Weihnachten – Zeit der Familie, der Ruhe, des Friedens – und des schlechten Gewissens? Zwischen Gänsebraten mit Klößen, Kuchen, gebrannte Mandeln, Glühwein und Schokolade in jeder erdenklichen Form haben es athletische Menschen nicht gerade leicht.

Die Weihnachtszeit ist dabei allerdings häufig nur ein Sinnbild für einen Konflikt, der nahezu ganzjährig in vielen Menschen tobt, die Körperfett abbauen wollen. Der Konflikt zwischen einer idealisierten Ernährungsvorstellung und dem Verlangen nach Süßigkeiten und Junk-Food, dem man nur allzu oft nachgibt.

Ich bin mir sicher, auch du hast schon Bekanntschaft mit diesem Konflikt gemacht. Wenn es dir wie viele andere Athleten geht, die schlanker werden wollen, hast du ihn vielleicht einmal mehr in aller Deutlichkeit an den vorangegangenen Weihnachtsfeiertagen in dir gespürt.

Es lohnt sich hier einen genaueren Blick auf die Hintergründe und Schlussfolgerungen zu werfen, denn sie geben wertvolles Feedback darüber, was in puncto Mentalität kontraproduktiv wirkt und damit deine Bemühungen, einen schlankeren, fitteren Körper zu erlangen, möglicherweise noch entscheidend behindert.

Das grundlegende Mentalitätsproblem

Der Wunsch Körperfett zu verbrennen entsteht oftmals beim Erreichen eines Wendepunktes im Leben.

Wenn aus dem eigenen Kleiderschrank nichts mehr so recht passen will, im Modegeschäft kaum noch ein Stück in der passenden Größe zu finden ist, man sich auf den eigenen Urlaubsbildern kaum noch erkennen mag oder urplötzlich beim Blick in den Spiegel ein zweites Kinn entdeckt.

Es kann eine ganz unscheinbare, geradezu alltägliche Situation sein, in der die Fassade einstürzt und man vielleicht zum ersten Mal einen ehrlichen, objektiven Blick auf das eigene Antlitz wirft – und alles andere als begeistert ist.

Das ist der Wendepunkt, an dem viele Menschen ernsthaft beschließen, mit dem Fettabbau durchzustarten.

Grundsätzlich ist der Wille zur Veränderung zwar begrüßenswert, doch basiert die Motivation in diesem Fall oftmals auf Unzufriedenheit. Auf der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.

Manche Motivationsgurus würden das sogar begrüßen. Behaupten sie doch, Unzufriedenheit wäre unser größter Antrieb und die notwendige Bedingung, um sich selbst weiterzuentwickeln.

Die Sache ist aber die: Wer unzufrieden ist, ist meist zugleich auch ungeduldig. Ungeduld wiederum führt dazu, dass man sich selbst zunehmend unter Druck setzt, den Fettabbau auf Teufel komm raus erzwingen will und in kürzester Zeit versucht, jeden auch nur minimal erfolgsversprechenden Schritt zu unternehmen, um schlanker zu werden.

Willkommen in der streng dogmatischen Welt des Körperkults

Also beliest man sich im Internet, besorgt sich Magazine und Bücher oder befragt jemanden aus dem Bekanntenkreis, der sich besser mit der Materie auskennt.

Allerdings erhält man nun auf fünf Fragen fünfzig Antworten, von denen sich einige gegenseitig ausschließen.

Außerdem wird meist in erster Linie überzeugend und leidenschaftlich erklärt, wie man sich nicht ernähren sollte, wenn man schlanker wird. Auch hier gibt es wieder verschiedene Positionen und langsam macht sich das Gefühl breit: Irgendwie mache ich alles falsch.

Doch die Uhr tickt. Von Tag zu Tag wächst die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und daher auch die Verzweiflung, weil man trotz der vielen Recherche noch nicht so recht weiß, was genau zu tun ist, um endlich schlanker zu werden.

Es gibt (scheinbar) nur einen Ausweg: Man sucht sich die überzeugendste Meinung (oder sollten wir fast Religion sagen?) heraus und folgt dieser. Nun weiß man genau, was zu tun ist. Oder besser gesagt: was nicht getan werden sollte.

Ganz im Ernst, viele Ernährungssysteme unterscheiden sich vor allem in den Lebensmitteln, die sie ausschließen – und das sind speziell beim Abnehmen in der Regel die besonders begehrten Produkte. Fleisch, Getreide, Süßigkeiten, Junk-Food, Obst.

Der Konflikt ist geboren

Ehe man es sich versieht, sitzt man in der Zwickmühle.

Auf der einen Seite ein in der Fitnesswelt üblicher dogmatischer Ansatz und der eingeimpfte Glaube daran, dieses oder jenes Lebensmittel sei schlecht.

Auf der anderen Seite der Wunsch, genau diese Produkte zu verzehren. Meist sind die verbotenen Lebensmittel besonders verlockend, weil sie Teil der sozialen Dynamik sind (Weihnachtsessen, Weihnachtsmarkt,…) oder schlicht schon lange Zeit Teil der eigenen Ernährung waren, möglicherweise schon seit frühester Kindheit.

Wann immer du von jetzt an dem Verlangen erliegst, bekommst du Gewissensbisse.

Dieser Konflikt ist letztlich der Ausdruck einer mangelhaften Konsistenz zwischen dem, was sein sollte, und dem, was in der Realität tatsächlich ist. Und ich kann dir sagen: Unter diesem Konflikt leiden verdammt viele Athleten!

Es ist genau diese Sorte von Konflikten, die das eigene Selbstvertrauen untergraben und mit der Zeit krank machen. Wann immer wir glauben, etwas sein zu müssen, das wir eigentlich (noch) nicht sind, neigen Menschen dazu, sich selbst unter Druck zu setzen. Mit jedem Scheitern, mit jeder „Ausnahme“ schwindet das Selbstwertgefühl und irgendwann auch das Vertrauen in die eigene Stärke.

Grundsätzlich können wir dieses Konfliktschema auf jeden Lebensbereich übertragen, doch ist die Ernährung ein Musterbeispiel dafür, was schiefläuft und letztlich kontraproduktiv auf die eigene Entwicklung wirkt.

Ein schlechtes Gewissen und der selbst aufgebaute Druck können nämlich zwei entscheidende, negative Auswirkungen haben: Erstens kann sich dadurch der Stresspegel deutlich erhöhen und zweitens kann die Motivation durch das Gefühl der Fremdbestimmung verloren gehen.

Aus dem Drang, sich gesund zu ernähren, um schlanker zu werden, entwickelt sich dann schleichend eine Gewichtszunahme.

Lass‘ uns diese beiden Auswirkungen zunächst kurz genauer betrachten, ehe wir uns um die Lösung des Problems bemühen.

Auswirkung #1: Der Stresspegel nimmt zu

Manche Menschen setzen sich selbst derart unter Druck, dass sie sich in einer Art Dauerstresssituation befinden. Sie wollen viel, schaffen letztlich aber deutlich weniger und sind dadurch frustriert und gestresst.

Doch dieser Stress ist destruktiv. Das heißt, er behindert deine Regeneration, bringt das Hormonsystem durcheinander und kann dadurch den Fettabbau bremsen bzw. gar das Gegenteil bewirken: Die Fetteinlagerung begünstigen und eine Gewichtszunahme verursachen.

Das ist ein Zusammenhang, den schon viele Menschen am eigenen Leibe erfahren haben: Ausufernder Stress kann dick machen. 

Auswirkung #2: Die Motivation geht verloren

Wenn du immer wieder ’nein‘ zu deinem Verlangen sagst, wirst du irgendwann einen Punkt erreichen, an dem du dich fragst, ob du wirklich deinen Weg gehst oder ob du fremdgesteuert handelst.

Du willst etwas essen, das du nicht essen darfst. Warum darfst du nicht? Weil dir das irgendjemand gesagt hat. Weil dir irgendjemand gesagt hat, diese Lebensmittel würden dick machen.

Glaubst du wirklich selbst daran? Oder folgst du diesem Weg nur, weil man dir einen schlanken Körper versprochen hast?

Meiner Erfahrung nach glauben die meisten Anhänger einer Diät gar nicht wirklich daran, dass die verbotenen Lebensmittel ihnen schaden. Sie sind in ihrer Unzufriedenheit und Verzweiflung nur gewillt, diesen Verzicht einzugehen, weil sie auf einen schlankeren Körper hoffen.

Die Frage ist doch, was würden diese Menschen tun, wenn sie ihren schlankeren Körper erlangt hätten? Ich kann es dir sagen: Sehr viele von ihnen freuen sich schon darauf, dann endlich wieder all die verbotenen Lebensmittel verzehren zu können!

Doch wenn du, wie viele andere auch, so denkst, dann zeugt das nur davon, dass du nicht wirklich aus innerer Überzeugung handelst.

Und wenn die Überzeugung fehlt, keimt der Zweifel im Unterbewusstsein. Irgendwann entlädt er sich und du kommst an einem Punkt, an dem du das Gefühl nicht mehr loswirst, fremdbestimmt zu handeln: Dein Verlangen, das kommt von dir. Die Verbote kommen von außen.

So jedenfalls fühlt es sich dann an.

Doch welcher Mensch lässt sich schon gerne von außen sein Handeln diktieren? Wir wollen das Gefühl von Freiheit. Wir wollen das Gefühl, unserem eigenen Weg zu folgen. Einen Weg, an den wir wirklich glauben.

Wenn das Gefühl verloren geht, verlierst du auch deine Motivation und gibst früher oder später auf.

Das Problem ist, dass dann nur wenige Menschen versuchen, einen anderen Weg zu finden, von dem sie selbst wirklich überzeugt sind. Oftmals lässt man von seinem Vorhaben gänzlich ab und gibt sich dem Verlangen vollends hin. Die Pfunde kommen dann nur allzu schnell vermehrt zurück.

Ein entspanntes Verhältnis zur Ernährung gewinnen

Worum geht es bei der Ernährung also wirklich?

Nun, zunächst um einen viel entspannteren Umgang mit dem Thema!

Sofern du mir zustimmst, haben wir gesehen, dass das krampfhafte Erzwingen und der strenge Dogmatismus der Ernährung letztlich dazu führen, dass viele Menschen nicht abnehmen, oftmals sogar zunehmen und reichlich Frustration bezüglich der Ernährung in sich tragen.

Im Rahmen einer kurzzeitigen Challenge sind Verbote vollkommen in Ordnung, denn dann kann man spielerisch damit umgehen, sich selbst herausfordern und wichtige Lehren ziehen. Doch als Dauerlösung taugt dieses Vorgehen nicht.

Hier sind daher eine Reihe von Tatsachen, die wir akzeptieren dürfen, um ein entspannteres, gesünderes Essverhalten zu gewinnen:

  • Es gibt keine perfekte Ernährung
  • Die Ernährung muss zudem nicht perfekt sein, um gesundheits- und figurfreundlich zu sein
  • Psychische Gesundheit ist ebenso wichtig wie physische Gesundheit – ein dauerhaft extremer Weg mag physisch gesehen sinnvoll sein, aus psychologischer Sicht ist er aber meist kontraproduktiv
  • Strenge Vorschriften sind langfristig praxisuntauglich
  • Lebensmittelverbote bringen dich auf Dauer nicht weiter
  • Konzentriere dich stattdessen auf das, was du vermehrt essen willst (siehe: Die einfachste Diät aller Zeiten)
  • Gehe entspannter mit angeblich schädliche Lebensmittel um – bei Süßigkeiten, Junk-Food und co. macht stets die Dosis das Gift

Fehlt nur noch der allerwichtigste Aspekt, der bei der Ernährung ebenso wie beim Training entscheidend ist.

Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, weil er Teil einer grundlegend neuen Mentalität ist, die ein Schlüsselelement meines neuen Buches „Nachhaltig Schlank“ ist.

Es verändert die Art und Weise, wie wir uns dem Fettabbau nähern, um effektiv, doch zugleich auch dauerhaft schlank, fit und gesund zu werden. Mit Nachhaltig Schlank wird der Fettabbau auf Basis bewährter Methoden neu gedacht.

Ich bin mir jedoch sicher, du hast den Kern der Sache schon bei meinen Ausführung des eigentlichen Problems bei der Ernährung erkannt: Es fehlt die Überzeugung.

Wenn wir uns dauerhaft gesünder ernähren und regelmäßig trainieren wollen, müssen wir die Überzeugung gewinnen, damit auf dem richtigen Weg zu sein. Wir müssen die Überzeugung gewinnen, dass es uns gut tut.

Nicht das Ziel ist entscheidend, sondern der Weg. Von ihm müssen wir überzeugt sein, um ihm langfristig folgen zu können. Mit Logik allein ist diese Überzeugung aber oftmals nicht zu gewinnen.

Woher die Überzeugung kommen kann, das wird im Rahmen eines geschlossenen, stimmigen Systems im Buch dargelegt.

Gute Nahrung vs. Schlechte Nahrung?

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