Jedes Jahr aufs Neue haben wir Menschen die tollsten Vorsätze parat, eingehalten werden 99% davon maximal eine Woche lang. Die Meisten werden sogar schon am nächsten Morgen gebrochen. Dafür gibt es viele Gründe, zum Beispiel die Tatsache, dass man nicht mit Leib und Seele hinter seinen Vorsätzen steht, sie nicht im Einklang mit der eigenen Lebensvision stehen – viele Menschen haben eine solche Vision nichtmal. Viele Vorsätze werden ohne Leidenschaft und tieferen Glauben einfach so dahergeplappert. Man hat sie unterwegs mal aufgeschnappt und für gut befunden, warum also nicht?
Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Vorsätze, für die man durchaus brennt, die schon lange im Bewusstsein stecken und nun endlich erfüllt werden wollen. Leidenschaft und Sehnsucht allein reichen allerdings nicht aus, denn für Veränderungen braucht es schlicht und ergreifend auch Disziplin.
Im Gegensatz zu manchen Experten bin ich nicht der Ansicht, dass Disziplin die wichtigste Eigenschaft für den Erfolg darstellt, denn wer permanent nur von seiner Disziplin zehrt, wird auf Dauer unglücklich sein und das wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus. Die beste Leistung erbringt man stets, wenn man sich mit einem Projekt und Lebensweg identifizieren kann. Aber bei aller Leidenschaft und Euphorie gibt es immer Momente, an denen man keine Lust hat. Es gibt immer unerwartete Hürden, Widerstände, Steine im Weg, für deren Überwindung Leidenschaft nicht ausreichend ist. Manchmal muss man sich einfach durchquälen und das geht nur mittels Disziplin. Gerade zu Beginn der Veränderung ist die Disziplin ein entscheidender Faktor, denn alte, über die Jahre eingefahrene Gewohnheiten besitzen eine unglaubliche Anziehungskraft und versuchen wo sie nur können Zweifel am neuen Weg zu wecken.
Disziplin trainieren
Disziplin ist also unbestreitbar wichtig, um nachhaltig Veränderungen vornehmen zu können. Aber nicht jeder Mensch hat besonders viel Disziplin. Manch einem fällt es leicht, den inneren Widerwillen (alias Schweinehund) zu überwinden, während andere große Probleme damit haben. Es ist eine Frage der Gewohnheit. Je häufiger der innere Schweinehund, das Echo alter, schädlicher Gewohnheiten, überwunden wird, desto leichter wird es. Wer ihm hingegen häufig nachgibt, der trainiert genau das und wird somit unglaublich gut darin, schlechte Gewohnheiten zu vertiefen – meist einhergehend mit der stark ausgeprägten Fähigkeit der kreativen Ausredenfindung.
Wer also disziplinierter werden möchte, muss den inneren Schweinehund immer wieder überwinden, also Disziplin in den Alltag integrieren! Das ist eine ganz logische Schlussfolgerung, die allerdings ungefähr so hilfreich ist, wie einem Menschen mit Panikattacke zu sagen „er solle sich beruhigen“. Was wir brauchen, ist ein Werkzeug. Eine klare Leitlinie, mit der wir unsere Disziplin jeden Tag aufs Neue ein wenig trainieren können – und genau darum geht es in diesem Artikel. Darf ich vorstellen?
Die Oreo Keks-Challenge
Der Name klingt eher nach einem blöden Scherz als nach einem seriösen Weg seine Disziplin zu trainieren, aber lass mich zunächst erklären, worum es geht. In Artikelreihen wie „Wie uns die Lebensmittelindustrie abhängig macht und was wir dagegen tun können“ habe ich bereits beschrieben, dass die moderne, industrielle Ernährung eine große Gefahr für uns Menschen darstellt, weil viele Industrieprodukte so konzipiert sind, dass sie das Belohnungssystem im Gehirn aktivieren und uns abhängig machen. Nahrung wird schon lange nicht mehr als Mittel zum Leben betrachtet, sondern als Vergnügung. Eine Kombination aus den Nährstoffen Zucker, Fett und Salz (oder auch nur zwei davon) sorgt besonders gut für die Stimulierung des Belohnungssystems. Darüber hinaus sind aber auch verschiedene andere Faktoren entscheidend. Das geht von Hinweisreizen der Verpackung und Werbung bis hin zur Konsistenz der Produkte, die zum Beispiel wie bei Oreo Keksen knusprig und cremig kombinieren und damit so eine Art Abenteuer für die Sinne werden.
Das heißt unterm Strich, Süßkram und Junk-Food machen abhängig. Es gibt was die Stärke angeht da durchaus Unterschiede zwischen einzelnen Menschen, doch eine gewisse Anziehungskraft wirken sie auf beinahe jeden Menschen aus. Bei Verhandlungen wird das beispielsweise gerne ausgenutzt, indem in die Mitte des Tisches Schokoriegel und Co. gelegt werden. Sie zerstreuen die Aufmerksamkeit des Gegenübers und ziehen seine Gedanken immer wieder an.
Soll ich den Riegel nun essen? Ich bin schon ein wenig hungrig. Nein, er ist ungesund…. Aber verdammt sieht er lecker aus! Ich habe richtig Lust darauf. Andererseits läuft die Verhandlung noch und ich kann nicht einfach währenddessen permanent kauen und knistern. Aber danach werde ich mich für die Anstrengung und Zurückhaltung belohnen.
Das mag jetzt vielleicht etwas übertrieben klingen, aber es verdeutlicht ganz gut, welche Anziehungskraft Süßigkeiten auf uns haben können – wie gesagt, auf manche mehr, auf andere weniger. Das verrückte an dieser Anziehungskraft ist nicht nur, dass wir die Süßigkeit unbedingt essen wollen, sondern dass wir auch mehr davon wollen, sobald wir sie gegessen haben. Es schmeckt gut, berauscht die Sinne und macht (zumindest kurzfristig) glücklich – mehr davon! Und genau das können wir beim Disziplin-Training für unsere Zwecke nutzen. Indem wir uns auf ein einiges Stück einer geliebten Süßigkeit beschränken, trainieren wir jeden Tag die Disziplin und lernen Maß zu halten. Deswegen fordere ich dich heraus, in den nächsten 4 Wochen jeden Tag genau ein Stück von einer Süßigkeit deiner Wahl (ich selbst habe Oreo-Kekse verwendet) zu essen – nicht mehr, nicht weniger.
Der Sinn des Ganzen
Die Ernährung ist ein hervorragendes Werkzeug, um seine Disziplin zu trainieren, aber wer diese große Herausforderung überwindet, wird mit mehr belohnt als „nur“ Disziplin.
Bei der Challenge wirst du gezwungen dich fast gänzlich sauber zu ernähren, das heißt mit Ausnahme des einen Stückes deiner liebsten Süßigkeit enthält jedes von dir verwendete Lebensmittel nur eine einzige Zutat (kein Maltodextrin, kein Salz, keine Geschmacksverstärker, Aromen etc -> siehe „Die neue Philosophie des Essens„). Dadurch wirst du gesünder und leistungsstärker. Du wirst weniger Krankheiten bekommen, weniger (oder keine) Energietiefs und dein Tatendrang wird steigen. Eine weitestgehend naturbelassene Ernährung ist einer der wichtigsten Schritte die ein Mensch nur gehen kann, um mehr Kraft für das Leben zu bekommen.
Was genau passiert nun wenn du dich der Challenge stellst? Normalerweise klingt es logisch, für die Zeit gänzlich auf Junk-Food zu verzichten, um gar nicht erst in Versuchung zu kommen. Hier aber fütterst du dich jeden Tag ein kleines bisschen an, sodass du dein Verlangen enorm steigerst. Wo ist der Sinn? Disziplin-Training, schon klar, aber dahinter steckt noch mehr. Denn in dieser Zeit wird das Verlangen immer größer bis du an einen entscheidenden Punkt gelangst, an dem du genau zwei Möglichkeiten hast: Entweder du schlägst voll über die Stränge oder du lernst dich damit zu arrangieren und verlierst das Interesse. Würdest du gänzlich auf Junk-Food verzichten, würde sich dieser Lerneffekt nicht in der kurzen Zeit einstellen, denn du hättest im Hinterkopf, dass es in ein paar Wochen vorbei ist und du dann wieder zulangen kannst. Wenn du aber jeden Tag aufs Neue damit konfrontiert wirst, bleibt dir gar nichts anderes übrig als eine neue Einstellung zum Junk-Food zu bekommen. Jeden Tag isst du ein Stück und jeden Tag willst du mehr – irgendwann verlierst du das Interesse. Irgendwann bemühst du dich um eine andere Sichtweise und betrachtest Süßkram nicht mehr primär als Vergnügung, sondern als Kraftbremse, die dich bei der Verwirklichung deines Potenzials behindert. Aus einer Belohnung wird fast schon eine Bestrafung.
Mit der Challenge
… trainierst du also einerseits deine Disziplin und nimmst andererseits dem Junk-Food seine Anziehungskraft – sofern du aktiv dran bleibst. Durch diese vier Wochen kannst du ein deutlich gesünderes Verhältnis zu Süßkram und Co. bekommen und musst dir daher in der Folgezeit keine aktiven Gedanken mehr um Mäßigung machen. Wenn du mit Freunden oder Freundinnen unterwegs bist und der Weg zu McD führt … so what! Solange 90% der Ernährung naturbelassen sind, können die restlichen 10% ruhig allen Regeln trotzen. Entscheidend ist die Balance und die kann von den meisten Menschen dauerhaft nur durch die Kombination aus verbesserter Disziplin und einer gesünderen Einstellung zur Ernährung gehalten werden. Wenn deine Versuche bislang erfolglos waren, kannst du es mit dieser Challenge schaffen!
(Bildquelle, Bestimmte Rechte vorbehalten)
Das ist auf jedenfall mal eine interessante Herangehensweise an die Dinge!!!
Die Idee ist sehr gut, probieren wir´s aus!
Hi Björn,
viel Erfolg! Über Feedback im Anschluss würde ich mich sehr freuen ;)
Fazit nach 8 Wochen: Es ist eine sehr effektive Art um den meist „unbewussten“ täglichen Bedarf an Süßigkeiten abzustellen! Schon nach einer Woche musste ich mich regelrecht zwingen ein Stück pro Tag zu verzehren…
Dadurch das die schlechten Angewohnheiten meist fest in den Alltag integriert sind, merkt man dies oft gar nicht mehr.
Eine gute Methode sich von alten Gewohnheiten zu trennen und fresh zu starten!!!
4 Wochen natürlich :-)
Vielen Dank für Dein Feedback Björn und herzlichen Glückwunsch zum Erfolg!
Das ist genial!
Hi Philipp,
das errinnert mi ch daran wie ich das Rauchen aufgegeben hab.
Trotzdem würde ich da keinen Versuch mehr starten. das geht nur binär (alles oder nichts). Leider ist das bei Süßkram bei mir ähnlich.
Ich errinere mich noch an Fressattacken, da hab ich 1-2kg Schkolade am Stück vertilgt. Dem Risiko setz ich mich dieses Jahr nicht mehr aus.
Trotzden ein interessanter Ansatz, auch wenn´s ein bisschen an die „Versuchung“ bei Biggest Loser errinnert.
Grüsse
Martin
Hallo Martin,
es stimmt, für manche Menschen ist der binäre Weg besser geeignet. In den meisten Fällen greife ich auch selbst darauf zurück. Allerdings gibt es auf der anderen Seite auch genügend Menschen, die damit immer wieder scheitern. In diesem Fall ist es denke ich eine nützliche Alternative.
Schöne Grüße
Philipp
Hello.
Hat mich schon beim durchlesen begeistert, werd ich auf jeden Fall ausprobieren.
Falls es nach einen Monat noch nicht so ganz hinhaut, einfach noch ein Monat anhängen oder was empfiehlst du?
Liebe Grüße Konstantin
Hi Konstantin,
wenn Du merkst, Du bist auf einem richtigen Weg aber noch nicht ganz so weit, dann kannst Du den Zeitraum auch verlängern! Man kann vorher leider keinen zeitlichen Rahmen vorgeben, der für jeden perfekt passt.
Beste Grüße
Philipp