Supplemente zur Unterstützung des Fettabbaus, sogenannte Fatburner, sind speziell zu dieser Jahreszeit ein angesagtes Thema. Viele Menschen schleppen noch die Lasten des Winters mit sich herum, aber die warme Jahreszeit steht vor der Tür und die „Torschlusspanik“ wird von Tag zu Tag größer, denn im Sommer bleibt nichts verborgen. Daher sollen überschüssige Pfunde lieber Heute als Morgen abgebaut werden, gerne auch unter Verwendung chemischer Hilfskräfte. Aber helfen Fatburner tatsächlich beim Fettabbau? Lohnt sich die Investition? Welche Fatburner gibt es überhaupt und was bringen sie im Einzelnen? Dieser Artikel vermittelt alles Wissenswerte zum Thema Fatburner und gibt eine klare Antwort auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Fatburnern.
Der Einfluss der Werbung
Grundsätzlich orientiert sich die Werbung zunächst einmal nur an den Bedürfnissen von uns Konsumenten, denn schlussendlich soll sie uns zum Kauf bewegen, um die Umsätze zu erhöhen. Gerne greift sie dabei auch mal falsche oder missverständliche Angaben zurück.
Präparate zum Abnehmen sind in den letzten Jahren ein richtiger Hype geworden, denn sie sprechen ein großes Bedürfnis der Konsumenten an. Was könnte es schöneres geben als eine Pille, die täglich eingenommen Pfunden schmelzen lässt? Wäre es nicht wunderbar, könnte man sich all die Arbeit im Studio sparen, essen was man will und dabei dennoch abnehmen? Mit den richtigen Ergänzungsmitteln alles kein Problem – will uns die Werbung weismachen. Sie zeigt uns hochmoderne, über viele Jahre hinweg entwickelte Mittel zum einfachen und schnellen Fettabbau. Dabei präsentiert sie uns schlanke, athletische Körper, die angeblich die positive Wirkung bezeugen können.
Der Wunsch nach schnellem und einfachem Gewichtsverlust macht uns angreifbar für die Maschen der Werbeindustrie, daher ist es von größter Wichtigkeit, einen kühlen Kopf zu bewahren und kritisch zu hinterfragen. Helfen die ganzen Mittelchen überhaupt? Sehen wir uns dazu einige gängige Fatburner etwas genauer an.
L-Carnitin
Der vitaminähnliche Stoff L-Carnitin kann im Körper aus einer Vielzahl von Mikronährstoffen synthetisiert und auch über die Nahrung durch die Aminosäuren Lysin und Methionin (bilden zusammen L-Carnitin) aufgenommen werden. Lysin und Methionin finden sich vor allem in Fleischprodukten.
L-Carnitin spielt erwiesenermaßen eine Rolle bei der Energiegewinnung aus Fettsäuren. Hieraus wurde der Schluss gezogen, dass mit einer Ergänzung von L-Carnitin der Fettabbau beschleunigt werden kann. Dieser Schluss steht auf einem sehr instabilen Fundament, denn es gibt keine einzige Studie, die einen signifikanten Fettabbau durch die ergänzenden Zufuhr L-Carnitin beweist. Nach dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand ist L-Carnitin als Supplement zum Fettabbau nutzlos.
CLA
Konjugierte Linolsäure (Conjugated Linolic Acid – CLA) ist eine essentielle Fettsäure, das heißt sie muss über die Nahrung zugeführt werden. Die besten CLA-Lieferanten sind Fleisch- und Milchprodukte.
Die ergänzende Einnahme von CLA soll angeblich vielerlei Wirkung haben, darunter positive Effekte auf den Muskelaufbau, den Fettabbau, die Insulinsensitivität und auf das Immunsystem.
Aber auch hier gibt es keine relevante Studie, die auch nur eine dieser Wirkungen beweisen konnte. Stattdessen gibt es einige Anzeichen für gesundheitliche Gefahren in Verbindung mit der CLA-Supplementierung. So scheint CLA die Insulinausschüttung zu stimulieren und in dieser Funktion bei Überdosierung möglicherweise Diabetes auszulösen (siehe: Uni Bonn Pressemitteilung). Eine Überdosierung entsteht durch die ergänzende Einnahme von CLA – die über die Nahrung zugeführten Mengen sind unbedenklich. Es handelt sich hierbei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nur um Hinweise auf gesundheitliche Gefahren – bewiesen sind auch diese nicht.
Chitosan
Der aus Krabbenschalen hergestellte Stoff Chitosan vermag Fett zu binden (zumindest im Reagenzglas) und soll dadurch als Fatburner wirksam sein. Die Idee dahinter ist, dass Chitosan im Darm die Fette aufnimmt und zusammen mit den Fetten dann ausgeschieden wird. Das heißt die Fettenergie wird zwar über die Nahrung zugeführt, landet aber nicht in den Zellen. Durch diese Wirkung soll die Erreichung eines Kaloriendefizits erleichtert werden. Ein Kaloriendefizit über die Nahrung sorgt dafür, dass der Körper gezwungen wird, Energie aus den Speichern zu nutzen, um weiter optimal funktionieren zu können – es wird also (unter anderem) Fett abgebaut.
Klingt auf dem ersten Blick ganz sinnvoll – ist es aber nicht. Abermals gibt es keine entscheidenden Studien, die einen Gewichtsverlust in Folge der Einnahme von Chitosan beweisen. Vielmehr überwiegen auch hier die Anzeichen auf gesundheitliche Risiken, denn selbst wenn Chitosan im Darm Fett binden könnte (was ebenfalls nicht bewiesen ist), so bestünde in diesem Zusammenhang die Gefahr, dem Körper wichtige Nährstoffe zu entziehen – darunter fallen essentielle Fettsäuren aber auch beispielsweise fettlösliche Vitamine.
Selbst wenn Chitosan ohne gesundheitliche Risiken Fette binden und ungenutzt ausscheiden lassen könnte (was es offenbar nicht kann), hätte das lediglich den gleichen Effekt, wie einfach etwas weniger zu essen. Aus meiner Sicht ist Chitosan daher definitiv herausgeschmissenes Geld.
Gibt es überhaupt funktionierende Fatburner?
Bisher scheint kein einziger gängiger Fatburner tatsächlich positiv zu wirken – warum sind sie dann überhaupt so verbreitet? Einfach weil es die Werbung geschafft hat, uns nachhaltig zu blenden. Zudem ist die Studienunzuverlässigkeit in der Fitnesswelt ein großes Problem. In Magazinen liest man häufig Sätze wie „Forscher der Univsersität xy fanden heraus, dass…“ oder „xxx bewirkt dies und das wie eine Studie der Universität xy zeigen konnte“. Das Problem ist nur, dass die meisten Studien überhaupt keinen Aussagewert haben. Bestenfalls stellen sie mögliche Zusammenhänge da, aber eben keine Kausalität. Bei vielen Studien ist alleine die Methodik der Durchführung unzuverlässig und nicht selten werden solche Studien auch nur an einer sehr geringen Zahl an Probanden und über kurze Zeiträume durchgeführt. Nicht zuletzt werden viele Studien im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel finanziert von Nahrungsergänzungsmittelherstellern.
Wirklich relevante Studien gibt es nur wenige und die werfen kein gutes Licht auf die meisten Supplemente – und schon gar nicht auf Fatburner.
Bei den Konsumenten ist zudem ein großes Problem, dass ein Gewichtsverlust oftmals falsch zugeordnet wird. Jemand der abnimmt und gleichzeitig einen Fatburner nimmt, schreibt den Gewichtsverlust gerne dem Fatburner zu. In Wirklichkeit war es allerdings höchstwahrscheinlich die Ernährung oder das Training. Selbst wenn jemand darauf schwört, in diesen Bereichen nichts verändert zu haben, hat er es vermutlich unbewusst dennoch getan, denn wer auf die Idee kommt Fatburner zu nehmen, entwickelt automatisch ein Gefühl für Nahrungsmittelzufuhr und körperliche Aktivität. Er hat das Ziel abzunehmen und wird sich dann vielleicht zwei oder dreimal überlegen, zu Fast-Food oder Naschzeug zu greifen. Jemand der auf Fatburner schwört, blendet sich in aller Regel also selbst.
Ende 2012 trat übrigens die Health Claims Veordnung in Kraft. Sie besagt im Prinzip, dass nur freigegebene gesundheits- und leistungsbezogene Angaben bei Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt sind. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Zuge dieser Verordnung viele Supplemente untersucht und kam bei den gängigen Fatburnern zu dem Ergebnis, dass keine signifikanten Auswirkungen auf den Fettabbau zu erwarten sind.
Kombinationsprodukte
Allerdings möchte ich nicht unterschlagen, dass es durchaus Fatburner gibt, die eine geringe Wirkung auf den Fettabbau haben können. Dabei handelt es sich um Kombinationsprodukte, die eine große Menge an Wirkstoffen (z.B. Grünteeextrakt, Guaranaextrakt, Koffein etc.) vereinen und dabei mitunter geringe positive Effekte auf den Fettabbau haben können, beispielsweise indem sie die Thermogenese anregen.
Tatsache ist allerdings, dass diese Sorte von Fatburnern verdammte Chemiebomben sind und wer weiß schon, was wir unserer Gesundheit damit langfristig antun? Und das nur für bestenfalls minimale Effekte auf den Fettabbau. Lohnt sich da die Gefährdung der Gesundheit? Das soll jeder selbst entscheiden, ich selbst halte allerdings absolut nichts davon und kann daher nur von Fatburnern abraten.
Fazit zum Thema Fatburner
Der große Wunsch nach schnellem Gewichtsverlust ohne größere Anstrengungen hat für eine teilweise große Naivität im Umgang mit Werbeversprechungen von Fatburnern gesorgt. Aus meiner Sicht sind Fatburner durch die Bank weg nichts anderes als Geldverschwendung und schlimmstenfalls gesundheitsgefährdend. Wer denkt er könnte mit dem richtigen Supplement in kurzer Zeit ordentlich abnehmen, hat sich heftig geschnitten.
Die simple Wahrheit ist, dass kein Weg an engagiertem Training und einer angepassten Fettabbau-Ernährung vorbei führt. Statt also aufgrund schwacher Disziplin und mangelhafter Willenskraft die Chemiekeule zu schwingen und dabei womöglich auf fahrlässige Art und Weise die Gesundheit zu gefährden, sollte man sich lieber besinnen und anfangen den Weg des Widerstandes als den richtigen anzuerkennen. Im Leben gibt es rein gar nichts von Wert geschenkt. Fang an ordentlich zu trainieren, stelle deine Ernährung um und kämpfe für deine Ziele. Erst durch den Kampf wird es wertvoll. Wenn Du wissen möchtest, wie genau Du effektiv und nachhaltig abnehmen kannst, empfehle ich dir das von mir verfasste Einsteigertrainingsbuch „Project Body – Mit einem neuen Körper in ein neues Leben“. Dort erkläre ich eingehend, wie Du Training und Ernährung gestalten solltest, um körperliche Ziele in kürzester Zeit zu erreichen und dabei die Gesundheit zu fördern statt sie zu gefährden.
Wenn Du trotz aller Warnungen dennoch auf Fatburner zurückgreifen möchtest, so empfehle ich dir den Kauf einer extrem großen, 100 kg schweren Tablette, die Du dann vor den Naschschrank schieben kannst – Gewichtsverlust garantiert.
Dieser Artikel ist Teil des Supplemente-Guides.
(Bildquelle: Alle Rechte vorbehalten von Iliyan Yankov)