Die Fitness-Szene wird beherrscht von Trends. Low Carb, Low Fat, Paleo, Vegan, HIIT, HIT, HFT, PITT, Caslisthenics – es gibt unzählige Trainings- und Ernährungsformen, von denen viele auf eine durchaus breite Anhängerschaft vertrauen können. Doch nicht jeder Trend stellt eine tatsächliche Bereicherung für die Athleten dar. Manche sind eine schlichte Ausgeburt klugen Marketings. Um dir ein wenig bei der Beurteilung zu helfen, möchte ich heute einen dieser boomenden Trends genauer unter die Lupe nehmen: Animal Movements.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was unter „Animal Movements“ genau zu verstehen ist
  • Welche Vorteile und Grenzen diese Trainingsform hat
  • Warum es die perfekte Ergänzung zum Hanteltraining ist
  • Wie du Animal Movements am besten praktizieren kannst

Beginnen wir mit einer kurzen, simplen Begriffsklärung.

Animal Movements – Was sich dahinter verbirgt

Animal Movements sind eine Form des gerätefreien Trainings, bei der du deinen Körper nach dem Vorbild tierischer Muster bewegst. Wahrscheinlich bist du bereits im Kindergarten zum ersten Mal in Kontakt mit Animal Movements gekommen, auch wenn dir bisher vielleicht noch nicht bewusst war, welch vielfältige Bewegungsformen es bei dieser Trainingsart gibt.

Zu den populärsten Animal Movements gehören wohl Enten- und Krebsgangs. Die beiden nachfolgenden Videos zeigen dir jedoch noch zahlreiche weitere Bewegungen, die allesamt zu den Animal Movements zählen.

Die Top 5 Vorteile

Animal Movements birgen einige sehr bedeutende Vorteile gegenüber manch anderer Trainingsform, weshalb sie sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Fünf davon möchte ich dir kurz vorstellen.

1 Animal Movements sind organisatorisch und zeitlich günstig

Ohne Zweifel einer der wichtigsten Vorteile. Zeit ist den meisten Menschen zurecht sehr wichtig und heutzutage in manchen Lebensphasen Mangelware. Da auf Trainingsequipment gänzlich verzichtet wird, sind Animal Movements organisatorisch sehr günstig. Du kannst überall und jederzeit trainieren. In den eigenen vier Wänden, im Park, am See, im Hotelzimmer. Wo immer du dich gerade auch befinden magst, den Körper hast du schließlich immer im Gepäck.

2 Animal Movements trainieren vernachlässigte Muskeln

Da Animal Movements ohne Zusatzgewichte auskommen, sind die einzelnen Bewegungen kreativ und ungewohnt, sodass diverse sekundäre Muskeln, die bei den großen Grundübungen mit freien Gewichten weniger stark gefordert werden, hier verstärkt gereizt und entwickelt werden. Du belastest Muskeln und Gelenke aus anderen Winkeln, setzt neue Belastungsschwerpunkte und sorgst dafür, dass dein Körper robuster und vielseitiger wird. Somit beugst du Dysbalancen effektiv vor und verringerst folgerichtig die Gefahr von Verletzungen.

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3 Animal Movements bieten wertvolle Abwechslung

Beim Hanteltraining gibt es einige entscheidende Grundübungen, die den Kern eines jeden Trainingsprogrammes bilden (sollten). Die Progression besteht zumeist darin, mehr Gewichte aufzulegen. Natürlich lassen sich auch hinsichtlich Tempo, Sätze, Pausen und Wiederholungszahlen wesentliche Progressionsschritte tätigen, doch an der Übung selbst ändert das nichts.

Anders bei den Animal Movements, wo im Sinne der Progression nur die Übungen selbst schwieriger gestaltet werden können. Das bedeutet, entweder du sorgst bei einzelnen Übungen für mehr Instabilität oder du gehst zu schwierigeren Übungsvarianten über, die du am Anfang noch nicht beherrschen konntest.

Die Folge ist eindeutig: Du lernst immer wieder neue Bewegungen und trainierst dadurch abwechslungsreicher – ein guter Bonus für die Motivation.

4 Animal Movements fördern die Körperbeherrschung

Die ungewohnten Bewegungen wirst du anfangs nur unsauber koordinieren können. Mit der Zeit jedoch lernst du, sie geschmeidiger auszuführen und förderst dadurch deine Körperbeherrschung. Die Fähigkeit, deine Muskeln besser zu kontrollieren, um Bewegungen sauberer ausführen zu können.

Diese Fähigkeit wird auch bei bekannten Übungen stetig weiterentwickelt. Doch je besser du eine Übung beherrschst, desto weniger Spielraum bleibt natürlich nach oben. Neue Übungen sind somit wichtige Reize hinsichtlich der Weiterentwicklung deiner Körperbeherrschung.

5 Animal Movements lassen mehr Spielraum für technische Fehler

Die Technik der grundlegenden Hantelübungen sollte schnellstmöglich perfektioniert werden, denn technische Fehler können bei der Verwendung großer Zusatzgewichte teuer werden. Verletzungen oder auch nur lokale Überlastungen können dich bei deiner Entwicklung enorm behindern.

Anders sieht es bei Animal Movements aus. Hier verwendest du nur deinen eigenen Körper, sodass der mechanische Stress wesentlich geringer ist. Dadurch ist es bei Animal Movements nicht wichtig, eine „perfekte Technik“ einzustudieren. Vielmehr liegt genau darin ein großer Fehler, den wir später noch besprechen werden.

Perfekte Ergänzung für den athletischen Lebensstil

Du siehst: Animal Movements sind eine tolle Sache. Doch sie haben ihre Grenzen, denn Animal Movements sind kein vollständiges Trainingssystem. So werden beispielsweise Hauptmuskeln nur unterschwellige gereizt, der Stoffwechsel wird nicht nennenswert angekurbelt und auch das Herz-Kreislauf-System wird nur mäßig gefordert. Sie ersetzen also kein richtiges Kraft- und Ausdauertraining, doch ergänzen beide Trainingsarten und lassen sich aufgrund ihrer Geräteunabhängigkeit perfekt in den athletischen Lebensstil integrieren.

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Animal Movements sind die perfekte Ergänzung für den Athletischen Lebensstil!

Wenn du zwischendurch mal Zeit hast, an der Bushaltestelle warten musst, im Fernsehen gerade Werbung ist, du ein wenig Abwechslung zum vielen Sitzen am Arbeitsplatz brauchst, dann kannst du intuitiv ein paar Animal Movements trainieren. Jederzeit, überall. Das sorgt nicht nur für den wertvollen physischen Ausgleich in deinem Leben, sondern fördert durch seine genannten Vorteile auch deine Leistung beim Krafttraining und wirkt präventiv hinsichtlich Verletzungen.

Eine gewaltige Inspiration

Einer der Vorreiter auf dem Gebiet der Animal Movements ist Ido Portal. Für mich persönlich gehört er zweifelsohne zu den inspirierendsten Leuten auf dem Gebiet der körperlichen Fitness. Seine Ansichten sind unkonventionell und dennoch sehr bereichernd. Wenn du noch unentschlossen bist, ob du Animal Movements praktizieren solltest, möchte ich dir folgendes Video nahelegen:

Animal Movements machen nur einen Teil von Ido Portals körperlichen Aktivitäten aus. Im Grunde geht es ihm nur um eines: Bewegung. Je vielseitiger, desto besser. Kein Lebewesen auf diesem Planeten hat ein derart hohes Bewegungspotential wie der Mensch. Dieses Potential zu entfalten ist für die Entwicklung von Körper, Geist und Charakter ebenso wie für unser generelles Wohlbefinden enorm wichtig. Der Mensch braucht Bewegung! Bewegung heißt Freiheit. Bewegung heißt Fortschritt. Wenn du krankheitsbedingt ein paar Tage das Bett hüten musst, sehnst du dich dann nicht auch danach, dich endlich wieder bewegen zu können? Deinen Körper zu benutzen und herauszufordern? Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen und ein bewegungsreicher Alltag der natürlichste aller Lebensstile.

Dieser Freiheitsgedanke sollte sich unbedingt beim Trainieren von Animal Movements widerspiegeln.

Animal Flow

In eine ähnliche Kerbe schlägt das Konzept des Animal Flow. Dabei werden verschiedenste Bewegungsmuster aneinander gereiht, sodass sich ein flüssiges, geschmeidiges Bewegungssystem ergibt. Dieses Video gibt dir eine Vorstellung davon:

Bei Animal Flow handelt es sich letztlich leider um ein kommerzielles System, das versucht, seine Anweder in feste, skalierbare Strukturen zu drücken. Doch du kannst dich dennoch von Animal Flow dazu inspirieren lassen, Animal Movements intuitiv zu kombinieren und dich letztlich vollkommen frei und ungeplant zu bewegen. Genau darum geht es nämlich bei den Animal Movements.

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Trainiere frei, trainiere wild

Das ist ein entscheidender Unterschied zu den Grundübungen des Krafttrainings, die bekanntlich mit möglichst perfekter Form ausgeführt werden sollten. Doch Technikperfektion ist nicht der Kerngedanke der Animal Movements. Vielmehr ist es das genaue Gegenteil. Bei den Animal Movements geht es darum, frei und ungebunden zu üben. Schau dir ruhig einige Videos dazu an, um eine grobe Vorstellung von der Ausführung mancher Übungen zu bekommen, und dann übe sie ohne detaillierte Anleitung. Leg einfach los! Wenn du damit beginnst, sie genau zu analysieren und dich immer wieder zu fragen, „ob du es richtig machst“, dann entfernst du dich vom Wesen der Animal Movements.

In jüngerer Vergangenheit sind mehrere Bücher zum Thema erschienen, doch ich finde, das zielt in die falsche Richtung. Es braucht keine „Ausführungsrichtlinien“ oder technische Instruktionen. Animal Movements sollten wild trainiert werden. Genau darin liegt ihr Reiz. Sie verkörpern den Freiheits- und Entwicklungsgedanken. Animal Movements sollten „entdeckt“ werden, statt sie stumpf nachzumachen. Spüre sie! Erforsche sie! Anstatt dich beim Training auf Technikanweisungen oder irgendwelche Parameter zu besinnen, solltest du dir einfach folgende Frage stellen: Wie kann ich mich geschmeidiger, leiser und effizienter fortbewegen?

Das ist alles! Versuche, dich so leise, geschmeidig und effizient wie möglich zu bewegen! Anfangs wird es dir schwerfallen, doch mit der Zeit wirst du deinen Körper und dadurch auch die Übungen besser beherrschen lernen. Ohne Anleitung, ohne Plan, einfach durch Übung und die damit einhergehende Verbesserung deiner Körperbeherrschung. Zu diesem Zweck kannst du von Zeit zu Zeit auch ruhig mit geschlossenen Augen üben, um deinen Körper noch genauer zu spüren, deine Wahrnehmung zu verbessern.

Was auch immer du tust: Zerdenke die Sache nicht und übe frei. Wenn möglich in der Natur, mitten in deinem Element. Das ist das Wesen der Animal Movements.

(Bildquelle: © edan – Fotolia.com)