Für viele Menschen ist die Ernährung ein heikles Thema. Man will sich gesünder ernähren, das viele Junk-Food weglassen und stattdessen auf möglichst naturbelassene Lebensmittel setzen. Doch je stärker versucht wird, „böse Lebensmittel“ aus dem Ernährungsalltag auszusperren, desto größer wird die Verlockung. Ernährung ist ein höchst emotionales Thema und das macht es so schwierig, mit simpler Logik an die Sache heranzugehen. In den meisten Fällen scheitert das. So sind die wenigsten Menschen in der Lage, ihre Ernährung langfristig umzustellen. Meist kehrt man schon nach wenigen Wochen zurück zu alten Gewohnheiten. Kein Wunder also, dass die Menschen insgesamt trotz steigendem Verlangen nach einem schlanken, fitten und gesunden Körper dicker werden.
Daher wird es Zeit für eine neue Herangehensweise. Denn die meisten Diäten basieren trotz unterschiedlicher Methodik auf gleichen Prinzipien. In diesem Artikel erfährst du, warum viele Diäten aus psychologischer Sicht zum Scheitern verurteilt sind und welch genial einfacher Trick dir wirklich dabei hilft, dich langfristig gesünder zu ernähren. Denn wie du sehen wirst, steckt dahinter gar kein Hexenwerk. Es braucht nur eine andere Perspektive.
Eine Frage der Psychologie
Wirf einen Blick in das weite Meer von Diäten und du wirst vor allem eine Gemeinsamkeit feststellen: Sie alle charakterisieren sich vor allem dadurch, dass sie bestimmte Nahrungsmittel ausschließen. Vegane Diäten klammern Produkte tierischen Ursprungs aus, Low Carb Diäten die bösen kohlenhydratreichen Lebensmittel, Paleo die vom Menschen in irgendeiner Form bearbeiteten und erzeugten Produkte (z.B. moderne Getreideerzeugnisse) und Pizza-Diäten verbieten den Verstand. Letztlich zeichnen sich Diäten durch das aus, was sie verbieten.
Das lässt sich leicht in der Sprache ihrer Anwender erkennen. So spricht man sehr häufig davon, etwas nicht essen zu dürfen. „Ich darf keine Steaks/Nudeln/Brötchen essen.“ Eine absolute Standard-Phrase für jene Menschen, die sich einer Diät verschreiben.
Doch psychologisch gesehen ist das hochgradig ungünstig, denn auf diese Weise erzeugen wir erst so richtig ein Verlangen danach. Das Unterbewusstsein hat’s nicht so mit Verneinungen. Es registriert nur, dass sich die Gedanken ständig um bestimmte Lebensmittel drehen – um die verbotenen Lebensmittel.
Aus psychologischer Sicht sinnvoll wäre es demnach, sich auf das zu konzentrieren, was man essen will, anstatt sich mit Verboten zu beschäftigen. Wer sich beispielsweise darauf konzentriert, mehr Gemüse zu essen, wird ganz automatisch weniger zur Chipstüte greifen – denn irgendwann ist man satt. Wenn es um Diäten geht, sollte man daher lieber mit der Einstellung herangehen, bestimmte Lebensmittel schwerpunktmäßig zu verzehren – und auf Verbote nach Möglichkeit (sollten keine gesundheitlichen Einschränkungen wie Unverträglichkeiten oder Allergien vorliegen) verzichten. Denn für deine Gesundheit spielt es keine Rolle, wenn du ab und zu mal Fast-Food oder Süßigkeiten verzehrst, solange naturbelassene Lebensmittel den Schwerpunkt deiner Ernährung bilden. Das tun sie automatisch, wenn du dich darauf konzentrierst, mehr davon zu verzehren, weil sie dir guttun.
Du siehst, ein einfacher Wechsel in der Perspektive kann die Nachhaltigkeit einer Ernährungsumstellung massiv fördern. Doch das ist noch nicht der Trick, von dem ich eingangs sprach, sondern vielmehr eine generelle Erkenntnis, die es im Umgang mit allen Diäten zu verinnerlichen gilt.
Der Schlüssel liegt im Vereinfachen
Dieser Perspektivenwechsel reicht bei manchen Menschen leider nicht aus, um wirklich den Sprung zu schaffen und sich nachhaltig gesund zu ernähren. Ich habe anfangs schon erwähnt, dass die Ernährung eine sehr emotionale Angelegenheit ist und es liegt in der Natur emotionaler Prozesse, sehr individuell zu sein. Das heißt, manch einer ist stärker davon betroffen während andere damit weniger Probleme haben. Ursachen dafür liegen oft in der Kindheit und der frühen Ausprägung entsprechender Denk- und Verhaltensmuster. Doch das führt zu weit. Wichtig ist nur das Eingeständnis, dass manche Menschen von Natur aus schlicht sehr anfällig für die Verlockungen von Süßigkeiten sind. Das kann bis hin zur Sucht gehen – und die Sucht nach Junk-Food ist in unserer Gesellschaft durchaus verbreitet.
Wie also können wir das Problem lösen, wenn wir einfach nicht in der Lage scheinen, uns langfristig schwerpunktmäßig von naturbelasseneren Lebensmitteln zu ernähren?
Wir Menschen neigen dazu, die Dinge in einem solchen Fall immer komplizierter zu machen. Doch das genaue Gegenteil davon ist der Schlüssel. Wenn etwas nicht funktioniert, sollte man stets versuchen, die Situation so weit wie möglich zu vereinfachen. Das ist eine der wertvollsten Erkenntnisse, die ich persönlich jemals in meinem Leben machen durfte.
Maximale Vereinfachung
Nun denn, vereinfachen wir das Problem so weit es geht. Den ersten Schritt haben wir schon getan: Wir haben erkannt, dass es besser ist, sich auf die Verzehrung naturbelassener Lebensmittel zu konzentrieren, anstatt „ungesunde Lebensmittel“ zu verbieten.
Ein massiver Fortschritt und doch können wir noch einen entscheidenden Schritt weitergehen, indem wir uns weder auf das eine noch auf das andere konzentrieren und stattdessen schlicht für mehr Bewusstheit sorgen. Klingt zunächst noch ziemlich abstrakt? Lass mich erklären.
Intuitive Schubladen
Unterbewusst hat jeder von uns schon alle möglichen Lebensmittel in Kategorien abgelegt. Manche Lebensmittel mögen in einer kleinen Grauzone sein, doch im Prinzip weiß zumindest jeder, dass Pommes, Pizza und Schokolade der Gesundheit und Figur wenig zuträglich sind, während natürlichere Produkte wie Gemüse, Obst, Fisch, Nüsse, Kartoffeln und weitestgehend unverarbeitetes Fleisch deutlich figur- und gesundheitsfreundlichere Alternativen darstellen.
Ja, manch einer differenziert weiter, wertet beispielsweise Obst im Vergleich zum Gemüse oder tierische Produkte im Vergleich zu pflanzlichen Produkten ab. Doch das steht meist auf einem wackeligen Fundament und soweit müssen wir an dieser Stelle auch keinesfalls gehen. Wir wollen es ja möglichst vereinfachen, erinnerst du dich? Eine grobe Einteilung reicht also schon. Naturbelassenere Lebensmittel auf der einen Seite, Junk-Food und Süßigkeiten auf der anderen Seite. Ich weiß, diese Gut-Böse-Unterscheidung wird häufig kritisiert, aber Tatsache ist, jeder von uns hat diese Einteilung unterbewusst längst vollzogen. Wenn du beispielsweise eine Hähnchenbrust auf in der einen und ein paniertes Schnitzel in der anderen Hand hältst, weist du ganz intuitiv, welches davon für Gesundheit und Figur günstiger ist. Ebenso wenn du einen Apfel und eine Tafel Schokolade vergleichen müsstest. Deshalb wäre es sträflich, nicht zu versuchen, diese Intuition für unsere Zwecke zu benutzen.
Die einfachste Diät aller Zeiten
Denn auf ihr aufbauend können wir nun unsere Ernährung ganz einfach nachhaltig verbessern, indem wir schlicht für mehr Bewusstheit darüber sorgen, was so in den Schlund wandert. Ich meine keine genauen Nähr- und Inhaltsstoffe, ebenso keine bewusste Differenzierung. Sondern einfach nur die Registrierung dessen, was wir verzehren – den Rest erledigt die Intuition.
Was die Ernährung angeht, verlieren wir nämlich sehr schnell den Überblick. Wir wissen, was in einer Mahlzeit steckt, doch selten sind wir uns bewusst, was wir den ganzen Tag über oder gar die letzte Woche verzehrt haben. Durch die mangelnde Bewusstheit schleichen sich sehr schnell schädliche Gewohnheiten ein, sodass aus figur- sowie gesundheitstechnischer Perspektive unvorteilhafte Lebensmittel im Übermaß verzehrt werden. Ein Stück Schokolade tut niemandem weh. Ein Schokoriegel oder ein Knoppers, ein paar Chips, ein kleines Dessert, ein Pudding, Yoghurt oder auch ein paar Pommes, ein Hot-Dog, eine Pizza – nichts davon schadet für sich genommen. Problematisch wird die Situation erst, wenn sie alle zusammenaddiert werden und das passiert mangels Bewusstheit schneller als man glauben mag. Denn das Verlangen des inneren Schweinehunds lässt uns jede Mahlzeit für gewöhnlich isoliert betrachten. „Ach komm, ein kleiner Pudding ist doch kein Problem!“ Vergessen sind die Tafel Schokolade am Abend davor, die Pizza zwei Tage zuvor und der Kuchen vor drei Tagen. Das Zeug vermag sich wahnsinnig schnell zu summieren, wenn wir nicht den Überblick behalten.
Das ist der Kern der einfachsten Diät aller Zeiten: Behalte den Überblick über das, was du an Nahrungsmitteln verzehrst. Keine Ernährungsregeln, keine Lebensmittelverbote – ganz einfach nur das Schaffen von Bewusstheit.
Wie das geht? Nun, mithilfe eines simplen, detaillosen, praktikablen Ernährungstagebuch.
Der schriftliche Überblick
Die meiner Meinung und Erfahrung nach effektivste Möglichkeit zur Überwachung deiner Ernährung besteht darin, jeden Abend in einem kleinen Notizbuch festzuhalten, was du an diesem Tag gegessen hast. Du brauchst keine Kalorien- oder Nährwerte zusammenrechnen, denn das macht die Sache unnötig kompliziert. Nimm dir einfach zehn ruhige Minuten und halte die Lebensmittel sowie kalorienhaltige Getränke fest, die du verzehrt bzw. getrunken hast. Die Angabe einer ungefähren Uhrzeit wäre in Ordnung aber keineswegs notwendig. In deinem Eintrag könnte dann beispielsweise folgendes stehen:
Frühstück: 2 helle Brötchen mit Salami und Leberwurst, dazu 1 Glas Orangensaft
Snack: 1 Snickers
Mittagessen: Nudeln mit Tomatensauce
Snack: Gemischter Salat mit Eiern
Abendessen: Döner, dazu eine Dose Cola
Snack: Eine halbe Tafel Schokolade
Du siehst, bei diesem Beispieltag gäbe es viele Baustellen, die du auf dem ersten Blick rein intuitiv erkennen kannst, wenn du die Übersicht hast. Sinnvoll wäre es zudem, einen Wochenüberblick zu gewinnen. Schaue dazu entweder am Sonntagabend oder am Montag nach, was du die letzte Woche über verzehrt hast und überprüfe, an welchen Stellen Häufungen von Nahrungsmitteln auftreten, die du intuitiv als problematisch bewertest. Vielleicht isst du jeden Vormittag einen Schokoriegel oder bei jedem Mittagessen ein Dessert. Durch die simple Tatsache, dass du nun den Überblick hast, spürst du um ein Vielfaches schneller und intensiver, an welchen Stellen du Veränderungen vornehmen kannst. Wenn du dann das nächste Mal in der Cafeteria vor der Wahl stehst, könntest du beispielsweise die Feststellung im Hinterkopf haben, ständig zum Dessert zu greifen – und dich vielleicht dann ganz von selbst dagegen entscheiden, ohne dass eine äußere Regel dich dazu „zwingt“.
Das ist sie, die einfachste Diät aller Zeiten. Wenn du normalerweise große Probleme mit Ernährungsanpassungen hast, wirst du von dieser Methode enorm profitieren können. Auf intuitive Weise und mittels kleiner Schritte wirst du deine Ernährung dadurch ungezwungen verbessern können und sobald du die sich dadurch mit der Zeit entfaltenden positiven Veränderungen hinsichtlich deiner Gesundheit, deines Wohlbefindens und deines Energielevels spürst, wirst du sehr viel Motivation dafür gewinnen können, gezieltere Schritte einzuleiten. Sobald der Stein ins Rollen kommt, vermag er eine regelrechte Lawine auszulösen.
(Bildquelle: © artmim – fotolia.com)
Schöner Artikel. Ich sehe das ähnlich. Bei einer Ernährungsumstellung sollte immer der Zugewinn im Mittelpunkt stehen, nicht der Verzicht.
Was du hier beschreibst, ist eigentlich keine Diät, sondern eher eine Anleitung für die ersten Schritte in einer Ernährungsumstellung. Es ist dir aber wirklich gelungen, diese auf einen möglichst einfachen und alltagstauglichen Nenner herunterzubrechen. Wer sich auf macht, diese Schritte zu gehen, hat gute Chancen, dass die Ernährungsumstellung zum Selbstläufer wird. Die Ernährungsumstellung wird dann zwar nicht rasend schnell gehen, aber das muss sie auch gar nicht. Wer versucht, den ganzen Berg mit einem Satz zu überspringen, wird zwangsläufig eine Bruchlandung hinlegen, wer dagegen mit kleinen Schritten beginnt, wird irgendwann auf der anderen Seite ankommen.
Gruß,
John von bodyfit.tips
Besten Dank, John!
Ich sehe es wie Du: Lieber langsam ans Ziel als schnell zu starten und mittendrin aufzugeben :)
Schöne Grüße
Philipp