Was ist der Hauptgrund dafür, dass Menschen mit dem Training aufhören und ihre Ernährung schleifen lassen? Trägheit. Aber wodurch wird diese Trägheit gespeist? Was macht den Athleten träge? Es gibt zwei Hauptquellen, aus denen die Trägheit ihre Kraft erhält: Ausbleibende Erfolge und das Erbringen zu vieler Opfer.
Wer beim Training keine sichtbaren Ergebnisse erzielt und sich auch mit einer angepassten Ernährung nicht merklich besser fühlt, wird irgendwann beides schleifen lassen.
Zudem erfordern Training und Ernährung oftmals gewisse Opfer, die mit der Zeit für viele zu groß werden. Anfänglich ist man noch top-motiviert, sich seinen Traumkörper zu erarbeiten, aber mit der Zeit geht bei vielen die Leidenschaft verloren und die aufsummierten Opfer werden zu groß.
Die Preisfrage: Wie lassen sich beide Punkte weitestgehend eliminieren?

Intuitive Entwicklung

Die einfache Antwort lautet: Training und Ernährung intuitiv gestalten. Jeder Trainingsplan und jeder Ernährungsplan bringt Einschränkungen mit sich. Das haben Pläne so an sich, denn sie geben vor, was zu tun ist, können dabei aber unmöglich die Nichtlinearität des Lebens einkalkulieren.
Manchmal hat man keine Lust zu trainieren, vielleicht weil man dabei ist krank zu werden oder von einem anstrengenden Tag ausgelaugt ist. Bringt es dann etwas, eine schwere Einheit zu absolvieren? Nein, natürlich nicht! Der Verstand sagt uns sofort, dass in diesem Fall eine leichtere Einheit mit niedrigen Gewichten angebrachter wäre, um Kraft zu schöpfen statt sich den Rest zu geben.
Wie sieht es mit dem Nährstoffbedarf aus? Ist der jeden Tag gleich? Sind wir immer zu den gleichen Zeiten hungrig? Auch hier ein klares Nein.
Warum also versuchen wir alles zu planen? Weil es der einfache Weg ist, denn mit einem Plan an der Hand muss man nicht mehr großartig nachdenken und kann einfach seine Nummer durchziehen. Allzu schnell läuft man hier Gefahr, in einen Trott zu geraten, in Routine zu erstarren und die Begeisterung zu verlieren. Die Ergebnisse sind nicht die besten, denn ein Plan ist starr und kann nicht auf die Widrigkeiten des Lebens reagieren. Die Opfer durch die Alltagseinschränkungen summieren sich auf und schlussendlich geht es mit der Motivation steil bergab.
Das ist letztlich der Grund, warum ich ein starker Befürworter davon bin, Training und Ernährung weitestgehend intuitiv zu gestalten. Wer spielerisch mit diesen beiden Komponenten umgeht, sich selbst immer wieder vor neue Herausforderungen stellt und sie an das Leben und seine Unvorhersehbarkeiten anpasst (statt andersherum), wird langfristig motiviert bleiben und beste Erfolge erzielen.
Intuitives Training sorgt dafür, dass wir uns richtig auspowern können, wenn wir uns energiegeladen und kraftvoll fühlen, und dafür, dass wir einen Gang zurückschalten können, wenn die Energie mal fehlt. Mit intuitivem Training bremsen wir, wenn wir bremsen müssen, und geben Gas, wenn wir Gas geben wollen und können.
Wenn wir die Ernährung intuitiv gestalten, können wir dafür sorgen, stets mit den richtigen Nährstoffen versorgt zu sein. Energie zuzuführen, wenn wir Energie brauchen. Auf Essen verzichten, wenn kein Hunger vorhanden ist.
Das Ganze spart viel Zeit und Nerv – und liefert schlussendlich noch bessere Ergebnisse. Es ist wie in der Regelungstechnik. Regler dienen dazu, auch unter Unvorhersehbarkeiten den Sollwert zu erreichen. Wenn beispielsweise eine Heizung auf eine bestimmte Stufe gestellt wird, dann steht diese für eine bestimmte Temperatur – den Sollwert, also die Temperatur, die sich im Raum einstellen sollte.
In der Heizung wird die Raumtemperatur gemessen und vom Sollwert abgezogen. Die sich daraus ergebende Differenz soll natürlich möglichst gering sein, d.h. der Raum soll möglichst die eingestellte Temperatur haben. Daher wird entsprechend der ermittelten Differenz die Wärmezufuhr erhöht oder abgestellt, damit sich die voreingestellte Temperatur mit möglichst geringer Abweichung ergibt. Das spart Heizkosten und sorgt dafür, dass die Bude nicht überhitzt.
Regler finden sich heutzutage überall, denn sie sind schlicht und ergreifend wesentlich effektiver als offene Wirkungsketten. Es wird Zeit, die Vorgehensweise eines Regelkreises auch in die Trainings- und Ernährungsgestaltung einzubeziehen, das heißt beide auf der Grundlage des „Body-Feedbacks“ zu regulieren.

Voraussetzungen

Voraussetzung hierfür ist geschulte Intuition, welche sich vor allem durch Erfahrung erlangen lässt. Trainingsanfänger sollten sich zunächst noch an Pläne halten, um grundlegende Erfolgsprinzipien verinnerlichen zu können und den Körper und seine Signale richtig kennenzulernen.
Bei der Ernährung ist es ähnlich, wenn auch zeitlich deutlich kürzer. Wer bisher kaum ernährungsbewusst war, sollte zunächst 2-3 Wochen lang jede einzelne Mahlzeit notieren – Energie-, Kohlenhydrat-, Protein- und Fettgehalt. Das sorgt dafür, ein Gefühl für das zu bekommen, was man sich zuführt. Welche Lebensmittel enthalten viele Proteine? Welche sind Kohlenhydratreich? Wo finden sich gute Fette? Von besonderer Wichtigkeit ist es hierbei, auf die Signale des Körpers zu achten: Welche Nahrungsmittel bekommen mir gut? Welche verursachen vielleicht Müdigkeit oder Verdauungsschwierigkeiten?

Beobachten -> Interpretieren -> Regulieren

Im Adonis-Guide sind die Pläne so angeordnet, dass notwendiges Wissen und Erfahrungswerte nach und nach in Fleisch und Blut übergehen. Hier findet sich ein stufenweiser Übergang zu intuitivem Training und intuitiver Ernährung.
Wer bereits Erfahrungen gesammelt hat, kann jedoch gleich den kompletten Sprung durchführen und von Heute auf Morgen Training und Ernährung  gänzlich intuitiv gestalten. Genau darum geht es in der…

Juni-Challenge

Verzichte einen Monat lang komplett auf Pläne. Plane weder Training noch Ernährung. Setze dir zunächst ein Ziel: Fettabbau, Muskelaufbau, Kraftaufbau, Fitness. Richte dann deine täglichen Bemühungen auf dieses Ziel aus.
Wer beispielsweise Fett abbauen will, muss mehr Gemüse und mageres Fleisch essen, häufiger intensive Trainingseinheiten wie Zirkel oder HIIT durchführen und allmählich Kalorien reduzieren. Letzteres funktioniert intuitiv, indem man sich Spiegelbild und Körpergewicht als Referenz herannimmt. Zeichnet sich nach 2-3 Wochen weder auf der Waage noch im Spiegel ein Gewichtsverlust ab, so muss die Kalorienmenge reduziert oder das Training intensiviert werden. Mit einem guten Erfahrungsfundament weiß man in der Regel ohnehin schon, wie viel man wovon essen sollte, um abzunehmen. Das lässt sich dann ganz intuitiv und über dem Daumen gepeilt in den Alltag übertragen – Kalorienzählen überflüssig.

Die Angst vor Fehlern

…ist unbegründet. Du kannst aus nichts anderem besser lernen als aus Fehlern. Entscheidend ist ganz einfach, dass Du stets das gewünschte Ergebnis im Hinterkopf behältst und mit dem aktuellen Zustand vergleichst – wie ein Regelkreis. Daraus können dann mit etwas Grundwissen und Erfahrung die richtigen Schlüsse gezogen werden, um zum gewünschten Ergebnis (Sollwert) zu gelangen. Daher immer die Augen für die Signale des Körpers aufhalten!

Eingewöhnungsphase

Diese Vorgehensweise mag zunächst sehr ungewohnt sein, aber mit der Zeit gewöhnst Du dich daran und das Ganze funktioniert schon fast automatisch. Du wirst deine Ziele viel schneller erreichen und stets motiviert bleiben. Dafür ist es allerdings entscheidend, dass Du es wenigstens für einen Monat ausprobierst. Die Meisten geben nach wenigen Tagen auf und lassen sich dadurch die gewaltigen Vorteile entgehen! Meiner Meinung nach führt für 99% der Menschen kein Weg an intuitiver Regulation von Training und Ernährung vorbei, wenn sie langfristig dranbleiben wollen. Mit Plänen geht früher oder später bei den Meisten die Lust verloren – wobei es hierfür sicherlich auch Ausnahmen geben mag.
Vielleicht reicht dir mein Wort nicht. In diesem Fall rate ich dir, das HFT-Buch von Christian Zippel durchzulesen. Dort spricht auch er sich klar und deutlich für intuitives (bei ihm heißt es auto-regulatives) Training aus. Auch Thomas Blum, Autor vom got-big-Blog, hat bereits den Umstieg gewagt und davon berichtet: Zum Test von Thomas.
Daher mein klarer Rat an dich: Probiere es einfach aus. Lasse alle Konventionen für den Augenblick zurück und probiere einen Monat lang auf Pläne gänzlich zu verzichten. Das muss keine Dauerlösung sein, wenn es dir nicht zusagt. Pläne können immerhin auch dafür gut sein, sich selbst aus der Komfortzone zu holen. Durch die Bindung an einen intensiven, fordernden Plan stellt man seine Willensstärke auf eine harte Probe, weshalb auch ich von Zeit zu Zeit auf Pläne zurückgreife. Pläne und Intuition können sich wunderbar ergänzen und abwechseln!

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