Was erfolgreiche Athleten in erster Linie ausmacht ist ihre Bereitschaft, sich stetig weiterzuentwickeln, zu lernen und zu wachsen. Sicher verfügen sie über Disziplin und Überwindungskraft, aber es ist ihr unbändiger Wille, morgen ein Stückchen weiter zu sein als heute, der ihnen den Erfolg beschert.

Wachstum erfordert Reize. Neue Reize. Reize, die über das bisherige Maß hinausgehen. Jeder Kraftsportler weiß was damit gemeint ist. Wir wissen, dass wir mehr Gewicht auf die Hantel packen oder den Widerstand in irgendeiner anderen Form erhöhen müssen, um stärker zu werden und mehr Muskelmasse aufzubauen. Wir wissen auch, dass wir die Trainingsformen verändern müssen, weil unsere Entwicklung sonst storniert.

Was für den Körper gilt hat ebenso auch für den Geist Bestand. Auch der Geist mag Variation und progressive Widerstände. Wer jeden Tag das gleiche Zeug aus der gleichen Perspektive heraus macht, bekommt einen trägen Geist. Die Gedankenmuster fahren sich ein und irgendwann denkt man jeden Tag den gleichen Mist. Keine Abwechslung, keine Spannung, keine Abenteuer, kein Wachstum. Wer geistig stillsteht, wird irgendwann auch körperlich stagnieren, weil die Leidenschaft abhandenkommt. Routinemenschen schlafen ein, verlieren irgendwann ihren Antrieb und bleiben stehen.

Im Sinne der engen Wechselwirkung zwischen Körper und Geist gilt es beide zu entwickeln. Ein träger Körper führt zu einem trägen Geist und ein träger, stillstehender Geist lässt mit der Zeit die Leidenschaft an der körperlichen Entwicklung verblassen. Für Athleten bedeutet das, sie müssen sich neben ihrem physischen Training auch der geistigen Entwicklung widmen, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, im Fluss zu bleiben und die Flamme der Leidenschaft mit stetig neuem Brennholz zu versorgen.

Für den Körper setzen wir Wachstumsreize indem wir Widerstände bewältigen. Hanteln bewegen, Körpergewichtsübungen durchführen oder auch Sprints, Yoga und Co. absolvieren. Wie aber können wir Wachstumsreize für den Geist setzen?

Geh auf Reisen

Neue Orte, neue Umgebungen, neue Kulturen und Menschen können sehr fruchtbar für das Wachstum des Geistes sein. Allerdings kostet Reisen sowohl Geld als auch Zeit. Klar, es gibt auch günstige Reisemöglichkeiten, die für die meisten Menschen (mich eingeschlossen) allerdings aufgrund zahlreicher Einschränkungen nicht infrage kommen. Die allermeisten Menschen sind örtlich, zeitlich und auch finanziell gebunden und können nicht ständig die Welt bereisen. Aber das ist zum Glück auch gar nicht notwendig. Das Leben ist eine Reise, nicht aber zwangsläufig ein Ortswechsel. Die Reise findet in erster Linie im Kopf statt. Eine Reise durch verschiedenste Perspektiven, ein Fluss der Gedanken.

Die Welt im physischen Sinne zu bereisen ist außerordentlich reizvoll und sofern sich die Möglichkeit bietet, sollte man sie auch wahrnehmen. Darüber hinaus gibt es allerdings eine (mal mehr, mal weniger) kostengünstige Alternative seinen Geist auf die Reise zu schicken und zum Wachsen anzuregen. Diese Alternative findet sich in Büchern.

Sie vereinen die Weisheit und das Wissen unzähliger Generationen, sind noch immer eine Grundlage des Fortschritts. Sie ermöglichen es uns die unterschiedlichsten Perspektiven einzunehmen, wertvolles Wissen zu sammeln und zuweilen liefern sie die entscheidenden Reize dafür unser Leben grundlegend zu verändern.

Die Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten

Die moderne Technik und Infrastruktur ermöglichen uns heutzutage nahezu freien Zugriff auf gigantische Mengen an Wissen und Inspiration. Ein bei Amazon bestelltes Buch wird schon am nächsten Tag geliefert, Ebooks sind sofort verfügbar und Buchhandlungen gibt es auch noch immer in nahezu jeder Stadt. Hinzu kommt die sich immer weiter vergrößernde Informationsmenge im World Wide Web.

Doch das Informationszeitalter birgt auch zahlreiche Risiken. Tiefgreifende sowie schnelle Bildung ist fast schon ein Zwang, um in Zeiten der Globalisierung mithalten zu können. Termindruck, Leistungsdruck, Informationsflut – und das Ergebnis? Viele Menschen lesen keine Bücher mehr, sondern nur noch kurze, oberflächliche Artikel im Internet. Zielgerichtet tippen sie die entsprechenden Suchbegriffe in die Suchmaschine ein, filtern mit eingefleischter Präzision in Sekundenschnelle die Ergebnisse und erhalten die gewünschte Information.

An sich ist das schnelle, zielgerichtete Auffinden von Informationen ein Eckpfeiler unserer Entwicklung und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich selbst es nicht genauso mache. Meistens überfliege ich Artikel nur und ein Grund dafür, dass ich keine YouTube-Videos schaue, ist die Tatsache, dass ich dort nur selten wirklich effizient und zielgerichtet an Informationen komme.
Effizientes Suchen nach Informationen ist praktisch, bringt uns in vielen Situationen voran. Leider bleibt dabei aber auch viel auf der Strecke.

Ein Übermaß an oberflächlicher Beschäftigung

Das Problem ist, dass man ständig nur oberflächlich beschäftigt ist und nie wirklich Zeit findet, sich tiefergehende Gedanken zu machen. Man bleibt an der Oberfläche kleben, begnügt sich mit Informationshäppchen. Viel Wissen, aber wenig Weisheit.

Ein ganzes Buch

… kann da schon wesentlich tiefer gehen. Es vermag Wissen in einen großen Kontext zu setzen und damit den Geist auf eine spannende, inspirierende und tiefgreifende Reise zu nehmen. Neben oberflächlichen Informationsbrocken wird in einem guten Buch Hintergrundwissen und Verständnis vermittelt. Die Sache wird umfassender und damit wertvoller.

Wertvoller, sofern überhaupt Interesse besteht. Denn auch wenn es mit Sicherheit viele gute Bücher über Steuerrecht gibt, mit deren Hilfe ich tief in die Materie einsteigen könnte, bevorzuge ich an dieser Stelle doch die zielgerichtete Google-Suche, um möglichst wenig Zeit mit einem für mich uninteressanten aber gleichwohl wichtigen Thema zu verbringen. Der umfassende Weg, den Bücher gehen, wird für die meisten Menschen erst dann interessant, wenn sie Leidenschaft für das Thema haben und von sich aus lernen wollen. Und genau dann gibt es nichts Besseres als ein gutes Buch, um diesem Interesse gerecht zu werden. Internetartikel sind ein netter Quickie zwischendurch, wirklich lernen und wachsen wird man aber nur, wenn die Informationen in einem größeren Gesamtbild vermittelt werden.

Da ich selbst sowohl Bücher als auch Artikel verfasst habe und verfasse, weiß ich, dass man eine tiefere Reise nur im Rahmen eines Buches bewerkstelligen kann. Das ist der Grund, warum ich persönlich lieber Bücher als Artikel schreibe, denn hier kann ich ein größeres und tiefergreifendes Bild erzeugen, das letzten Endes mehr Wert für den Leser hat.

Klar kann sich beispielsweise ein interessierter Athlet hier und da Informationen zusammensuchen, aber das Zusammenspiel von Training und Ernährung, Körper und Geist vermag in einem zusammenhängenden Buch wesentlich besser vermittelt zu werden – und das lässt sich auf sämtliche Wissensgebiete übertragen. Bücher vermitteln ein Gesamtbild, wodurch der Leser die Informationen im Zusammenhang betrachten und besser verstehen kann.

Eine Frage der Motivation

Worauf das Ganze abzielt, ist offensichtlich: Lies mehr Bücher! Sie bieten den notwendigen Reiz für geistiges Wachstum und eröffnen zuweilen auch Zugang in vollkommen neue Welten. Sie vermögen nicht nur das Interesse an bestimmten Themen zu wecken, sondern auch ein generelles Interesse an Wissen, Bildung und Wachstum. Bücher können wissbegierig machen!
Die Wissbegierde vieler Menschen nimmt im Verlaufe des Erwachsenwerdens ab und erlischt manchmal gänzlich. Das Problem ist ein gewisser Bildungszwang in der Kindheit. Wenn wir uns eigentlich frei entfalten und die Welt entdecken wollen, finden wir uns an eine Schulbank gekettet und der Autorität des Lehrers unterworfen. Das führt dazu, dass viele Schüler nur „ihre Pflicht erfüllen“ und das Interesse an Bildung verlieren.

Ich selbst muss bekennen, dass ich in der Schulzeit überhaupt kein Interesse an irgendetwas hatte – von Computerspielen und Fußball mal abgesehen. Irgendwann zum Ende der Schulzeit entdeckte ich meine Leidenschaft für Krafttraining, las monatlich mehrere Magazine und begann zu trainieren. Jahre später nahm ich dann mein erstes Trainingsbuch zur Hand. Nach und nach kamen weitere Trainingsbücher hinzu und irgendwann auch Bücher über Ernährung, Philosophie und Motivation. Auf einmal entstand ein regelrechter Flächenbrand und ich interessierte mich für alle möglichen Themen, las die verschiedensten Bücher. Physik, Biologie, Psychologie und so weiter. Alles Begann mit Trainingsbüchern und auf einmal entdeckte ich ein generelles Interesse an Bildung und Entwicklung, begeisterte mich für die verschiedensten Gebiete und lernte wesentlich mehr als in 12 Jahren Schule zuvor.

Wer freiwillig und mit Interesse lernt, prägt sich mehr ein und entwickelt sich schneller weiter, denn das Gehirn passt sich nur mit Begeisterung wirklich an. Aus der Schulzeit habe ich von Mathematik abgesehen nicht besonders viel behalten. Was ist nochmal die Funktion der Ribosomen? Keine Ahnung, in der Klausur damals wusste ich die Antwort, aber schon zwei Wochen später…

Das Experiment

Okay, es geht in der Schule ja auch nicht nur um Wissen, sondern beispielsweise auch um Methodik, zwischenmenschlichen Kontakt und Charakterprägung. Aber es ändert nichts daran, dass das freiwillige Lernen dem erzwungenen Lernen in Sachen Effektivität weit voraus ist. Aus diesem Grund ist die Challenge dieses Monats weniger eine Challenge als ein Experiment. Es geht darum auszuprobieren was dich interessiert und begeistert.

Vielleicht hast Du nach der Schule mit dem Lesen und Lernen gänzlich aufgehört und entdeckst durch das richtige Buch deine Wissbegierde und Leidenschaft an bestimmten Themen wieder. Oder aber Du hast nach der Schule weitergelernt, studiert oder freiwillig Bücher zu ausgewählten Themen gelesen. In diesem Fall lohnt es sich einmal Bücher aus vollkommen anderen Themenbereichen zur Hand zu nehmen und zu testen, ob sie dein Interesse und deine Leidenschaft wecken. Setze neue Reize! Führe dir diesen Monat drei Bücher zu Gemüte. Sie können sich um ein Thema drehen, mit dem Du dich schon immer beschäftigen wolltest, etwa Quantenphysik, Epigenetik, C-Programmieren, Neurolinguistische Programmierung, Börsengeschäftige, Geschichte, Zen-Buddhismus oder was auch immer. Genauso können Sie aber auch verschiedene Themenbereiche behandeln, quasi als Interessens-Test dienen.

Ich persönlich habe mir für diesen Monat vier Bücher vorgenommen: „Darm mit Charme“, „Männlichkeit leben“, „Werde ein geschmeidiger Leopard“ und „Mountainbike: Alles, was du wissen musst“.

Falls Du keine Ahnung hast, welche Bücher gewisser Themenbereiche gut und interessant sind, möchte ich Dir hier eine kleine Auswahl an Werken geben, die ich persönlich absolut lesenswert finde. 

Fitness

HFT – Hochfrequenztraining & Auto-Regulation

Complete Calisthenics

Yoga: Das grosse Praxisbuch für Einsteiger & Forgeschrittene (PS: unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis!)

Für Trainingsanfänger kann ich natürlich auch mein eigenes Buch „Project Body – Mit einem neuen Körper in ein neues Leben“ besten Gewissens empfehlen. 

Ernährung

Das Ende des großen Fressens

The Warrior Diet

Wie Übergewicht entsteht…

Motivation und Philosophie

Leider geil, fett und faul

Flow: Das Geheimnis des Glücks

Das Buch vom Ego 

Spiritualität

Meditation – Alles worüber Sie Gewissheit brauchen

Über den Kopf hinaus

Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags

Es können aber natürlich auch ganz andere Werke sein, wie zum Beispiel „Menschen lesen“ aus dem Bereich der Psychologie oder „Schrödingers Kätzchen und die Suche nach der Wirklichkeit“ (Physik) oder Bücher über Kommunikation, Mathematik, Informatik oder was auch immer. Es gibt so unfassbar viele gute Bücher, dass es wirklich schwer ist, nichts Interessantes zu finden.

Die Umsetzung

Das Lesen von Büchern kostet natürlich Zeit, aber es ist in vielerlei Hinsicht eine lohnende Investition. Dabei geht es nicht nur um den Wert der Bücher, sondern auch um den Wert des ruhigen, entspannten Lesens. Das Lesen eines Buches vermag den Geist zu ordnen, Ruhe und Entspannung zu stiften. Wenn man mal alle Bildschirme ausschaltet, seine Erreichbarkeit minimiert und sämtliche Alltagsgedanken, Termine und Verpflichtungen vergisst, eine bequeme Position einnimmt und all seine Gedanken auf das Buch in seinen Händen richtet, ist das eine wahrhaft heilsame Erfahrung.
Ich bin nicht gegen Technik, vielmehr bin ich selbst ein kleiner Technikfreak, der Tablet, Notebook, Ultrabook, Smartphone und sogar eine Smartwatch besitzt, aber es ist in Zeiten der Informationsflut unerlässlich auch mal sämtlicher Technik den Rücken zu kehren, sich aus dem Alltag zurückzuziehen und stille, einsame Momente zu genießen.

Gleichwohl ist es eine gute Idee, stets ein Buch dabei zu haben, egal wohin man auch geht. So kann man zeitliche Freiräume wie Zugfahrten oder auch das Warten auf den Zug sinnvoll nutzen. Das Buch dabei zu haben heißt allerdings nicht, dass man sich jede freie Minute zum Lesen zwingen soll. Das wäre Beschäftigungswahn. Es geht vielmehr darum, dass man, sobald sich zeitliche Freiräume bieten und gleichermaßen Lust vorhanden ist, die Möglichkeit dazu hat, ein Buch zu lesen. Sinnvoll ist Lesen nur dann, wenn der Leser wirklich Lust darauf verspürt. Sich selbst zum Lesen zu zwingen bewirkt auf lange Sicht nur ein steigendes Desinteresse an Bildung – wie es eben auch in der Schule oftmals der Fall ist. Wenn Du also Lust auf Lesen hast, solltest Du auch nach Möglichkeit ein Buch zur Hand haben.

Solltest Du zeitlich stark eingebunden sein, so ist es umso wichtiger, sich regelmäßig die bereits angesprochenen Auszeiten zu nehmen, um sich mit voller, unbelasteter Konzentration auf ein bestimmtes Thema einlassen zu können. Die meiner Meinung nach beste Zeit dafür ist der Abend. Die meisten Menschen verbringen ihre Abende im Dämmerzustand vor dem Fernseher. Ob das so gesund ist, ist eine andere Frage, zumal sich immer wieder zeigt, dass elektrische Geräte und vor allem Bildschirme negative Auswirkungen auf die Schlafqualität haben können. Die abendliche Fernsehroutine mit dem Lesen eines guten Buches zu ersetzen, führt in den allermeisten Fällen zu einem tieferen, gesünderen Schlaf.

Eine letzte Anmerkung noch aus eigener Erfahrung: Es ist keine besonders gute Idee, mehrere Bücher gleichzeitig zu lesen. Dadurch kommt man leicht durcheinander, verliert den Faden und kann sich nicht vollständig auf ein Thema einlassen. Meiner Erfahrung nach ist es gerade noch annehmbar, zwei Bücher zu vollkommen unterschiedlichen Themen zu lesen. Das ist speziell dann der Fall, wenn das eine Buch vorrangig Anleitungen und Handlungsaufforderungen enthält, d.h. praktisch orientiert ist (wie z.B. der Adonis-Guide von mir, in dem es vorrangig um einen langfristigen Trainingsplan geht), und das zweite Buch mehr auf Wissen oder Inspiration ausgerichtet ist, d.h. theoretisch orientiert ist (z.B. rosenrot – oder die Illusion der Wirklichkeit von Christian Zippel). Andernfalls aber ist es besser, Bücher nacheinander zu lesen, denn so bleibt man im Lesefluss und erhält letztlich auch mehr Nutzen. Aus diesem Grund ist es übrigens auch wichtig, nicht zu lange an einem Buch zu lesen, denn ansonsten verliert man den Faden. Daher empfehle ich in diesem Experiment auch, drei Bücher in einem Monat zu lesen. Drei ist die perfekte Zahl um einerseits nicht zu viel Zeit für ein Buch aufzuwenden und andererseits auch nicht unter Zeitdruck und daher Zwang zu lesen.

(Bildquelle: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von michael_wanderer)