Gewohnheiten sind ein heikles Thema. Bis zu einem gewissen Grad geben sie Aufschluss darüber, wer wir eigentlich sind und in welche Richtung sich unser Leben entwickelt. Sie zeigen Stärken und Schwächen auf. Vor allem aber besitzen sie eine enorme Kraft. Je länger sie Teil unseres Lebens sind, desto schwieriger sind sie zu überwinden. Wie Drogen können sie abhängig machen und bei Abstinenz Entzugserscheinungen hervorrufen.
Aber brauchen wir Gewohnheiten überhaupt?
Ich habe das Thema bereits im Artikel „Die Krone der Schöpfung“ angeschnitten und seither hat sich an meiner Meinung, dass Gewohnheiten unsere freie Entfaltung und Entwicklung bremsen, nichts geändert. So weit es möglich ist sollte man sich daher meiner Ansicht nach von Gewohnheiten befreien.
Allerdings führt der Weg zur Befreiung von Gewohnheiten aus meiner Sicht nur über die Etablierung von Gewohnheiten. Das klingt sehr widersprüchlich, aber ich werde gleich genau erklären, was ich damit meine.

Der starke Einfluss schlechter Gewohnheiten

Meiner Erfahrung nach haben so gut wie alle Menschen schlechte Gewohnheiten in ihrem Leben. Mit schlechten Gewohnheiten meine ich Tätigkeiten, die kein bisschen zur Erreichung der persönlichen Ziele, zur Entwicklung oder Erfüllung beitragen und der Lebensqualität mehr schaden als nützen. Ein klassisches Beispiel dafür wäre das abendliche Fernsehprogramm. Hier wird passiv konsumiert, oftmals ohne Leidenschaft, ohne Begeisterung. Ein reiner Zeitvertreib.
Schlechte Gewohnheiten gibt es aber in vielen Facetten, so können sie beispielsweise auch in der Ernährung, im Training oder sozialen Leben vorkommen. Ich brauche dazu vermutlich gar nichts weiter zu erklären, denn ich nehme an, wenn Du dein Leben gründlich hinterfragst, wirst Du von selbst erkennen, welche schlechten Angewohnheiten Du hast.
Also gut, nehmen wir an Du hast in der Tat schlechte Angewohnheiten, die dich in deinem Leben und Streben behindern. Wenn ich dir jetzt sagen würde, Du sollst dich frei von allen Gewohnheiten machen, so würde das dein Leben aller Wahrscheinlichkeit nach nicht verbessern. Denn die schlechten Angewohnheiten haben dich tief geprägt und sie würden daher weiterhin einen negativen Einfluss auf dich ausüben. Wenn Du es dir beispielsweise zur Angewohnheit gemacht hast, so oft wie möglich zu entspannen und deine Zeit beim Fernsehen zu vertrödeln, so hast Du dich zwangsläufig zu einem trägeren Menschen entwickelt. Fallen nun deine schlechten Angewohnheiten weg, so wirst Du das mit ebenfalls von Trägheit geprägten Aktivitäten kompensieren. Dein Verstand wird eine Ausrede nach der anderen erfinden und schlussendlich wirst Du dich höchstwahrscheinlich in deinen alten Gewohnheiten wiederfinden.

Schlechte Gewohnheiten überwinden

Der Schlüssel um schlechte Angewohnheiten zu überwinden und sich langfristig auf sinnvolle Art und Weise gänzlich von Gewohnheiten zu befreien, ist die Ersetzung von schlechten Angewohnheiten mit guten Angewohnheiten. Du musst etwas finden, um die neu gewonnene Zeit sinnvoll zu füllen und damit auch die negative Prägung des Unterbewusstseins zu überwinden. Wenn Du beispielsweise bisher abends vor dem Fernseher eingeschlafen bist, so könntest Du das damit ersetzen, dass Du ein wenig Joggen (Sprinten) gehst und danach ein gutes Buch liest. Statt passiv zu konsumieren würdest Du aktiv deine Entwicklung fördern und mit ausreichend Zeit überträgt sich der Hintergedanke allmählich auf dein Unterbewusstsein. Fortan wirkt er sich auch auf dein gesamtes restliches Leben auf. Du wirst generell mehr Lust haben, trainieren zu gehen, Bücher zu lesen, produktiv zu sein.

Der Weg zur Freiheit

Durch gute Angewohnheiten kannst Du einen guten Lebensstil in dein Unterbewusstsein brennen. Wenn Du dich über einen längeren Zeitraum gut ernährst, regelmäßig trainierst, dich körperlich und geistig weiterentwickelst, daran arbeitest deine Ziele zu erreichen, dann wird das zur Angewohnheit und somit normal.
Machst Du dich jetzt komplett frei von allen Gewohnheiten, so wirst Du den durch die guten Gewohnheiten geprägten Lebensstil automatisch fortführen. Die Prinzipien bleiben bestehen. Der Unterschied ist, dass Du nun in deiner Entwicklung vollkommen frei bist und dynamischer leben kannst.
Es mag auf dem ersten Blick beispielsweise sinnvoll sein, einfach jeden Tag um Punkt 17:00 Uhr trainieren zu gehen – immerhin ist so gewährleistet, dass Du am Ball bleibst und deinem Körper etwas Gutes tust. Mit der Zeit wird das Training für dich allerdings so selbstverständlich, dass Du auch ohne die Zwanghafte Einhaltung eines Planes motiviert genug bist, häufig zu trainieren. Daher kannst Du die Gewohnheit loslassen, um deine wertvolle Zeit freier einteilen zu können. Es muss nämlich nicht immer das Beste für dich sein, um 17:00 Uhr zu trainieren. Vielleicht gibt es ja gerade Heute etwas Sinnvolleres zu tun? Vielleicht ein Geburtstag in der Familie oder einen Geschäftstermin. Oder Du hast wahnsinnig große Lust eine Wanderung zu unternehmen, ein Buch zu schreiben oder was auch immer. Langfristig schränken dich Gewohnheiten ein. Sie hindern dich daran, dein Leben in vollen Zügen zu genießen, deine Freiheit in vollen Zügen zu genießen, und deshalb werden sie mit der Zeit zu nichts anderem als Ballast, von dem Du dich lösen solltest.

Die April-Challenge

Zusammenfassend der Weg zur Freiheit von Gewohnheiten und einem besseren Leben leicht erklärt:

Schlechte Gewohnheiten -> gute Gewohnheiten -> keine Gewohnheiten

Wenn Du dich verändern möchtest, musst Du zuallererst deine Gewohnheiten ändern. Will heißen, Du musst zunächst deine schlechten Gewohnheiten mit guten Gewohnheiten ersetzen und genau das ist der Kern der April-Challenge.

Finde zwei schlechte Angewohnheiten in deinem Leben und ersetze sie mit guten Angewohnheiten.

Nimm dir ruhig etwas Zeit, um herauszufinden, welche schlechten Angewohnheiten den größten Einfluss auf dich ausüben und überlege dir dann, wie Du sie sinnvoll ersetzen kannst. Welche Angewohnheiten das im Einzelnen sind und was „sinnvoll“ ersetzen heißt, kannst nur Du selbst für dich entscheiden und ich bin vollends davon überzeugt, dass Du den richtigen Weg schnell finden wirst. Entscheidend ist wie immer, diesen Weg auch kompromisslos und beharrlich zu beschreiten. Wie ich schon anfangs erwähnte, gibt es kaum etwas Schwierigeres als Gewohnheiten zu überwinden, die lange Zeit Teil des Lebens waren. Vermutlich wirst Du schon nach einem Tag wirklich gute Gründe dafür finden, zurück in die alten Gewohnheiten zu fallen. Ich kann dir nur empfehlen, trotzdem dranzubleiben. Probiere es nur für diesen einen Monat aus und entscheide danach, ob Du vorher nicht doch besser bedient warst.

(Bildquelle: Andrea Damm  / pixelio.de)