Es ist Herbst. Die Blätter fallen, Temperaturen sinken, Wind und Regen überfallen das Land. Der Winter naht. Unaufhaltsam schreitet die Zeit voran, die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Die Zeit wird knapp. Hast Du sie genutzt? Oder verschwendet? Woran wird sich die Nachwelt erinnern? Wofür stehst Du? Wofür willst du stehen? Was hält Dich davon ab?

Die ewige Stille wird kommen

Der Tod ist das einzig sichere. Früher oder später holt er uns alle. Was, wenn es schon morgen so weit wäre? Unermüdlich jammern wir über zu wenig Zeit, obwohl wir in Wahrheit viel zu viel davon haben. Wir haben so viel Zeit, dass viele von uns leben als würden sie ewig leben. Die Suche nach dem Vergnügen prägt den Alltag – zu lang ist die gegebene Zeit, als dass wir sie damit verbringen möchten zu prägen und zu schaffen. Ein Ende des Lebens ist nicht abzusehen, daher kann alles Unangenehme stets auf Morgen geschoben werden.

Das Leben der Massen

Immer, wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen. Mark Twain

Oft sind wir nur kleine Zahnräder im Getriebe der Gesellschaft, die sich artig an den Mainstream halten und leben, wie es vorgelebt wird. Manch einer studiert, der andere macht eine Ausbildung – alles mit dem Ziel, Geld zum Überleben zu verdienen. Darauf werden wir von klein auf getrimmt, das scheint unser Lebenssinn. Ein Leben zum Überleben. Die Jahre vergehen und wir fragen uns, wohin die liebe Zeit gegangen ist. Gestern waren wir noch jung, voller Freude, unbesorgt, wachstumsorientiert, bestrebt intensive Erfahrungen zu sammeln. Nun finden wir uns auf dem harten Boden der Tatsachen wieder. Ausbildung, Beruf, Rente, Tod. Soll das alles sein? Ist das das Leben, an das wir uns so fest klammern?

Zeit für einen Museumsbesuch

Was wäre, wenn jeder einzelne Moment unseres Lebens archiviert würde? Was, wenn wir nach dem Tod unser eigenes Museum besuchen dürften? Ein Museum, das unser Leben genau so zeigt, wie es wirklich war. Jeder einzelne Moment, jede Geste, jedes Wort, jeder Gedanke, jede Handlung hätte einen Platz im Museum. Was würden wir sehen? Viele Bilder mit lächelndem Gesicht, welches Lebensfreude zum Ausdruck bringt, Aufnahmen von strebsamen, zielorientierten Handlungen, goldene Podeste mit herausragenden Leistungen? Oder mürrische Gesichter, die Suche nach Ausreden, Vergnügen und Bequemlichkeit? Wären wir stolz auf uns?

Der Augenblick der Entscheidung

Du stehst in der Pflicht, Dein eigenes Leben zu kontrollieren und zu lenken. Nur Du allein kannst ihm Sinn verleihen. Hier und jetzt ist der Augenblick der Entscheidung gekommen. Entscheide, ob du wahrhaft Großes leisten, im Gedächtnis bleiben und mit Stolz Dein eigenes Museum besuchen möchtest oder weiter ein kleines Boot im Meer des gefügigen Durchschnitts bleiben und Trägheit und Passivität zelebrieren möchtest.

Mea Culpa

Ich war ein faules Kind. Sehr, sehr faul und stets nur auf der Suche nach dem nächsten Vergnügen. Was keinen Spaß machte, hatte keinen Platz in meinem Leben. Für die Schule tat ich nur das Nötigste, Hausaufgaben zählten selten dazu. Ich kam durch. Wozu den schweren Weg wählen, wenn es auch der leichte tut?
Was war ich stolz auf mich. Viele andere mussten hart arbeiten, um ihr Abitur zu bestehen. Zahlreiche Stunden mit Lernen und Hausaufgaben verbringen. Am Ende bekamen diese Menschen natürlich auch bessere Noten, aber was soll’s, so dachte ich. Mein 2,4er Abitur reicht vollkommen – irgendeinen Studienplatz würde ich schon bekommen, schließlich sind die Limitierungen bei technischen Studiengängen recht locker. Während also viele andere um mich herum ambitioniert strebten, genoss ich die Passivität. Computerspiele, Fernsehen, alles was irgendwie Vergnügen machte, ohne Anstrengung und Selbstüberwindung zu erfordern. Stets behielt ich im Hinterkopf: Wenn ich wollte, dann könnte ich…
Das unreife Geschwätz eines kindlichen Geistes. Erst heute, Jahre später, begreife ich. Erst heute kann ich erkennen, dass das Erbringen starker Leistungen für mich nie auch nur eine Option darstellte. Die Möglichkeit, einmal wirklich zu handeln, zu streben, über mich hinaus zu wachsen gab es nicht. Meine Strategie der Vermeidung von Widerstanden hinterließ eine verkümmerte Persönlichkeit. Ohne Widerstand kein Wachstum und ohne Wachstum bleibt nur der Zerfall.
Ich hatte nie gelernt über mich hinaus zu wachsen, nie gelernt alles zu geben, nie gelernt mein Potenzial zu nutzen. Was ich gelernt hatte, was mich meine eigene Trägheit gelehrt hatte, das war die Vermeidung von Anstrengung, sodass ich besonders gut darin wurde, nichts zu tun.

„Wenn ich wollte, dann könnte ich…“ ist nichts anderes als Illusion. Seine eigene Leistungsgrenze zu sprengen, 110% zu geben, ist nichts Angeborenes. Es ist eine Fähigkeit, die trainiert und perfektioniert werden will. Nur wer lernt, Hürden zu überwinden, im Sturm die Richtung zu halten, Plateaus hinter sich zu lassen, Berge zu erklimmen, nur der wird letztlich auch in der Lage sein, Außergewöhnliches zu leisten.

Der Weg des Widerstandes…

ist der einzige, der diese Lektion des Lebens zu lehren vermag. Der uns Selbstüberwindung beibringt und befähigt Grenzen als Möglichkeiten zu betrachten. Dieser Weg ist durch Ehrlichkeit, Zielstrebigkeit, Disziplin, Beharrlichkeit und Beständigkeit gekennzeichnet. Die Alternative, der leichte Weg, der Weg der Passivität und Trägheit, ist nichts anderes als eine Rolltreppe bergab entlang des Lebenspotenzials.

Leichtigkeit…

geht einher mit Schwäche und einem unerfüllten Leben, denn der Mensch unterliegt wie alle anderen Lebewesen den Gesetzen der Evolution. So können wir nur mit Entwicklung Erfüllung finden. In der Natur gibt es nur Gedeih und Zerfall. Eine Zwischenstufe existiert nicht. Entweder wir wachsen oder wir sterben.

Der Massentod als Folge?

Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. Henry Ford

Die Grundlage jeglichen Wachstums bildet das Lernen. Nur wer bereit ist zu lernen, seinen Horizont zu erweitern und neue Wege zu beschreiten, kann sich weiterentwickeln. Wenn ich mich in unserer Gesellschaft so umsehe, erblicke ich träge Zombies, die längst aufgehört haben zu lernen. Im Laufe der Jahre verdichtet sich das Weltbild, die Wege werden routinierter, das Leben geht in den Autopilotenmodus über und gelernt wird immer weniger. Die meisten Menschen haben schon längst aufgehört zu leben, denn sie haben aufgehört zu wachsen. Sie steuern vielmehr entschlossen und ohne Umwege auf die ewige Stille zu.

Dennoch…

Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn,
als wir selber ihm zu geben imstande sind. Hermann Hesse

klammern sie sich an das Leben. Leben um des Lebens Willen. Wie viele Menschen unter uns wollen ewig Leben und sind nicht einmal in der Lage, einem verregneten Sonntag Sinn zu verleihen? Stattdessen wollen sie im Lotto gewinnen, um weniger zu tun, die modernste Medizin, um Symptome zu behandeln, Autos, Schmuck und tolle Kleidung, um die innere Leere, das fehlende Sein, zu kompensieren. Doch sind sie damit glücklich?

Glück steht über allem

Die Suche nach dem Glück ist der Ausgangspunkt aller Handlungen. Alles, was wir tun, ist der Suche nach dem Glück untergeordnet. Arbeit, Vergnügen, Freunde, Beziehungen, Spiele – es dient dazu, uns glücklich zu machen. Aber können wir glücklich sein, wenn wir kompensieren statt korrigieren? Wenn wir leere Hüllen sind, die sich über wert- und seelenlose Konsumgegenstände profilieren?

Die Philosophie des Seins

Viele Suchen das Glück, wie sie einen Hut suchen, den sie auf dem Kopfe tragen. Nikolaus Lenau

Es zählt nicht was Du hast, sondern wer Du bist. Das Glück liegt in Dir. Du allein kannst danach streben. Du allein kannst dich dazu entschließen, der Trägheit den Rücken zu kehren und Dich beständig zu entwickeln. Es liegt ganz allein in Deiner Hand, ob Du ein würdevolles, strebendes, von Leben erfülltes Wesen oder aber ein Plastikmensch im Schaufenster der Gesellschaft bist. Die Wahl liegt allein bei Dir.
Wer bist Du?

Leben oder Tod: Wähle

(Bild 1: berwis / pixelio.de | Bild 2:   Dirigentens)