Wir alle kennen ihn, den Placebo-Effekt, doch kaum jemand ist sich seiner Kraft und Allgegenwärtigkeit bewusst. Kaum jemand weiß tatsächlich um die unglaubliche Kraft der Gedanken, denn ansonsten würden wir uns mehr Gedanken über unsere Gedanken machen und anfangen, das eigene Denken in die Hand zu nehmen.

Die Macht des Placebo-Effektes

Die meisten Menschen kennen den Placebo-Effekt aus der Medizin, nämlich als Kontrollmittel bei Studien. Eine Gruppe bekommt ein tatsächliches Medikament, die andere lediglich ein Placebo, also ein eigentlich wirkungsloses Mittel, von dem der Patient glaubt, es hätte eine Wirkung. Doch diese Studien, die kontrollierte Umgebung eines Experiments, können der Realität nicht gerecht werden. Der Placebo-Effekt ist weitaus machtvoller. Er kann Krankheiten heilen aber auch zum Tode führen.
In seinem neuen Buch „Leider geil, fett und faul“ (ausführliche Rezension dazu demnächst) geht Christian Zippel näher auf das Thema Placebo-Effekt ein und kommt auch unter Berufung auf entsprechende Literatur zu dem Schluss, dass viele Medikamente nicht besser sind als ein Placebo. Die Macht des Placebo-Effektes wird an einem von ihm zitierten Beispiel einer jungen Frau, die an einer geringgradigen Herzinsuffizienz litt, deutlich.
In der Sprechstunde des behandelnden Arztes Dr. Levine verkündete dieser in Anwesenheit einiger Studenten: „Diese Frau hat TS“ – und verließ anschließen den Raum. Unmittelbar danach veränderte sich das Verhalten der Frau schlagartig, sie bekam Angst und Atemnöte, obwohl es ihr zuvor noch gut ging. Darauf angesprochen, warum sie plötzlich so aufgeregt war, antwortete Sie, „Dr. Levine habe gesagt, sie habe TS, und ihres Wissens nach bedeute dies ‚terminale Situation‘, also den Endzustand.“
In Wahrheit steht TS für „Trikuspidalstenose“, also eine chronische Deformation der Herzklappe. Die Patientin allerdings glaubte etwas anderes und starb noch am gleichen Tag an Herzversagen.

Für die Kraft des Placebo-Effektes finden wir problemlos auch Beispiele aus dem alltäglichen Leben. Stelle Dir einmal folgende Situation vor: Du bist krank und nimmst ein entsprechendes Medikament, eines, das dein Immunsystem stärken soll. Ein Arzt hat es Dir verschrieben und Du vertraust ihm – er sagte es hilft ganz bestimmt. Du nimmst das Medikament ein und fühlst Dich schon kurze Zeit später merklich besser. Deine Stimmung verbessert sich, die Symptome lindern sich – alles scheint bestens. Doch dann weist Dich ein bekannter Medizinstudent darauf hin, dass bei diesem Medikament durchaus mit Nebenwirkungen zu rechnen sind und du solltest vor der Einnahme unbedingt die Packungsbeilage studieren. Plötzlich bekommst Du Zweifel. Was ist wenn Nebenwirkungen auftreten? Hättest Du nicht vorher doch lieber mal die Beilage lesen sollen? Erste Anzeichen von Furcht machen sich breit – „Bitte lass bei mir keine Nebenwirkungen auftreten“. Du fängst an die Packungsbeilage sorgfältig zu lesen… „Übelkeit, Schwindel, Ausschlag, Herzversagen“… nur bei einem von 100.000 Patienten. „Aber wenn ich der eine bin?“ Mit jeder gelesenen Zeile rast Dein Herz schneller. Du fühlst Dich unwohl und ziehst nun umso stärker die Möglichkeit von Nebenwirkungen in Betracht. Hätte Dir allerdings niemand gesagt, dass Nebenwirkungen auftreten können, würde es Dir immer noch gut gehen und Du wärst auf dem Weg der Besserung.

Verantwortung der Ärzte

Hieran können wir sehr schön sehen, wie viel Macht Worte haben können. Ein guter Arzt weiß einen Patienten aufzumuntern und den richtigen Glauben zu vermitteln. Andererseits sind Ärzte an gewisse Regeln und Gesetze gebunden und daher dazu verpflichtet, über Risiken aufzuklären. Glücklicherweise können wir unser Schicksal auch selbst in die Hand nehmen. Ein Doktor-Titel ist ohnehin kein Beweisstück für Unfehlbarkeit – Ärzte liegen nicht selten mit Ihren Einschätzungen und Behandlungsmethoden daneben. Daher muss Ihrem Wort nicht unbedingt ein derart hohes Gewicht beigemessen werden, wie dies beispielsweise bei der Dame weiter oben der Fall gewesen ist. Was uns gemäß der Kraft des Placebo-Effektes und der Tatsache, dass viele Medikamente tatsächlich primär nur aufgrund des Glaubens Wirkung entfalten, wirklich hilft, ist der Glaube. Nicht an einen Gott oder eine haltlose, wahnwitzige Religion, sondern der Glaube an uns selbst. Es bedarf nicht immer einer „fachkundigen Meinung“ bzw. eines Expertenratschlages – oftmals wissen wir selbst, was zu tun ist, nur mangelt es am nötigen Selbstvertrauen.
Ich berate oft Menschen, die ihren Körper verändern wollen. Einige wollen zunehmen, andere abnehmen. Nicht selten wissen betroffene Personen eigentlich, was zu tun ist. Sie kommen schon mit dem richtigen Lösungsvorschlag daher („Ich müsste wahrscheinlich mehr essen…“), doch haben Sie nicht den Mut sich selbst zu vertrauen. Stattdessen suchen sie den Rat einer fachkundigen Person auf, um sich den nötigen Glauben, die Motivation zu handeln, zu holen. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich halte es absolut für sinnvoll, sich des Wissens anderer Leute zu bedienen, denn ansonsten würde ich ja diesen Blog hier nicht schreiben. Doch sollte man aufpassen, dass man das eigene Leben nicht aus der Hand gibt und zum Spielball der Umwelt macht. Wir alle können uns auch hervorragend selbst helfen, es bedarf nur einiges an Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und Verantwortung für sein Leben und Handeln zu übernehmen – die geben wir nämlich gerne ab.

Glaube an dich selbst

Der Glaube an ein Leben nach dem Tod, an eine höhere Macht, einen Gott, ist eine extrem gefährliche, weil stark entwicklungshemmende und potenzialvergeudende Seuche unserer Zeit. Eingeengt durch Dogmen und Vorschriften vermag der Mensch nicht frei zu denken, zu handeln und zu leben. Glaube an ein Leben nach dem Tod ist nichts anderes als die Hoffnung auf Besserung im Jenseits verglichen zum Diesseits. Die Kirche macht sich die Schwäche der Menschen, den mangelnden Glauben an sich selbst, zu Nutze, um auszubeuten. Die Suche nach der Wahrheit wird mit Folter und Tod bestraft – zumindest war es so, als die Kirche noch etwas zu sagen hatte. Sie haben einen Gott nach dem Abbild des Menschen geschaffen, um uns eine lebensnahe Hoffnung zu bieten, Besserung zu erfahren. Und wozu hat das geführt? Menschen leben für ein Leben nach dem Tod statt das Beste aus dem Leben davor zu machen. Die falsche Hoffnung lässt sie erblinden, statt sie zum Handeln zu motivieren. Die Kirche besticht mehr durch Drohung und Verbot als durch Motivation zum Leben.
Anstatt also unser Leben aus der Hand zu geben, wird es Zeit Selbstvertrauen aufzubauen und an sich selbst zu glauben.

Wir sind Arzt und Apotheker zugleich

Weiter oben haben wir gesehen, wie kraftvoll der Placebo-Effekt sein kann. Warum nutzen wir ihn dann nicht? Warum fangen wir nicht an, an den Erfolg unserer Taten zu glauben, uns selbst zu vertrauen? Wir müssen anfangen die Kraft des Glaubens für unsere Zwecke zu nutzen. Niemals können wir ein schweres Gewicht sicher bewältigen, wenn wir nicht fest davon überzeugt sind. Umgekehrt vermag uns der Glaube an uns selbst zu Höchstleistungen anzuspornen. Über Zweifel müssen wir erhaben sein, denn sie hemmen unser Potenzial. Bevor ein Athlet in die Kniebeuge geht, darf er keinerlei Zweifel verspüren, sondern nichts als den Glauben daran, dass er es schaffen wird.

Mit der Gesundheit ist es nicht anders. Die beste Heilung erfahren wir, wenn wir daran glauben. Ich will natürlich nicht grundsätzlich davon abraten, zum Arzt zu gehen und Medikamente einzunehmen. Ich habe großen Respekt vor Ärzten und auch vor einigen Arzneimitteln, die tatsächliche helfen – beispielsweise Antibiotika wie Penicillin und natürlich Franzbranntwein.
Erst kürzlich war ich selbst dabei, als es um Leben und Tod ging und ohne einen intelligenten, mutigen Arzt, wäre letzteres eingetreten. In Notfällen sind Ärzte lebenswichtig, aber man muss nicht wegen jedem kleinen Infekt oder kleineren Verletzungen zum Arzt und Medikamente schlucken. In unserem Körper ist bereits alles Notwendige zur Heilung vorhanden.

„Was glauben Sie, warum äußere Stimulanzien überhaupt in unserem Körper wirken können? Weil wir bereits Rezeptoren für körpereigene Stoffe haben, die denen der Stimulanzien ähneln. Vergleichbare Effekte vermag unser Körper selbst zu produzieren. Er hat genug körpereigene Drogen im Apotheken-Schrank der Botenstoffe.“ („Leider geil, fett und faul“, S. 169)

Viele Medikamente und Therapien vermitteln lediglich den Glauben an eine Wirkung – infolgedessen reagiert der Körper mit der entsprechenden Ausschüttung an Wirkstoffen und die Heilung beginnt.

Haben wir es wirklich nötig, den Schubser von außen zu kriegen? Können wir nicht anfangen, an uns selbst zu glauben? Der menschliche Körper ist ein wahres Wunderwerk, wir habe nur verlernt, es zu kontrollieren.
Nehmen wir als Beispiel den ausufernden Kaffeekonsum in Deutschland. Kaffee ist toll, immerhin hat er viel Koffein und macht uns wach. Geht das nicht auch anders? Ich selbst trinke keinen Kaffee und komme auch so bestens klar – eine ausgewogene Ernährung sowie körperliche und geistige Fitness sind schon einmal wichtige Grundbedingungen. Und wenn ich dann doch mal müde, ausgelaugt und demotiviert bin, habe ich eine Geheimwaffe: Ich übe den Handstand. Ich konnte es selbst kaum glauben, als ich die Entdeckung machte, aber zahlreiche weitere Versuche meinerseits haben die Beobachtung nun bestätigt. Der Handstand macht wach. Ich selbst bin nicht in der Lage einen sauberen, freien Handstand auszuführen und ich nehme an, viele der Leser sind es ebenfalls nicht, allerdings reichen auch die Progressionsstufen – ein Handstand an der Wand ist beispielsweise viel leichter. Nichts, kein Koffein, keine laute Musik, kein Aufputschmittel macht wacher und motivierter als ein Handstand. Woran auch immer es liegt, Tatsache ist, bereits 10 Sekunden im Handstand reichen aus, um deutlich wacher, konzentrierter und motivierter zu werden – ganz nebenbei wird einem dabei auch warm. Probiere es einfach mal aus, wenn Du mir nicht glaubst.

Dieses Beispiel soll nur zeigen, dass wir in der Lage sind uns selbst zu helfen und nicht immer gleich Hilfe von außen in Anspruch nehmen müssen. Mit der richtigen Selbstbeherrschung und der Kontrolle über Gedanken und Placebo-Effekt können wir uns viele Medikamente und Behandlungen schenken – Ärzte und vor allem Pharmakonzerne werden das natürlich nicht bestätigen. Mit gesunden, mündigen Menschen lässt sich schließlich kein Geld verdienen. Wir haben somit keine andere Wahl, als uns selbst zu vertrauen – oder unsere Mündigkeit abzugeben. Die Frage, die sich jeder stellen sollte, lautet daher: Bin ich aufgeklärt, habe ich mein Leben in der Hand oder werde ich gelebt? Was ist mit Dir?

(Foto:  smkybear)