Wenn die Temperaturen steigen und die 30°C überwinden, hört man ein Wort ganz besonders oft: „unerträglich“.

Ich verabscheue dieses Wort, denn es ist eine Lüge. Und es gibt einen tiefen Einblick in einen ungemein schädlichen Mindset, nämlich der Versteifung und Verabsolutierung der eigenen Wünsche und Erwartungen.

Es gibt in der Psychologie ein sehr bekanntes Phänomen, nämlich das der selbsterfüllenden Prophezeiung. Damit ist eine Erwartung gemeint, die ihre Erfüllung selbst bewirkt.

Dieses Phänomen beherrscht unsere Welt und sorgt für viel vermeidbares Leid. Kurz gesagt: Wenn du erwartest, bei Hitze zu leiden, dann wirst du auch leiden.

Mit der objektiven Realität hat das nicht viel zu tun. Es gibt Menschen, die gerade jetzt wesentlich heißere Temperaturen auch ohne Klimaanlage ertragen. Klar, alles eine Frage der Gewöhnung, aber eben auch des richtigen Mindsets.

Und der Mindset, um den es hier geht, reicht von seiner Bedeutung weit über warmes Wetter hinaus. Es geht nämlich darum, die Wirklichkeit anzunehmen, statt sich wieder und wieder gegen sie aufzulehnen.

Psychische ebenso wie physische Blockaden entstehen vor allem dann, wenn man sich dem Gang des Lebens widersetzt. Das sorgt für Spannungen und auf Dauer für Verspannungen.

Wer die Welt nur aus dem Blickwinkel der eigenen Wünsche sieht

… der hadert ständig mit der Wirklichkeit.

Die Politik ist Mist, das Wetter viel zu heiß, viel zu trocken, viel zu unbeständig, völlig aus dem Rudern gelaufen, die Arbeit wird nicht gut bezahlt, die verdammten Nachbarn sind zu laut und jedes mal, wenn man ohnehin schon spät dran ist, hat der Zug Verspätung. Die Welt hat sich gegen einen verschworen!

Aktuell scheint sich mal wieder eine ganze Industrie darauf aufzubauen, die der Untergangspropheten und Verschwörungstheoretiker.

Ein wiederkehrendes Phänomen, schon in der Antike waren die Menschen gerne bereit an eine große Verschwörung der Eliten, der Reichen, der Politiker, der Juden zu glauben, die die Armen ausnehmen und übervorteilen. Das ist leicht, damit kann man sich selbst sehr plausibel in die Opferrolle schieben und sein Leid klagen.

Aber letztlich steckt dahinter nur mentale Inflexibilität. Man sieht die Welt ausschließlich aus dem Blickwinkel der eigenen Wünsche und Erwartungen und wenn die nicht erfüllt werden, lehnt man sich innerlich auf.

Das macht wütend, verbittert und vergrößert damit nur das Problem oder schafft Probleme, wo eigentlich Chancen liegen.

Stichwort Ernährung: Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt

Psychologisch gesehen funktioniert es so: Bestimmte Nahrungsmittel (Fast-Food, Süßigkeiten etc.) aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn und erzeugen so kurzfristig Glücksgefühle.

Dies wird im Gehirn gespeichert und je öfter dieser Bereich aktiviert wird, desto stärker wird das Verlangen und desto fester die Gewohnheit.

Allerdings machen auch eben diese Nahrungsmittel auf Dauer (bei übermäßigem Verzehr) fett und krank. Das ist bewiesen!

Das sind die unverhandelbaren Rahmenbedingungen.

Nun gilt es die Ernährung zu ändern, aber dann fehlen auch die Glücksgefühle. Was passiert? Man klammert sich an jeden Strohhalm, um doch Ausnahmen zu machen und die gewohnten Glücksgefühle zurückzuholen.

Von diesem Punkt an sind viele ungemein anfällig für das, was sie gerne hören wollen. Man glaubt lieber das, was man hören will, als das, was sich bei gut belegen lässt und bei kritischem, objektiven Nachdenken Sinn ergibt.

Man ist anfällig für jedes pseudowissenschaftliche Argument, das irgendwie die (kurzfristigen!) Glücksgefühle zurückbringt.

Für jeden Scharlatan auf YouTube, der Sachen behauptet wie man könne alles Essen, sofern man 16 Stunden am Tag fastet und nur 8 Stunden lang isst.

Für Bierdiäten und Pizzadiäten und Cheat Days und „Ach, ist doch alles halb so wild, ich esse einfach was mir schmeckt! Hat meine Oma auch gemacht und die wurde 107!“.

Ja, ja, ja. Alles gehört, alles bekannt, alles Unsinn. Ändert nämlich nichts an der Realität, nichts an der Physiologie unseres Körpers.

Die falschen Sachen im Übermaß machen weiterhin krank und fett, das ist die objektive Wirklichkeit, an der wir leider nichts ändern können, ganz egal wie lange wir versuchen dagegen anzukämpfen, versuchen uns zu verweigern, versuchen nach „Alternativen“ zu suchen.

Es wird immer wieder solche geben, die unsere Sehnsüchte rücksichtslos ausnutzen, um damit Kasse zu machen. Die uns das sagen, was wir gerne hören wollen, anstatt das, was uns wirklich weiter bringt. Weil ersteres sich leichter verkaufen lässt.

Die Realität akzeptieren und trotzdem agieren

Es gibt Umstände, die lassen sich nicht ändern. Dinge, die sich deinem Einfluss entziehen, gilt es anzunehmen!

Lehnst du dich innerlich dagegen auf, entstehen negative Emotionen, die dir deine Energie rauben und ungemein viel Stress erzeugen. Eine unangenehme Situation wird dann nur umso destruktiver.

Mit den Rahmenbedingungen zu hadern heißt letztlich nichts anderes als sich selbst Ausreden auf dem Silbertablett zu servieren.

„Das Wetter ist viel zu heiß, na dann werd‘ ich mich mal entspannen und Eis essen.“ Wegen Hitze kann man sich also nicht gesund ernähren und aktiv sein (z.B. morgens)?!

„Mir fehlt einfach das Geld, um mich gut zu ernähren.“ Oder hast du keine Lust zum Kochen und willst lieber die wirklich „leckeren“, bequemen Sachen?

„Ich habe mit Job und Familie halt einfach keine Zeit zum Trainieren.“ Keine Sorge, du wirst die Zeit haben, um mit Krankheiten, Müdigkeit und diverse Schwächen aufgrund eines degenerierenden Körpers zu leben. Wenn die CEOs von Milliardenunternehmen Zeit zum Trainieren haben, wirst du sie auch haben. Wenn du sie dir nimmst.

Letztlich will sich derjenige, der über die Umstände jammert, lediglich selbst rechtfertigen und herausreden. Sich selbst aus der Verantwortung nehmen. Den einfachen Weg wählen. Es liegt nicht an mir, es sind die Umstände, die sind bei mir einfach schlechter als bei anderen.

Das Gute an dieser riesigen Welt ist: Du kannst stets davon ausgehen, dass irgendwo da draußen jemand noch viel mehr leiden musste und trotzdem drangeblieben ist!

Schau‘ dir beispielsweise die inspirierende Geschichte des bekannten amerikanischen Comedians und Moderators Steve Harvey an, der im Auto auf der Straße lebte und 35 $ in der Tasche hatte, heute Multimillionär ist:

Dwayne Johnson hatte 7 $ in der Tasche, als sein Traum, in der NFL zu spielen, zerplatzte und er zurück zu seinem Vater musste und nicht wusste, was er tun sollte, wie er aus dieser Situation herauskommt, was er mit seinem Leben anfangen kann:

Heute der bestbezahlte Schauspieler der Welt. Ausnahmen, die beweisen, dass fast alles möglich ist. Dass schlechte Umstände letztlich nur große Chancen sind. Dass Großartiges passieren kann, wenn man voranschreitet, statt jammernd stehen zu bleiben.

Menschen, die jede Ausrede entlarven. Es gibt keine „guten“ Ausreden, es gibt nur einen schwachen Mindset.

Die Botschaft dahinter ist einfach:

Akzeptiere die Realität, akzeptiere den Gang des Lebens, die Rahmenbedingungen ohne zu klagen, ohne zu jammern und du gewinnst die Freiheit das beste daraus zu machen.

Und was die Hitze angeht, habe ich einen letzten heißen Tipp für dich: Hör auf den Wetterbericht zu schauen. Hör auf, den Wetterbericht zu schauen. Schau nicht mehr aufs Smartphone, aufs Regenradar, aufs Thermometer. Es sind nur Zahlen. Du hast keinen Einfluss darauf. Warum sich darum scheren?

Als Kind hast du sicher auch viele heiße Tage erlebt, aber hast du da wirklich gelitten? Hat dich das vom Spielen abgehalten? Hat dich das unglücklich gemacht oder hast du es einfach hingenommen und geschaut, wie du trotzdem irgendwie spielen kannst?

Dinge, die du nicht ändern kannst, verdienen deine Aufmerksamkeit nicht. Nimm sie hin und gehe trotzdem deinen Weg.

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