Legen wir die Karten auf den Tisch: Die meisten Menschen sind Warmduscher! Wir Sportler bilden da in aller Regel leider keine Ausnahme. Wir kümmern uns um Fitness und Gesundheit, um Leistung und Ästhetik, wir gehen trainieren, passen unsere Ernährung an, sorgen für ausreichende Regeneration und versuchen uns (bestenfalls) körperlich wie geistig weiterzuentwickeln. Doch der Eifer der meisten Sportler endet am Eingang der Dusche. Woran liegt das? Wissen viele von uns nicht um den gesundheitlichen Wert einer schönen kalten Dusche? Das würde ich bezweifeln. Auch wenn sich kaum jemand um die Details kümmert, weiß beinahe jeder, dass eine kalte Dusche einige wertvolle Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. Eine Menge Leute haben sogar schon einen oder mehrere Anläufe gewagt, die kalte Dusche als Routine in ihrem Leben zu verankern. Geklappt hat es bei den Wenigsten. Und das hat einen Grund: Kälte ist hochgradig unangenehm.

Kaltes, über die Haut fließendes Wasser kann (bei vernünftiger Dosierung) wie schon angesprochen zahlreiche positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben und dennoch steht es auf dem Kriegsfuß mit dem inneren Schweinehund, der sich lieber in die warme, trockene, bequeme Bettdecke einmummeln und „chillen“ will. Der Fast-Food, Fernsehen und Videospiele bevorzugt. Es ist der gleiche Schweinehund, der so viele Menschen daran hindert, sich vernünftig zu ernähren, regelmäßig Sport zu treiben und aktiv zu leben. Deshalb ist eine kalte Dusche von gleicher Natur wie ein knackiges Workout oder eine naturbelassene, selbst zubereitete Mahlzeit. Sie ist Anti-Trägheit. Sie zerstört Komfortzonen und geleitet in den aktiven, entwicklungsorientierten Lebensstil echter Athleten.

Athleten duschen kalt

… und alle anderen Menschen sollten dies ebenfalls tun. Denn Gesundheit und Disziplin sind für ein jedes erfülltes Leben von unschätzbarem Wert.

Die Gesundheit ermöglicht es dir, dein Leben in vollen Zügen zu genießen, deine Visionen zu realisieren und Träume zu verwirklichen, während die Disziplin eine fundamental wichtige Fähigkeit ist, um neue, konstruktive Verhaltensweisen etablieren zu können. Während der Schweinehund noch das sagen hat, ist es nämlich vor allem eine Frage der Disziplin, durchzuhalten, um aus einer neuen Verhaltensweise eine Gewohnheit zu machen und dadurch den Schweinehund verstummen zu lassen. Oder anders ausgedrückt: Mit der Zeit wird es leichter. Um dorthin zu gelangen, bedarf es jedoch Disziplin und diese Disziplin ist in gewisser Weise auch eine Verhaltensweise – man kann sie sich aneignen.

Eine wunderbar unkomplizierte, schnelle Methode zur Förderung deiner Disziplin ist – Du errätst es – die kalte Dusche. Aber das ist natürlich noch nicht alles.

Die geballten Vorteile der kalten Dusche

Sicher sind dir schon eine ganze Reihe von den gesundheitlichen Vorteilen einer kalten Dusche zu Ohren gekommen. Um nur ein paar Beispiele zu nennen:

  • Kalte Duschen stärken das Immunsystem
  • Kalte Duschen wirken sich positiv auf Spermienzahl und Testosteron aus
  • Kalte Duschen reduzieren die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Kalte Duschen helfen beim Stressabbau
  • Kalte Duschen wirken Depressionen entgegen
  • Kalte Duschen helfen beim Fettabbau

Wahrscheinlich gibt es noch zahlreiche weitere angebliche Wunder der kalten Dusche. Aber ehrlich gesagt wäre ich bei solchen verallgemeinerten Schlussfolgerungen gerade was den tatsächlichen Wirkungsgrad angeht skeptisch. Sind wir mal ehrlich: Du wirst durch kalte Duschen allein kein Sixpack bekommen, Depressionen überwinden oder die Auswirkungen von Bewegungsmangel und einer schlechten Ernährung auf das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen kompensieren können. Man sollte die Kirche im Dorf lassen.

Dennoch gibt es einige unbestreitbare Fakten, die definitiv für kalte Duschen sprechen.

Kalte Duschen regen die Durchblutung an – und fördern die Regeneration

Nicht nur kalte Duschen, sondern Kälte allgemein. Bestimmt kennst Du das Gefühl, wenn Du im Winter nach einer Schneeballschlacht, bei der Du natürlich keine Handschuhe anhattest, ins warme Wohnzimmer zurückkehrst. Erinnerst Du dich? Wie die Hände quasi in Sekundenschnelle von blass zu rot übergehen und von Wärme durchströmt werden? Wie Du die enorme Durchblutung regelrecht fühlen kannst?

Den gleichen Effekt liefert dir eine schöne, kalte Dusche, wenngleich sie sich nicht auf die Hände beschränkt. Die Intensität ist bei der Dusche aufgrund der zeitlichen Dosierung natürlich etwas niedriger, weil Männer bei einer Schneeballschlacht selten ein Ende finden – jeder will den letzten Wurf. Whatever. Eine kalte Dusche jedenfalls fördert die Durchblutung des Körpers und wirkt sich deshalb auch positiv auf die Regeneration nach einem harten Workout aus. Blut transportiert nämlich letztlich in erster Linie Sauerstoff und Nährstoffe, sodass diese bei einer verbesserten Durchblutung besser zirkulieren können.

Die Förderung der Durchblutung lässt sich auch mit „regt den Stoffwechsel an“ umschreiben und wie jeder Athlet weiß, wirkt sich ein aktiverer Stoffwechsel positiv auf die Fettverbrennung aus. Das ist auch der Grund, weshalb oft gesagt wird, kalte Duschen fördern die Fettverbrennung. Aber wie schon oben erklärt, darf man sich hier was die tatsächliche Wirkung angeht keine falschen Hoffnungen machen. Du wirst auch weiterhin regelmäßig trainieren und dich entsprechend ernähren müssen, um schlank zu werden und zu bleiben.

Kalte Duschen sind gesund für Haut und Haar

Zu warmes Wasser attackiert den schützenden Fettfilm der Haut und trocknet sie aus. Kaltes Wasser hingegen spendet Feuchtigkeit und verengt die Poren, was Verunreinigungen entgegen wirkt.

Dieser Punkt ist eigentlich für alle Menschen sehr wichtig, aber für Athleten ganz besonders. Denn wer häufiger oder vielleicht sogar hochfrequent trainiert, wird in aller Regel natürlich auch oft duschen. Nicht wenige Athleten duschen gar zweimal täglich. Für Haut und Haar ist das leider nicht optimal. Unter anderem können dadurch Pickel (zum Beispiel am Rücken) entstehen und Haarausfall begünstigt werden. Die Verwendung von kaltem Wasser wirkt dem entgegen.

Kleiner Tipp am Rande: Beim Abtrocknen eher tupfen statt rubbeln, das schont Haut und Haar. Je häufiger Du duschst, desto wichtiger wird das „Wie“.

Kalte Duschen machen morgens wach

Okay, das ist wahrlich kein Geheimnis. Jeder, der schon einmal kalt geduscht hat, weiß um die aufpeppende Wirkung. Die Kälte versetzt dich in Alarmbereitschaft, also in den Aktivitätsmodus. Der perfekte Start in den Tag. Gerade in Zeiten des maßlosen Kaffeekonsums ist das sicherlich ein sehr wichtiger Faktor.

Eine ähnliche Wirkung haben übrigens auch Hand- und Kopfstand (an der Wand). Kein Scherz.

Kalte Duschen machen glücklich

Zugegeben: Klingt sehr nach Esoterik – ist aber sehr viel handfester. Gerade eben haben wir besprochen, dass uns das kalte Wasser in Alarmbereitschaft versetzt. Dieses intensive Gefühl wischt das gesamte Gedankenchaos des Alltags beiseite.

Anders gesagt: Die kalte Dusche vereinnahmt deine gesamte Konzentration – und ordnet dadurch den sprunghaften Geist. Du kannst ja gerne mal versuchen, unter der kalten Dusche eine Ballade aufzusagen. Das Ergebnis kann ich dir vorweg nehmen: Es wird nicht funktionieren, weil es nicht möglich ist, sich ausreichend zu konzentrieren. Der „Kälteschock“ macht reinen Tisch im Kopf, lenkt die Konzentration auf den Augenblick und befreit daher auch von den üblichen Sorgen, Problemen und Zukunftsgedanken. Eine wahrhaft reinigende Erfahrung – für Körper und Geist.

Ich selbst dusche mittlerweile durchgehend seit einem dreiviertel Jahr 1-2 mal täglich kalt und ich könnte schwören, dass ich danach deutlich ausgeglichener und ruhiger bin, tiefer atme und mich besser konzentrieren kann. Aber das ist meine eigene Erfahrung. Solltest Du es bisher noch nicht ausprobiert haben, wird es finde ich Zeit, dass auch Du dir auf diesem Gebiet einen eigenen Erfahrungsschatz zulegst. Deshalb fordere ich dich heraus:

Dusche einen Monat lang ausschließlich kalt

Du weißt nun um die vielen Vorteile für Gesundheit und Motivation. Nun gilt es diese auch zu nutzen! Wie bei jeder guten Challenge wirst Du auch hier wie eingangs angekündigt deine Disziplin trainieren. Denn so viel sollte dir von Anfang an klar sein: Es wird verdammt viel Überwindungskraft kosten.

Jeden Tag, wenn Du in die Dusche steigst und dir dabei das sogleich auf deine Haut prasselnde eiskalte Wasser vorstellst, wirst Du dich fragen: Was soll das eigentlich?! Kann ich nicht einfach weiterhin angenehm warm duschen? Wenigstens heute?

Wir haben schon eine ganze Reihe von Gründen besprochen, aber sofern sie dich nicht unmittelbar in größerem Maße betreffen, sind dies rein rationale Gründe, während die genannten, vom Schweinehund gesteuerten Fragen emotionaler Natur sind. Gefühle sind sehr viel Stärker als rationale Gedanken. Deshalb ist es eine Herausforderung. Eine Herausforderung für deine Willensstärke und Disziplin – und eine Möglichkeit, beides weiterzuentwickeln. Das Überwinden von Widerständen ist letztlich nichts anderes als reine Übungssache. Die Schwierigkeit besteht nur darin, anzufangen.

Worauf wartest Du?

Klar gibt es gute Gründe, irgendwann damit zu beginnen. Du könntest es aber auch einfach jetzt tun. Geh einfach ins Badezimmer und stell dich unter die Dusche. Beginne ruhig mit lauwarmem Wasser und stelle die Temperatur geduldig und schrittweise kälter, bis die niedrigste Temperatur erreicht ist. Es ist wie beim Baden im See: Wer nicht an kaltes Wasser gewöhnt ist, tut gut daran, langsam reinzugehen. Mit der Zeit wird der Körper robuster, sodass man irgendwann auch direkt kalt duschen kann. Mir hilft es, das kalte Wasser zunächst nur auf die Füße zu lenken, um einen großen „Schock“ zu verhindern. Das scheint mir ehrlich gesagt auch gesünder als blind „ins kalte Wasser“ zu springen.

Bestanden hast Du die Challenge, wenn Du 30 Tage lang bei jeder Dusche wenigstens für 30 Sekunden am Stück die kälteste Temperatur eingestellt hast.

Eine kleine Ausnahme

Ausnahmen können schnell zur Regel werden und das ganze System zum Einsturz bringen. In diesem Fall gibt es jedoch eine Ausnahme, die mir absolut sinnvoll erscheint: Wenn Du krank bist oder merkst, dass sich eine Erkältung anbahnt und dein Immunsystem geschwächt ist, macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, kalt zu duschen. In solchen Fällen sollte man lieber auf die Intuition statt aufs Ego hören.

Für gesunde Menschen aber gibt es keine Ausnahmen, keine Ausreden. Einen Monat lang bei jeder Dusche mindestens 30 Sekunden am Stück die niedrigste Temperatur einstellen – bist Du dabei? Oder bleibst Du Warmduscher?

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