Unser Weg scheint vorgegeben: Schule gefolgt von Ausbildung oder Studium gefolgt vom Arbeitsleben. Ein fester, gut bezahlter Job, das ist das Ziel. Eine gängige Arbeitswoche dauert 40 Stunden, also 8 Stunden Arbeit, 5 Tage die Woche. Wenn man Glück hat und seinen Job behält, bleibt man bis zur Rente in diesem Raster. Mit der Rente kommt dann die Freiheit. Endlich keine Eltern, Lehrer, Ausbilder, Professoren, Chefs und feste Arbeitszeiten mehr, die einen Vorgaben machen und einzwängen. Endlich kann man tun und lassen was man will. Dafür hat man sein Leben lang gearbeitet, um eine ordentliche Rente zu bekommen und seinen Ruhestand genießen zu können.
Da gibt es nur ein kleines Problem. Beim Renteneintritt ist man durchschnittlich schon 67 Jahre alt. Der Körper hat die besten Zeiten längst hinter sich gelassen. Womit hat man dann den Großteil seiner Zeit verbracht, als man noch jung, fit, gesund, stark und energiegeladen war? Mit Arbeit. 40 Stunden die Woche + An- und Abfahrt. Ein energetisch kostspieliger Prozess. Unter der Woche bleibt kaum Energie für sonstige Aktivitäten. Die meisten Menschen leben fürs Wochenende.
Aber gibt es dazu eigentlich eine Alternative? Man muss ja schließlich irgendwie seinen Lebensunterhalt verdienen und dazu gehören nun einmal lange Arbeitszeiten in einem ortsgebundenen Job. Oder?

Die 4-Stunden-Woche

Glücklicherweise leben wir in der Zeit der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Das Internet, der große Schatz unserer Zeit, vermag uns Tore zu neuen Welten zu öffnen. Es kann uns natürlich ebenso ablenken, aus der Realität in eine virtuelle Ersatzrealität lotsen und Schaden anrichten. Wer es aber richtig einzusetzen weiß, vermag durch die umfangreichen Kommunikationswege, die das Internet eröffnet, Freiheit zu gewinnen. Freiheit vom 40-Stunden-Zyklus, Freiheit von der Ortsgebundenheit, Freiheit vom vorgegebenen Weg. Das Internet liefert uns mehr Chancen denn je, eigene Wege zu beschreiten.
In seinem Werk „Die 4-Stunden Woche“ zeigt Timothy Ferriss, wie man die Möglichkeiten der Moderne nutzen kann, um mehr Freiheit zu gewinnen. Er definiert dazu den Begriff der „Neuen Reichen“, bei denen nicht mehr der Besitz, sondern der Grad an Freiheit und Möglichkeiten zählt. Denn was bringt es uns denn eigentlich, wenn wir hochbezahlte Top-Manager werden, wenn wir im Gegenzug auch 60 oder gar 80 Stunden in der Woche arbeiten müssten? Wofür dann das Geld? Für die 4 Wochen Urlaub im Jahr? Für die Rente? Ohne Zeit bringt Geld nicht allzu viel. Geld bietet Sicherheit und eröffnet viele Möglichkeiten, die wiederum aber erst mit Zeit genutzt werden können. Ein reicher Mensch ist daher jemand, der seinen eigenen Weg frei beschreiten kann. Der seine Leidenschaft auslebt und intensive Erfahrungen sammelt. Ein Neuer Reicher verdient also kein Geld, um sich haufenweise Besitz zuzulegen, sondern um das Leben und die Freiheit genießen zu können. Er strebt in erster Linie nach Zeit und Mobilität.

Der Weg zum DEALmaker

Der Weg zum Neuen Reichen führt nach Ferriss über den DEAL-Prozess. Definition, Eliminieren, Automation und Liberation. Das sind die 4-Schritte, die ein Mensch bewältigen muss, um dem „Hamsterrad“ zu entkommen und zum Neuen Reichen zu werden.
Das Buch richtet sich an Unternehmer und Angestellte gleichermaßen. Für einen Untermehr gilt es den DEAL-Prozess in der angegebenen Reihenfolge durchzuführen, während ein Angestellter die Reihenfolge in DELA ändern muss. Zur Erklärung müssen wir uns ansehen, was sich hinter den einzelnen Prozessen verbirgt.

D wie Definition

Die 4-Stunden Woche räumt in erster Linie mit veralteten Glaubenssätzen auf. Von Kindheit an werden wir nach den Dogmen der Gesellschaft geprägt, die uns in eine vorgegebene Rolle zwängen und uns an unserer individuellen Entfaltung hindern. Um das zu schaffen, was die meisten Menschen für unmöglich halten würden, muss man sich eine andere Denkweise aneignen und Konventionen den Rücken kehren. Die Freiheit beginnt im Denken. Der erste Schritt ist also einen neuen Lebensstil zu definieren.

E wie Eliminieren

Beim Eliminieren werden alle unwesentlichen Aktivitäten auf ein Mindestmaß reduziert und durch den Einsatz kleiner Techniken wie der berühmten 80/20-Regel wird Zeit gewonnen. Timothy Ferriss erklärt hier, wie man seine Produktivität deutlich steigern kann, um dadurch an mehr Freiheiten zu gelangen. Der Prozess des Eliminierens stellt nicht nur für einen Neuen Reichen eine sinnvolle Investition dar, sondern auch für jeden anderen, der einfach mehr Zeit haben und auf seinem jeweiligen Gebiet konzentrierter arbeiten und erfolgreicher sein möchte.

A wie Automation

Die Automation zeigt Möglichkeiten, ein passives Einkommen zu generieren. Bei normalen Jobs erhält man immer genau solange Geld, wie man arbeitet. Hört man auf zu arbeiten, so kommt auch kein Geld mehr rein – das stellt ein aktives Einkommen dar. Ein passives Einkommen hingegen liefert auch dann Geld, wenn keine Arbeit mehr investiert wird.
Hier erfährt man mehrere Möglichkeiten, über das Internet Geld zu verdienen, und lernt zudem Wege kennen, wie diese Prozesse im Verlaufe der Zeit z.B. durch Outsourcing automatisiert werden.

L wie Liberation

Die Freiheit ruft. Im letzten Teil des Buches geht es darum, sich von der Ortsgebundenheit zu befreien, seinem Chef oder Arbeitsplatz zu entwischen und seine Geschäfte aus der Ferne zu lenken. Dieses Kapitel motiviert dazu, die Welt zu  erfahren. Es weckt das Reisefieber, aber vor allem auch den Drang nach Freiheit. Nicht jeder Mensch will unbedingt Reisen, doch ich kenne niemanden, der nicht gerne mehr Freiheit in seinem Leben genießen wollen würde, um seine Träume zu verwirklichen, Hobbys auszuleben und ganz einfach mehr Kontrolle über sein Wohlbefinden zu bekommen.
Der Schritt der Liberation sollte von Menschen im Angestelltenverhältnis vor der Automation durchgeführt werden, denn zunächst gilt es sich von seinem Arbeitsplatz so gut es geht zu befreien, bevor man Prozesse automatisieren kann. Ferriss liefert Vorschläge und Schritte, wie man seinen Chef davon überzeugen kann, seine Arbeit größtenteils von zu Hause erledigen zu können. Dieses Kapitel hat natürlich auch seine Grenzen. Nicht jeder Job ist potenziell dazu geeignet, von zu Hause erledigt zu werden. Was machen beispielsweise Altenpfleger, Polizisten oder Ärzte? Es gibt viele Jobs die schlichtweg physische Präsenz über einen längeren Zeitraum erfordern. Das heißt nicht jeder Job ist dafür geeignet, in einer „4-Stunden-Woche“ geregelt zu werden. Nichtsdestotrotz bietet der Teil der Liberation und das Buch im Allgemeinen auch denjenigen wertvolle Anregungen, deren Job nicht mit dem Lebensstil der Neuen Reichen harmoniert.

Wie real ist der Nutzen dieses Buches?

Wer glaubt, er bekommt mit der 4-Stunden Woche ein einfaches Kochrezept, um superreich, frei und ungebunden zu werden, irrt sich. Dieses Buch stellt in erster Linie eine Motivationshilfe dar. Es hilft dabei, neue Denkweisen zu bekommen, den Geist zu öffnen und nach unbekannten Wegen zu seinem eigenen Traumleben zu suchen. Es weckt die Abenteuerlust und nimmt ein bisschen auch die Angst vor den Schritten in die Unabhängigkeit. Sicherlich sind auch hilfreiche Informationen enthalten, wie man beispielsweise ein Online-Business aufbauen könnte, aber sie stellen wenn überhaupt nur eine mögliche Ausgangsposition dar. Letztlich gibt es viele Dinge, auf die man selber kommen muss, die man sich aneignen und eigenständig umsetzen muss. Der Aufbau eines eigenen Geschäfts ist wesentlich schwieriger und anstrengender als im Buch dargestellt. Es erfordert viel Geduld, Disziplin und harte Arbeit, um sich ein nennenswertes passives Einkommen zu generieren. Man sollte dieses Buch also nicht blauäugig lesen und denken man würde hier irgendein Geheimrezept bekommen, durch das Geld, Zeit und Freiheit quasi vom Himmel fallen. 

Dieses Buch bietet einen Einstieg. Es motiviert dazu, aktiv zu werden, Schritte einzuleiten und Konventionen zu brechen. Aber Geld, Zeit und Freiheit wollen verdient werden. Wenn es so einfach wäre, hätten alle ein hohes passives Einkommen und würden als Backpacker die Welt bereisen. Die Realität sieht allerdings anders aus. Es sind nicht nur eingeschliffene Denkweisen, die Menschen daran hindern zu sogenannten „Neuen Reichen“ zu werden. Vielmehr ist dazu auch ein hohes Maß an Willenskraft und Charakterstärke notwendig. Die meisten Menschen, die sich auf den Pfad begeben, kehren schnell wieder um, weil sie mit Widerständen konfrontiert werden, die sie in der Form nicht kennen. Zu viel Freiheit kann überfordern, denn auf einmal trägt man einen riesigen Berg an Verantwortung. Auf einmal muss man selbst sämtliche Entscheidungen treffen, sich regelmäßig überwinden, aus eigener Kraft handeln und selbstständig Hürden meistern. Es ist harte Arbeit.
Um es klar zu sagen: Dieses Buch ist kein Wundermittel, keine Geheimwaffe. Es ist in erster Linie Motivation. Es vermittelt die Motivation, selbstständiger zu werden, Dinge zu hinterfragen, unkonventionelle Wege zu suchen. Und vielleicht verleiht es sogar dem einen oder anderen den Mut, den entscheidenden Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Bei mir jedenfalls hat es das getan. Es hat mich dazu gebracht, einen Onlineshop für Nahrungsergänzungsmittel zu erstellen. Der Shop ist mittlerweile Vergangenheit, weil ich mich trotz der steigenden Gewinne nicht mehr mit dem ganzen Supplemente-Zirkus identifizieren konnte. Allerdings gingen aus dem Shop dieser Blog und in der Folge auch meine beiden Bücher hervor. Projekte, die mir sehr am Herzen liegen und sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Der Ausgangspunkt meiner selbstständigen Unternehmungen liegt also in der 4-Stunden Woche von Timothy Ferriss. Nichts von dem, was ich heute tue, habe ich aus dem Buch erfahren, allerdings hat es mir die Angst genommen und mich dazu motiviert, meinen eigenen Weg zu beschreiten, auf dem ich zwar nicht finanziell reich aber dafür überaus glücklich bin und ein hohes Maß an Freiheit genießen darf – ein Neuer Reicher eben. Nicht jeder Mensch will das in der Form, allerdings wird dennoch jeder Leser dieses Buches wertvolle Anregungen für seine Lebensphilosophie erhalten. „Die 4-Stunden-Woche“ von Timothy Ferriss lohnt sich auf jeden Fall gelesen zu werden.