit, die Spitze der Evolution, stellt der Mensch dar. Wir haben es geschafft, weite Teile der Natur zu beherrschen, die Lüfte und Meere trotz unserer biologischen Einschränkungen „erobert“ und eine Welt voller Abstraktionen erschaffen. Regierungsapparate, Währungen, Börsenhandel, Sprache, Mathematik. Das sind alles Abstraktionen, die den weiteren Fortschritt in unserer Entwicklung ermöglichten, aber nicht viel mit einem „natürlichen“ Leben zu tun haben.

Arroganz und Weisheit

Nur wir Menschen sind zu jeder Zeit in der Lage unsere Lebensweise komplett zu verändern. DAS ist die Weiterentwicklung. Der Trend der Evolution geht in Richtung Freiheit. Heißt das wir sind besser als die weniger weit entwickelten Lebewesen? Im Gegenteil.
Das Problem ist, dass wir Menschen nicht allzu viel unternehmen, um diesen Trend auch fortzuführen. Denn dass wir die Möglichkeit dazu haben, heißt noch lange nicht, dass wir sie auch nutzen.
Die meisten Menschen streben nicht nach Freiheit, sondern nach Sicherheit und Routine. Sie wollen einen geregelten Alltag, einen stabilen Lebensrahmen zum Festhalten. Selbstständiges Arbeiten scheint die Ausnahme zu sein. Viele sind eher an Vorgaben, klaren Richtlinien interessiert – auch wenn sie den Chef verfluchen mögen.  Wenn es um Ernährung oder Training geht, sollen es feste Pläne sein und keine übergreifenden Prinzipien zur selbstständigen Umsetzung.
Dieses Geschenk der Evolution, die unvergleichbare Freiheit, die der Mensch genießen darf, bleibt von vielen leider ungenutzt.
Genau aus diesem Grund sind wir eben nicht besser als weniger weit entwickelte Lebewesen. Wir nutzen unser Potenzial nur selten und können uns nicht damit rühmen, es überhaupt zu besitzen.
Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, mir ausgesucht zu haben, ein Mensch zu werden. Keiner von uns hatte die Wahl. Wir wurden einfach geboren, darauf hatten wir keinen Einfluss. Das unvergleichbar große Potenzial des Menschen ist für uns alle ein Geschenk. Wir können uns dessen nicht rühmen. Wir haben nur die Wahl, das Potenzial zu nutzen oder zu vergeuden. Nur in dieser Wahl vermag unser Verdienst zu liegen.
Leider neigen wir dazu, viel zu viel von unserem Potenzial zu vergeuden und das spricht uns das Recht auf die Krone der Schöpfung ab.

Der stetige Fall des Lebens

Im Kindesalter steht unser Leben noch im Zeichen der Entwicklung. Kinder sind offen für alles, schaffen es sich für die trivialsten Dinge zu begeistern, lernen wo es nur geht. Je älter wir allerdings werden, desto weiter entfernen wir uns von diesem Weg. Die meisten Rentner sind in ihrem Denken fest wie Beton. Kein Platz für neue Ideen, kein Platz für neue Aktivitäten, kein Platz für neue Fähigkeiten, kein Platz für Neues.
Das Weltbild des Menschen verfestigt sich mit jedem abgelaufenen Lebensjahr, bis es schlussendlich vollkommen starr wird. In diesem Augenblick stirbt das Lebewesen Mensch – oftmals geschieht das noch bevor der Körper stirbt.
Viele der älteren Menschen sind (bei allem Respekt) bereits tot. Sie existieren noch, aber sie leben nicht mehr. Leben heißt streben. Wer nicht mehr strebt, wer sich nicht mehr weiterentwickelt, stirbt.

Unser Leben scheint darauf ausgerichtet zu sein, früh zu sterben und lange zu existieren. Eltern predigen vor ihren Kindern, sie sollen bodenständig werden, Routine entwickeln – Freigeister sind nicht gern gesehen, denn sie sind Eindringlinge, Fremde, Unbekannte in der Welt der Starrheit. Und wir fürchten, was wir nicht kennen.  Wir fürchten den Tod, denn wir wissen nicht, was danach passiert. Wir wollen nicht sterben, haben Angst davor. Deswegen zögern wir das unausweichliche hinaus, verlängern unsere Existenz durch moderne Medizin um viele Jahre. Ich spreche erneut von Existenz, denn die tatsächliche Lebenserwartung der Menschen hat sich nicht allzu sehr verändert. Nach der Berufsausbildung stoppt der Lernprozess, stoppt die Entwicklung, versiegt das Leben. Spätestens wenn die ersten eigenen Kinder das Licht der Welt erblicken, wird es Zeit, bodenständig zu werden.

Die Ausnahmen

Glücklicherweise gibt sind hiervon nicht alle Menschen betroffen. Einige wenige erkennen die Notwendigkeit des Lernens, die untrennbare Verknüpfung von Wachstum und Leben. Das sind die Menschen, die die Gesellschaft voran bringen. Die für Innovation sorgen, die Welt beleben und entscheidende Beiträge zur Gesellschaft leisten. Ich rede dabei nicht von karrieregeilen Schwachköpfe, die nicht nach Entwicklung sondern nach Anerkennung streben und dabei oftmals sich selbst verlieren. Ich meine große Dichter und Denker, Wissenschaftler, Originale  – Menschen, die eine Inspiration für andere darstellen. Sie haben ihre Existenz mit Wachstum erfüllt und daher Höhen erreicht, von denen andere nur träumen können.

Glück und Wachstum

Aber nicht nur große Berühmtheiten sind Beispiele für strebende Menschen. Es muss nicht jeder, der offenen Geistes durch die Welt schreitet, einen hohen Bekanntheitsgrad erreichen. Die große Gemeinsamkeit aller entwicklungsorientierten, freien Menschen, der gemeinsame Nenner, ist Lebensfreude. Strebende Menschen sind glücklich und erfüllt, das Leben genießend, statt ängstlich und frustriert vor sich hin vegetierend.

Der erste Schritt

…besteht aus dem Etablieren einer wichtigen Routine.
Oh je, da rede ich von Freiheit und empfehle als erstes eine Bindung? Sehr widersprüchlich, zugegeben, aber aus einem guten Grund.
Die Entscheidung sein Leben zu ändern und nach Entwicklung zu streben ist leicht getroffen. Die Umsetzung allerdings ist verbunden mit einem hohen Aufwand und großen Widerständen. Diese Widerstände sind sogar Grundbedingungen für die Entwicklung, denn ohne sie können wir nicht wachsen. Es wird also alles andere als Leicht.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Tagesablauf zu großen Teilen ein Spiegel des Morgens ist. Wie man den Morgen angeht, so wird man auch den restlichen Tag angehen. Wer morgens viel trödelt, sich von Müll ernährt, hirnlosen Schrott im Fernsehen konsumiert und absolut nichts produktives zustande bringt, wird mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auch im restlichen Tagesablauf träge und unproduktiv sein – zumindest aber demotiviert. Es mag hiervon die eine oder andere Ausnahme geben, doch die meisten Menschen werden enorm davon profitieren, sich ein sinnvolles, produktives Morgenritual zuzulegen.
Als Anregung möchte ich mein eigenes Morgenritual mit Dir teilen.

Mein Morgenritual

Direkt nach dem Erwachen stehe ich auf (auf keinen Fall lange im Bett liegen bleiben!) und gehe in die Küche, um ein warmes Glas Wasser zu trinken. Das belebt und hydriert. Direkt danach mache ich 15-30 Minuten Yoga gefolgt von einer kurzen Meditiation. Yoga bringt Kreislauf und Lymphsystem in Schwung, trainiert Beweglichkeit, Körperbeherrschung (allen voran die Atmung) und Konzentration. Die Meditation dient dazu mich auf den Tag einzustimmen. Ich entspanne dabei bewusst den Körper und versinke in den Geist, um meine Gedanken zu beobachten und zu ordnen.
Danach geht es ins Bad unter die Dusche – je nach Wachheitsgrad kalt oder warm. Zum Schluss folgt ein ausgewogenes, nährstoffreiches Frühstück – Steak mit Nüssen oder Rührei mit Speck, dazu meistens etwas Gemüse. Die Menge richtet sich nach dem Trainingsziel. Beim Muskelaufbau fällt das Frühstück deutlich größer aus als beim Fettabbau.

Dieses Morgenritual ist natürlich nur ein Beispiel, welches veranschaulichen soll, worauf es ankommt. Es geht darum bereits in der Früh produktiv an der eigenen Entwicklung zu arbeiten und vor allem Körper und Geist sinnvoll auf den Tag einzustimmen. Etwas Bewegung und ausgewogene Ernährung sollte auf jeden Fall ein fester Bestandteil des Morgenrituals sein. Worauf genau man dabei setzt, spielt keine so große Rolle. Man könnte beispielsweise Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen, ein paar Klimmzüge und Liegestütze absolvieren, am Sandsack trainieren, Qigong oder was auch immer machen – irgendetwas, das dich in deiner Entwicklung voran bringt.

Routine und Freiheit

Das Morgenritual sollte im Idealfall – vielleicht mal abgesehen vom Beruf, der Ausbildung oder wirklich unumgänglichen Dingen – die einzige konstante des Alltags werden, denn es hat einen großen Einfluss auf alles was folgt und vermag den folgenden Aktivitäten eine sinnvolle Richtung zu verleihen. 

Darüber hinaus gilt es Ballast abzuwerfen und sich frei von Routinen zu machen, denn jede Routine ist eine Einschränkung in der Entwicklung.
Das widerspricht sich mit dem, was normalerweise überall gepredigt wird. Viele führen Erfolg auf das Etablieren konstruktiver Gewohnheiten zurück und sie mögen damit nicht unbedingt falsch liegen. Allerdings gibt es auch andere Wege. Das Problem ist, dass mit der Routine immer auch die Nachlässigkeit kommt. Das Leben geht in einen Autopilotenmodus über und auch wenn die Gewohnheiten dabei konstruktiv sein mögen, so stumpfen sie dennoch das Bewusstsein ab. Gewohnheiten nehmen den Fokus vom Augenblick, vom Hier und Jetzt. Ich bin davon überzeugt, dass der Mensch in seinem innersten den Drang nach Freiheit hat, denn genau aus diesem Grund sorgen Gewohnheiten so schnell für Langeweile. Wer die Tage mit Routinen verseucht und den gleichen Tag immer und immer wieder erlebt, nimmt sich das Besondere im Leben und damit auch die Begeisterung.
Deshalb bin ich entschieden gegen Routinen. Seien sie auch noch so konstruktiv, sie sind Gift für die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit. Allzu schnell werden sie zu Zwängen und nehmen die Freiheit – und damit auch die Selbstständigkeit. Darum sollten wir uns von möglichst vielen Zwängen befreien und das Leben, den Tag, das Jetzt zu etwas Besonderem machen – das ist vor allem eine Einstellungssache. Das Potenzial zur Freiheit ist das größte Geschenk, das uns jemals irgendjemand machen konnte.

Es wird Zeit

…dieses riesige Potenzial zu nutzen. Zeit festgefahrene Gedankengänge und öde Routinen abzulegen. Zeit nach Freiheit, nach Entwicklung, nach Leben zu streben. Zeit das Leben umzukrempeln und der Mensch zu werden, der man sein will. Zeit seine eigenen Vorstellungen zu realisieren. Zeit Träume zu erfüllen und zu leben. Zeit sich die Krone der Schöpfung zu verdienen. Zeit ist rar. Worauf wartest Du?

Zeit sinnvoll nutzen

(Bild 1: blueviking63 | Bild 2: ToniVC)