Das neue Jahr steht vor der Tür und wie zum Jahresende üblich haben wir einen Haufen guter Vorsätze fürs nächste parat, nur um sie schon nach spätestens einer Woche wieder komplett zu verwerfen. Das Rauchen abgewöhnen, mit dem Training beginnen, die Ernährung umstellen, fleißiger lernen und was sonst noch so alles auf den üblichen Neujahrslisten steht.
Doch warum scheitern diese Vorhaben?
Weil der Wunsch nach Veränderung oftmals nur oberflächlicher Natur ist. Dinge wie mit dem Rauchen aufzuhören oder mit dem Training anzufangen sind letztlich nur Ausdrücke einer tiefergehenden Lebensphilosophie. Solange die Philosophie, also die zugrunde liegenden Denkmuster, nicht entsprechend verändert werden, sind alle Vorsätze umsonst, denn es wird nach wie vor auf dem falschen Fundament gebaut.
Wer sich also 5 Minuten vor Mitternacht und mit 5 Bier intus mal eben überlegt, dies und das zu ändern, wird nicht weit kommen. Die Gedanken müssen tiefer, umfassender werden, um entsprechendes Veränderungspotenzial zu besitzen. Halbgare Versuche führen Nirgendwohin.

Zeit zur Reflektion

Zunächst gilt es das eigene Leben genauestens unter die Lupe zu nehmen. Wer bin ich? Wer will ich sein? Wofür lebe ich? Welche Träume habe ich? Was erfüllt mich? Welche Angewohnheiten sind förderlich für mich und meine Entwicklung? Welche Ballast?

Ich selbst habe die Weihnachtsfeiertage genutzt und vom Alltag abgekapselt mein Leben analysiert – und die Bilanz ist katastrophal. Viele schlechte Angewohnheiten haben sich wieder bei mir eingeschlichen, die meine Entwicklung hemmen und meiner Erfüllung im Wege stehen.
Ich habe in den letzten Wochen und Monaten an meinem zweiten Buch gearbeitet und dabei den Blick für das Wesentliche verloren. Das Buch fesselte meine Gedanken, lies mich erblinden für den Müll, der sich allmählich in mein Leben schlich. In der Folge ging meine allgemeine Zufriedenheit immer weiter bergab.
Zeit zum Umschwung. Zeit den Müll zu entsorgen und das eigene Leben in die richtige Richtung zu lenken. Zeit für umfassende Änderungen.

Das übergeordnete Ziel

Bevor man sich die Veränderungen im Einzelnen vornimmt, sollte ein übergeordnetes Ziel gewählt werden. Worauf laufen die einzelnen Prinzipien hinaus? Was ist das eigentliche Ziel? Was genau will ich erreichen?

Ich persönlich habe für mich ein klares Ziel ausfindig gemacht: Ich möchte am Ende des Tages müde und erschöpft aber gleichzeitig glücklich und zufrieden ins Bett fallen. Das ist für mich das eindeutige Zeichen, dass ich den Tag sinnvoll genutzt und nicht vergeudet habe und genau darauf zielen die einzelnen Prinzipien ab.

Was ist Dein übergeordnetes Ziel?

1 Ballast abwerfen

Wir müllen uns viel zu sehr mit wertlosen Konsumgegenständen voll. Alles soll angeblich unheimlich nützlich und wichtig sein, unser Leben verbessern und glücklich machen. In Wahrheit aber belastet unnötig großer Besitz nur. Wie viel von dem, was wir unser eigen nennen, brauchen wir wirklich? Was ist nur unnötiger Ballast? Hier gilt es einmal gründlich aufzuräumen, denn das Glück liegt in uns nicht in den Dingen. Es macht keinen Sinn innere Leere mit äußerer Fülle zu kompensieren.
Chaotische Besitzverhältnisse binden Aufmerksamkeit und zerstreuen so die Konzentration – sie lenken ab vom Wesentlichen. 
Aber nicht nur im Besitz befindet sich Ballast. Auch schlechte Angewohnheiten, lähmende Gedanken und unerledigte Aufgaben sind potenzialhemmender Ballast. Sie verwirren den Geist und bremsen uns aus. All das muss losgelassen und möglichst konstruktiv ersetzt werden.

Ich selbst habe hier bei mir viel Verbesserungspotenzial entdeckt. Noch viel zu viel materielle Habe befindet sich in meinem Besitz.
Auch mit der lieben Ordnung habe ich es bisher nicht so sehr gehalten, bis mir aufgefallen ist, dass sich jedes mal ein unterschwelliges Gefühl der Demotivation bemerkbar macht, wenn ich mich beispielsweise an einen überladenen, ungeordneten Schreibtisch setze. Was nicht gebraucht wird, wird entsorgt. Alles andere wird geordnet und vor allem auch ordentlich gehalten.
Oberflächliche Zeitvertreibe, Tagträume und immer wiederkehrende unproduktive Gedanken werden ebenso entsorgt, um den Geist klar und fokussiert halten zu können.

2 Zeit sinnvoll nutzen

Wie oft hören wir uns darüber beschweren, wir hätten zu wenig Zeit. Doch in Wahrheit nutzen wir sie einfach nicht. Zu viele lästige Angewohnheiten, oberflächliche Vergnügungsaktivitäten, leere Gespräche und Fernsehen verschwenden unheimlich viel Zeit, die wir viel eher für unsere Entwicklung und Ziele aufwenden sollten. Wer von uns verschwendet nicht viel zu viel Zeit mit belanglosem Müll? Schluss damit!
Ab sofort sollte die Zeit nicht mehr in Jahren, sondern in Tagen gerechnet werden. Nehmen wir an ein Mensch wird im Schnitt 80 Jahre alt – das sind 29200 Tage. Einige davon sind schon verstrichen und schon morgen kann ein weiterer abgezogen werden. Die Uhr tickt, Zeit wird knapp. Sie ist zu kostbar, um sie weiter zu verschwenden. Viel zu kostbar für Unterschichtenfernsehen und Videospiele.

Auch hier gibt es für mich einiges zu tun. Training, Meditation, Bücher lesen und schreiben sowie die Arbeit an dieser Seite gehört von nun an meine Aufmerksamkeit und Zeit. Der Fernseher bleibt aus, das Surfen und Chatten im Internet wird drastisch reduziert. Nur, was meiner Entwicklung und meinen Zielen dienlich ist, darf einen festen Platz in meinem Leben haben.

3 Konzentration

Normalerweise springen unsere Gedanken wild umher. Speziell in der Zukunft scheinen sie sich wohl zu fühlen. Doch weder Zukunft noch Vergangenheit sind wirklich real. Alles Glück liegt im Augenblick. Das Leben liegt im Augenblick. Wer ihn zu würdigen und zu erfüllen weiß, wird glücklich und zufrieden sein. Innere Unruhe und Leid stammen meist von sorgenvollen Zukunftsgedanken.
Stattdessen sollten wir uns der aktuellen Tätigkeit vollends hingeben, sie genießen, in ihr aufgehen – jeden Moment zum Flow-Moment machen.

Bei diesem Thema gibt es für mich persönlich viel zu tun. Nie sind meine Gedanken wirklich über längere Zeit im Augenblick. Stattdessen frage ich mich immer wieder, was ich als nächste mache, wann ich dies und jenes noch erledige und wie schön es wäre, das Ziel zu erreichen. Tagträume und Zukunftssehnsüchte schaffen jedoch Leid und Demotivation.
Ich habe mich deshalb etwas von der Zielorientierung entfernt. Ich halte es zwar noch für wichtig, ein Ziel zu haben, doch wer nur für seine Ziele lebt, lebt nie. Eine zu starke Zielorientierung führt zur Vernachlässigung des Weges. „Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt“ lautet ein berühmtes Zitat. Wer jedoch mit den Gedanken schon im Ziel ist, findet keine Motivation, diesen Schritt zu gehen. Daher sollten alle Gedanken stets ausschließlich in der Gegenwart sein, denn nur so vermag man die Zeit sinnvoll zu nutzen und seinen Zielen und Träumen tatsächlich näher zu kommen.

4 Den eigenen Weg finden und kompromisslos beschreiten

Die Gesellschaft ist die größte Fessel überhaupt für die Entwicklung des Einzelnen. Die meisten Menschen leben ein gesellschaftlich vorbestimmtes Leben. Leben nach vorgegebenen Idealen und Prinzipien, teilen vorherrschende Meinungen, statt eine eigene zu haben, und scheren sich einzig darum, was andere Menschen über sie denken.
Bricht jemand aus der grauen Masse des Einheitsbreis aus und beschreitet eigene, unkonventionelle Wege, so wird dies unmittelbar als Bedrohung für die Gesellschaft angesehen. Als abartig, unnormal und falsch abgestempelt. Viele zerbrechen am Druck der Gesellschaft infolge einer Lebensänderung. Beispielsweise höre ich immer wieder von Leuten, die ihre Ernährung umstellen, dass sie mit den Kommentaren aus dem Umfeld nicht klar kommen. Viele Hände versuchen das Individuum zurück zum Mainstream zu führen.
Doch will ich wirklich ein vorbestimmtes Leben führen? Die eigene Kontrolle über mein einziges Leben abgeben? Wie glücklich sind diejenigen, die es tun? Die an sich vorbei leben und nichts von dem erreicht haben, was sie eigentlich erreichen wollten? Kann man überhaupt glücklich werden, wenn man nicht lernt, sein Leben selbst zu bestimmen?

Eine unglaublich gefährliche Seuche in unserer Gesellschaft ist die Angst, dumm dazustehen. Viel zu häufig sorgen wir uns darüber, was andere Leute über uns denken. Haben Angst davor, sie könnten eine schlechte Meinung von uns haben. Damit treten wir jegliche Kontrolle über unser Wohlbefinden an die Umwelt ab und versäumen es, selbst zu leben. Dem gilt es Einhalt zu gebieten.
Schei… drauf, was andere von uns denken. Es spielt überhaupt keine Rolle, solange wir mit uns selbst im Reinen sind. Es ist einfach unmöglich, alle anderen zufrieden zu stellen. Schon alleine der Versuch bringt uns um den Verstand. Aus meiner Sicht gibt es langfristig keinen anderen Weg zu Glück und Erfüllung als das Loslösen vom Urteil und Vergleich anderer. Egal ob negativ oder positiv, die Meinung anderer über uns selbst darf keine Rolle mehr spielen, denn ansonsten bleiben wir abhängig und gefangen.

Ich glaube jeder sollte seinen eigenen Weg suchen und finden und ihn vor allen Dingen auch kompromisslos beschreiten. Den Weg kennen wir oftmals schon, doch mangelt es häufig an Überzeugung und Tatkraft, um ihn wirklich auch zu gehen.
Was immer es ist, woran Du glaubst, was immer Du sein willst – lass Dich nicht vom Urteil anderer davon abbringen und bleib Dir treu.

5 Reflektion

Die wichtigste Lektion, die ich mir vor Augen führen musste, ist die Notwendigkeit regelmäßiger Reflektion. Man kann sich größte Mühe geben, den Müll rauszubringen, doch kümmert man sich nicht auch darum, ihn draußen zu halten, kehrt er in kürzester Zeit zurück. Schlechte Gewohnheiten und unnötiger Ballast suchen beharrlich immer wieder den Weg zurück in unser Leben. Daher gilt es regelmäßig eine Auszeit zu nehmen, Abstand zu gewinnen und zu reflektieren. Lebe ich noch gemäß meinem Glauben? Lebe ich noch mein Leben?

Ich selbst nehme mir mindestens einen Abend in der Woche Zeit, um über die vergangenen Tage zu reflektieren, herauszufinden, ob mein Leben und Streben in die richtige Richtung verläuft und der Müll draußen bleibt.
Zudem habe ich „Lückenfüller“, also Aktivitäten, die nur zum Zeitvertreib, aus dem Sehnen nach Beschäftigung heraus, zwischendurch ausgeführt werden, restlos gestrichen, denn sie zerstreuen den Fokus, trüben den Geist und bringen Chaos ins Unterbewusstsein. Sie halten uns an der Oberfläche, versperren den Weg in die Tiefe des Seins.
Stattdessen nehme ich mir lieber Zeit, in Ruhe, also ohne Ablenkung durch Bildschirme, Handys und Co., die Gedanken schweifen zu lassen und das Wesen meines Selbst zu ergründen. Schafft man es sämtliche Ablenkungen zu eliminieren, so werden die Gedanken klarer und die Erkenntnisse tiefgründiger. Daher sollten wir aufhören, uns in den Beschäftigungswahn zu verlieren und stattdessen eine ruhige Minute dafür nutzen, Ordnung im Geist zu schaffen.

Die Zeit

…für umfassende Veränderungen ist gekommen. Keine halben Sachen, keine Kompromisse mehr. Das neue Jahr ist Dein Jahr. Mach etwas daraus, nutze die Zeit, lebe und strebe – ein Jahr im Zeichen der Entwicklung. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch und ein frohes neues Jahr! Bleibt Euch treu!

(Bildquelle: Lutz Stallknecht  / pixelio.de)