Du hast dich also dazu entschlossen, selbstzerstörerischen Genuss zu überwinden und stattdessen deinen Körper zu pflegen, zu fordern und weiterzuentwickeln, überschüssiges Körperfett zu verbrennen, deine Muskeln zu kräftigen, deine Fitness und Gesundheit verbessern?

Diesen Punkt erreichen viele von uns mindestens einmal in ihrem Leben – die meisten sogar mehrmals. Der Punkt, an dem du selbst beschließt, dich um deinen Körper und damit um dich selbst zu kümmern, kann einschneidend sein. In solchen Momenten sprüht man vor Entschlossenheit und Begeisterung.

Die Sache ist nur die: In den meisten Fällen bricht diese Motivation nach wenigen Wochen, oft sogar schon nach wenigen Tagen, in sich zusammen.

Gründe dafür, dass viele früh aufgeben, gibt es viele. Es fällt jedoch auf, dass oftmals ein vermeintlich kleines Detail zum Verhängnis wird.

Dieser entscheidende Ratschlag kann daher dein Leben verändern, weil er dir hilft, deine Fitnessziele zu erreichen:

Wenn du deinen magischen „Transformation Point“ erreichst, dann hüte dich davor, anderen von deinen Absichten und Zielen zu erzählen!

Wenn plötzlich die Luft raus ist…

Manches Coaches und Magazine empfehlen genau das Gegenteil, nämlich möglichst viele Menschen in dein Vorhaben einzubinden, um dadurch den sozialen Druck zu erhöhen. Schließlich will man nicht als „Versager“ dastehen, oder? Für solche Vorhaben gibt es mittlerweile sogar Apps, die dabei helfen sollen, Abmachungen mit Freunden zu treffen…

Wie sich jedoch herausgestellt hat, erzielt diese Methode einen gegenteiligen Effekt – sie behindert dich beim Erreichen deiner Ziele!

Zunächst einmal zieht das Argument des sozialen Drucks bei weitem nicht so wie gewünscht – irgendwann fängt jeder an zu hinterfragen, warum man sich denn eigentlich (für andere) quälen sollte. Zudem wärst du letztlich nur einer unter vielen, der ein solches Vorhaben groß ankündigt und nicht einhält. Irgendein Grund zur Erklärung fällt einem dann schon ein.

Hinzu kommt noch ein weiterer Effekt, der diese Methode, die Bekanntmachung der eigenen Ambitionen und Ziele, kontraproduktiv macht:

Just in dem Moment, wo du dein Vorhaben teilst, verpufft das Momentum, die Entschlossenheit, die Energie!

In der Psychologie wird das unter umgekehrten Vorzeichen in der Therapie verwendet. Nach traumatischen Erlebnissen beispielsweise werden Patienten dazu animiert, über das Erlebte in allen Einzelheiten zu reden. Das gilt auch für Belastungen und Probleme des Alltags – oft reicht es den Patienten schon, mit dem Therapeuten darüber zu sprechen, um Besserung zu erfahren. Dadurch entweicht die (hier negative) Energie. Darüber zu sprechen, bedeutet letztlich es zu verarbeiten und rauszulassen.

Das passiert letztlich auch, aber in diesem Fall zu deinem Nachteil, wenn du anderen von deinen Ambitionen und Zielen erzählst. Die Begeisterung geht flöten! Die Energie, die dich antreibt, die dich dazu bringt alles Nötige in die Wege zu leiten und dranzubleiben, verpufft, sobald du dir dein Vorhaben von der Seele geredet hast.

Eine falsche „Soziale Realität“ erschaffen

Warum aber geht die Motivation ein Stück weit verloren, wenn andere Menschen in die eigenen Pläne eingeweiht werden? Dazu gibt es verschiedene Theorien und denkbar ist auch, dass hier eine Überlagerung mehrerer Effekte vorliegt.

Eine mögliche Erklärung: Das Erschaffen einer falschen Sozialen Realität, wenn sogenannte Identitätsziele bekanntgemacht werden.

Identitätsziele sind jene Ziele, die die Wahrnehmung einer Person darüber beeinflussen, wer sie selbst sind. Dazu gehört beispielsweise die Berufswahl, aber eben auch Fitnessziele, die durchaus mit einem größeren Lebenswandel verbunden sind.

Stelle dir dazu folgendes vor:

Paul ist ein junger Mann, der gerne Maschinenbau-Ingenieur werden will. Er erzählt seinem Kumpel Ben von seinen Plänen und teilt ihm mit, dass er hart für dieses Ziel arbeiten will. Aber nur dadurch, dass Paul Ben davon erzählt, weiß er fortan, dass Ben über Paul nun als Ingenieur denkt. Aus Pauls Sicht fühlt es sich daher so an, als hätte er einen Teil seines Ziels, Ingenieur zu werden, bereits erreicht. Es vermittelt also eine falsche „Soziale Realität“.

Dieses Modell geht auf eine umfassende Untersuchung des Phänomens durch die Wissenschaftler Gollwitzer, Sheeran, Michalski und Seifert von den Universitäten New York, Konstanz und Sheffield aus dem Jahre 2009 zurück.

Durch eine clevere Studie bestätigten sie dabei vor allem auch, DASS die Motivation reduziert wird, wenn andere in die eigenen Identitätsziele eingeweiht werden:

Sie teilten Studenten, die Psychologen werden wollten, in zwei Gruppen ein. Beide Gruppen sollten für die nachfolgende Woche zwei Aktivitäten auflisten, die ihnen dabei hilft, ihr Ziel zu erreichen.

Die eine Gruppe wurde von den Wissenschaftlern gelesen und bestätigt zurückgegeben. Die Probanden dieser Gruppe wussten nun, dass die Wissenschaftler ihre Ziele kannten.

Der anderen Gruppe wurde hingegen mitgeteilt, dass die Aufgabe ihnen versehentlich gegeben wurde und niemand sich ihre Listen ansehen würde.

Nach einer Woche nun wurden die Probanden erneut kontaktiert und gefragt, wie viel Zeit sie für ihre aufgelisteten Ziele aufgewendet haben. Dabei stellte sich heraus, dass die zweite Gruppe, also jene Teilnehmer, die dachten, niemand würde ihre Ziele kennen, mehr Zeit darauf verwendet hatten, diese zu erreichen. []

Eine Reihe von nachfolgenden Studien fanden andere mögliche Erklärungen für diesen Effekt. Es zeichnete sich dabei ab, dass der schlichte Wunsch nach einer bestimmten Identität ein starker Motivator dafür ist, jene Aktivitäten auszuführen, die dabei helfen dieses Ziel zu erreichen. Wenn du selbst und andere diese Identität ausschließlich aus deinen Aktivitäten erkennen können, dann wird deine Motivation demnach stark sein. Wenn es jedoch andere Möglichkeiten gibt, diese bestimmte Identität zu kommunizieren, beispielsweise einfach indem du anderen davon erzählst, dann wird deine Motivation nicht mehr so stark sein.

Aber was nun die Gründe für diesen Effekt sein mögen, spielt im Endeffekt keine große Rolle. Entscheidend ist, dass es ihn gibt.

Warum andere dich scheitern sehen wollen

Die Besonderheit bei Fitnesszielen besteht nun darin, dass dieser Effekt durch einen weiteren verstärkt wird, den viele nicht auf dem Zettel haben:

Sobald du deinen Freunden und Bekannten von deinen Fitness-Zielen erzählst und erklärst, was du alles tun willst, um gesünder zu leben, hältst du ihnen ungewollt einen Spiegel vors Gesicht!

Einige von ihnen werden nun unbewusst Schuldgefühle entwickeln, weil sie selbst nicht entsprechend aktiv sind.

Eigenes „Fehlverhalten“ ist leichter zu ertragen, wenn es von anderen geteilt wird. Anders gesagt: Wenn alle Pommes essen, hat keiner ein schlechtes Gewissen. Das entsteht erst, wenn einer die Linie verlässt, einen Salat bestellt und erklärt, gesund leben zu wollen.

Deine Freunde mögen die besten Menschen dieser Welt sein, sie mögen nett und freundlich und liebenswert sein und alle nur dein Bestes im Sinn haben. Trotzdem wird ein Teil in ihnen sich wünschen, dass du scheiterst und zurück ins Glied kehrst.

Für dich hat das zwei Konsequenzen:

  • Weil du weißt, dass andere dich unbewusst gerne scheitern sehen wollen, gibt es wiederum einen Teil in dir, der sich wünscht, wieder „normal“ zu sein, zurück ins Glied zu kehren.
  • Du wirst fortan dezent abwertende Kommentare und Spitzen ertragen müssen, die dich immer wieder daran erinnern. Jeder Mensch entwickelt ein eigenes Verständnis von „gesund leben“ und andere werden dich stets nur nach ihrem Verständnis, nach ihren Maßstäben bewerten. Somit gibt es einen gewissen Druck, Erwartungen zu erfüllen. Dieser Druck steigt dadurch weiter an, dass andere dich nur nach sichtbaren Resultaten beurteilen können. Doch nicht jeder Fortschritt ist sichtbar.  Deswegen ist es vielen wichtiger, gut auszusehen als sich gut zu fühlen (denn letzteres sieht man nicht auf die Schnelle).

Natürlich könntest du dir nun sagen: „Da steh‘ ich drüber!“

Das ist aber leichter gesagt als getan. In der Realität macht es einen oftmals doch etwas aus.

Schweigen ist Gold

Die Lösung liegt also auf der Hand: Machen, nicht reden.

Erzähle anderen nicht von deinen Zielen. Das ist nicht leicht, aber es ist hilfreich, um deine Ziele auch wirklich zu erreichen. Worte bedeuten letztlich ohnehin wenig, nur an Taten können wir uns messen.

Was also zählt ist das, was du tust. Leite konkrete Schritte ein, um dein Ziel zu erreichen. Präge konstruktive Gewohnheiten und hülle dich in Schweigen.