Du würdest gerne regelmäßig ins Fitnessstudio gehen? Häufiger gesunde Mahlzeiten mit frischen Zutaten selbst zubereiten? Jeden Tag ein wenig an der Beweglichkeit und Körperpflege arbeiten? Deine Ausdauer verbessern? Die Wohnung sauber halten? Früher aufstehen oder nicht mehr so lange im Bett liegen bleiben? Mehr oder überhaupt Bücher lesen? Häufiger ausgehen und dich mit Freunden treffen? Fremde Menschen ansprechen?

Das neue Jahr hat begonnen und da haben solche Vorsätze bekanntlich Hochkonjunktur. Gute Vorsätze lösen allerdings noch lange nicht das eigentliche Problem: Wann immer wir unsere Komfortzone verlassen wollen, müssen wir auch gegen unsere eigene Trägheit ankämpfen und treten dabei einem heimtückischen Phänomen gegenüber den sogenannten Trägheitsbarrieren.

Was genau das ist und vor allem wie du lernen kannst, sie zu überwinden und es dadurch endlich schaffen kannst, deine Vorsätze auch einzuhalten, erfährst du in den nachfolgenden Zeilen. Dabei wirst du auch ein zweites, verwandtes Phänomen kennenlernen – die Angstbarrieren, die dir ebenfalls im Alltag und mit der Zeit auch beim Fitnesstraining, speziell beim Erlernen neuer Bewegungen (denke z.B. an den Handstand), begegnen werden.

Wer meint, gelegentlich Motivations- oder Disziplinprobleme zu haben, wer gerne Ausreden sucht und zu oft in der Komfortzone verweilt, sollte nun unbedingt dranbleiben.

Trägheitsbarrieren

Was diese rätselhaften Trägheitsbarrieren sind, kann ich dir am besten anhand eines einfachen Beispiels verdeutlichen:

Du liegst morgens im Bett, der Wecker hat gerade geklingelt, du bist noch müde und das Bett ist so kuschelig. Bis zur Arbeit ist es noch ein bisschen Zeit, aber eigentlich weißt du, dass es gut wäre, jetzt schon aufzustehen, um dir in aller Ruhe noch ein gutes Frühstück zubereiten, dich ein bisschen bewegen und für die Arbeit fertig machen zu können.

Dennoch bleibst du liegen… weil es so bequem ist und du gerade absolut keine Lust hast aufzustehen.

Kommt dir diese Situation bekannt vor? Wahrscheinlich hat sie jeder schon einmal am eigenen Leibe erlebt. Falls auch du dazu gehörst, versuche dich jetzt bitte daran zu erinnern, wie du dich in diesem Augenblick gefühlt hast – und wie genau sich das Hindernis (aufzustehen) angefühlt hat. Welche Gedanken hattest du? Fühltest du eine innere Zerrissenheit? Einen Kampf zwischen Trägheit und rationalem Denken? Hast du den Widerwillen aufkeimen spüren, just in dem Moment, als du dich dazu entschließen wolltest aufzustehen?

Wenn ja, dann hast du in diesem Moment Bekanntschaft mit einer Trägheitsbarriere gemacht. Solche Barrieren begegnen uns im alltäglichen Leben immer wieder, beispielsweise wenn man sich fragt, ob man noch ins Studio fahren soll, aber parallel dazu eben jenen Widerwillen spürt, der sich dagegen sträubt, die Komfortzone zu verlassen.

Charakteristisch für Trägheitsbarrieren sind zwei Dinge:

  • Sie treten vor allem dann auf, wenn man die eigene Komfortzone verlassen möchte. Wenn man etwas neues, ungewohntes oder anstrengendes unternehmen will.
  • Sie gaukeln einen gewaltigen, langanhaltenden Kraftakt vor, sind aber tatsächlich nur momentane Hindernisse.

Der zweite Punkt ist entscheidend und ich will ihn dir genauer erklären.

Die Illusion der Trägheitsbarrieren

Nehmen wir wieder das Beispiel vom Studio – du fragst dich gerade, ob du noch gehen sollst oder nicht. Auf der einen Seite weißt du, dass es wichtig ist und dir gut tut. Auf der anderen Seite spürst du den Widerwillen der Trägheitsbarriere.

Diese Trägheitsbarriere versucht dir nun vorzugaukeln, der gesamte Studiobesuch wäre eine einzige Quälerei. Er lässt dich glauben, du würdest diesen gewaltigen Widerwillen die ganze Zeit über spüren und müsstest dich immer wieder zusammenreißen, um weiterzumachen. Dadurch bläht sich das Hindernis (loszugehen) mächtig auf und der Widerwille wird umso größer.

Das ist die Illusion und Tücke der Trägheitsbarrieren!

Die Realität sieht ganz anders aus: Wenn du erst einmal losgegangen bist, fällt es dir dann etwa noch schwer weiterzugehen? Natürlich nicht! Du hast es mit Sicherheit selbst schon erlebt. Wenn du dich erstmal in Bewegung gesetzt hast, ist es leicht weiterzugehen.

Die wahre Schwierigkeit besteht darin, überhaupt loszugehen. Wenn du das schaffst, dann reißt du die Trägheitsbarriere nieder und der Widerwille verpufft.

Das Prinzip lässt sich übertragen: Wenn du erst einmal mit dem Kochen angefangen hast, wenn du schon dabei bist die Kartoffeln zu schälen, dann ist es ein Leichtes das ganze Mahlzeit zuzubereiten. Wenn du die Wohnung zum Joggen verlassen hast, hält dich nichts mehr auf. Wenn du schon auf dem Weg zu deiner Verabredung bist, hältst du sie auch mühelos ein.

Du verstehst den Gedanken. Der springende Punkt hier ist: Es braucht in der Realität nur einen winzigen Augenblick Disziplin, um aktiv zu werden, Trägheitsbarrieren niederzureißen und den Widerwillen zu beseitigen. ABER das ist einem oft nicht klar, wenn man vor einer solchen Trägheitsbarriere steht.

Die Perspektive wechseln

Das Problem hierbei ist das subjektive Empfinden der sich aufblähenden Trägheitsbarriere, des stärker werdenden Widerwillens, der die Aufmerksamkeit und Gedanken an sich bindet.

Die einzige Möglichkeit, dieser emotionalen Natur des inneren Schweinehundes zu widerstehen, besteht darin, die Perspektive zu wechseln.

Das Hindernis der Trägheitsbarriere wirkt, wie wir gerade gesehen haben, aus einer subjektiven Perspektive ganz anders als aus einer objektiven Perspektive.

Von außen betrachtet erkennt man schnell: Es reicht schon, sich einen winzigen Ruck zu geben. Das ist ganz klar. Wenn du morgens nicht aus dem Bett kommst, musst du dich nur kurz zusammenreißen und aufstehen. Bist du erst einmal aufgestanden, hast du keine Mühe mehr damit, auf den Beinen zu bleiben.

Genau diese Perspektive müssen wir üben einzunehmen, wenn wir mit einer Trägheitsbarriere konfrontiert werden. Wir müssen objektiv darauf blicken und klar benennen können, was genau dort passiert, woher die Emotionen kommen und natürlich die Illusion der Trägheitsbarriere durchschauen.

Das ist das Geheimnis, um gute Vorsätze dauerhaft umzusetzen – zu wissen, wie man Trägheitsbarrieren überwindet. Denn konstruktive Gewohnheiten, die man durch solche Vorsätze hofft einzunehmen, sind nichts als die Summe entsprechend gerichteter Entscheidungen – und genau das steht vielen Menschen bisher im Wege. Sie schaffen es zu oft nicht, die Trägheitsbarrieren zu überwinden, weil sie in diesen Momenten in ihrer subjektiven Perspektive gefangen sind.

Das verwandte Phänomen – Die Angstbarrieren

Das gleiche Prinzip und auch die gleiche Lösung des Problems finden wir bei den sogenannten Angstbarrieren.

Sie sind genau wie Trägheitsbarrieren, nur dass hier eben die Angst die treibende Kraft hinter dem Widerwillen ist.

Solche Angstbarrieren treffen viele Menschen beispielsweise, wenn sie einen Vortrag vor Publikum halten sollen. Aber auch beim Fitnesstraining kommt man unweigerlich in Kontakt damit, wenn man neue, ungewohnte, komplizierte und potentiell zumindest leicht gefährliche Übungen erlernt.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Handstand, bei dem man sich in eine instabilere Kopfüber-Haltung begibt. Das ist auch eine mentale Hürde, die man beim Erlernen des Handstandes überwinden muss, weil man Angst davor hat auf den Kopf zu fallen – und was da nicht alles passieren kann…

Ja, was eigentlich?

Auch hier klafft eine gewaltige Kluft zwischen subjektiver und objektiver Wahrnehmung. Subjektiv scheint die Angst groß und real. Objektiv erscheint sie dagegen meist deutlich weniger dramatisch. Was kann schon passieren? Man wird nicht einfach senkrecht einknicken und mitten auf den Kopf fallen. Allenfalls nach vorne oder hinten kann man wirklich kippen. Es kann kurzzeitig ein bisschen schmerzen, aber die Gefahr sich dabei wirklich zu verletzen ist objektiv gesehen sehr gering.

Noch deutlicher wird es, wenn man eine Wand zur Stütze nimmt und den Handstand mit dem Rücken zur Wand ausführt. Nun kann man nur nach vorne in die Ausgangsposition zurückkippen und nicht mehr nach hinten auf den Rücken fallen – objektiv ist das Risiko nun also nahe Null .

Trotzdem ist ein deutliches Maß an Unsicherheit bei jenen spürbar, die sich erstmals an die Wand „hochkicken“ sollen. Subjektiv ist es eine ungewohnte und ungewisse Situation, bei der ja theoretisch alles mögliche passieren könnte – ein großes Hindernis.

Wer den Handstand lernen will, muss also auch lernen, diese objektive Perspektive einzunehmen und dadurch Angstbarrieren zu überwinden und schließlich das entsprechende Selbstvertrauen aus positiven Erfahrungen gewinnen zu können.

Ein vergleichbares Beispiel, für das mir Ido Portal die Augen geöffnet hat, ist das balancieren auf einem Geländer. Wenn auf beiden Seiten fester Boden und keine gefährlichen Gegenstände in der Nähe sind, kann objektiv gesehen gar nicht viel passieren. So hoch ist ein solches Geländer gar nicht und selbst wenn man mal das Gleichgewicht verliert, wird man sich höchstwahrscheinlich trotzdem wieder irgendwie auffangen können, sodass man mit den Füßen aufkommt.

Subjektiv aber sieht die Welt ganz anders aus. Steht man erst einmal auf dem Geländer, fühlt es sich auf einmal sehr hoch an. Was, wenn man auf den Kopf fällt? Die Angst baut sich auf und wird zur schwer überwindbaren Barriere.

Selbstvertrauen und Disziplin sind eine Frage der Übung

Je öfter man es schafft, die subjektive mit einer objektiveren Perspektive zu wechseln und dadurch die Trägheits- oder Angstbarriere zu überwinden, desto besser wird man darin.

Je mehr Angstbarrieren man überwindet, desto mehr Selbstvertrauen gewinnt man. Je mehr Trägeheitsbarrieren man überwindet, desto disziplinierter wird man.

Beides ist letztlich also nur eine Frage der Übung. Man kommt nicht diszipliniert oder mit einem guten Selbstvertrauen auf die Welt – man erlangt beides nur durch Erfahrungen, nur durch Übung.

Deshalb steckt in jeder Barriere auch eine Chance darauf, sich selbst weiterzuentwickeln. Übungen wie der Handstand, das Balancieren auf einem Geländer, ja sogar das Klettern auf einen Baum (für diejenigen, die es nicht schon im Kindesalter ständig getan haben, ein großes Hindernis!) bieten die Möglichkeit, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit zu gewinnen.

Genauso bieten alltägliche Trägheitsbarrieren wie das Aufstehen am Morgen, die kalte Dusche oder das Aufräumen der Wohnung die Möglichkeit dafür, die nötige Disziplin zu entwickeln, um auch größere Herausforderungen (z.B. regelmäßig trainieren zu gehen oder sich gesünder zu ernähren) bewältigen zu können und generell leichter die eigene Komfortzone verlassen zu können.

Wer sich schwer damit tut, dies im alltäglichen Leben umzusetzen, der erhält mit der Badass Challenge den richtigen Rahmen dafür, denn auch hier wird man gezwungen, die eigene Komfortzone zu verlassen und somit gegen Trägheits- und Angstbarrieren anzukämpfen. Nur der harte Weg führt zur Leichtigkeit.

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