Was ist eine fitness- und figurfreundliche Ernährung? Wodurch zeichnet sie sich aus? Intuitiv schießt den meisten Menschen meiner Erfahrung nach folgendes in den Kopf: Verzicht.
Sich gesund ernähren zu wollen, wird von vielen Menschen vor allem durch den Verzicht charakterisiert. Man muss (angeblich) auf all die guten, leckeren Sachen verzichten – und genau daran hakt es für viele: Sie wollen nicht verzichten. Was ist der Schlachtruf des modernen Kuchenkillers?
„Man muss sich ja auch mal was gönnen können!“
Wenn du mich fragst: An der Aussage ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil, ich halte es sogar für vollkommen richtig. Doch sie wird falsch angewendet. Sie wird entstellt – zu Gunsten des inneren Schweinehundes.
Sich etwas zu gönnen, wird nämlich meistens gleichgesetzt damit, ordentlich Desserts, Eiscreme, Pizza, Burger, Pommes, Schokolade und Co. zu spachteln. Doch das ist einseitig und damit vollkommen kontraproduktiv! In diesem Artikel zeige ich dir die andere Seite des Gönnens, denn erst bei richtiger Balance beider Seiten der Medaille entfaltet das Konzept des Gönnens seine positive Wirkung.
Gönn‘ dir Nährstoffe
Nicht nur der Schweinehund will gefüttert werden, sondern auch der Körper. Er sollte sogar an erster Stelle stehen. Um dauerhaft gut zu funktionieren und gesund zu bleiben, benötigt er viele Nährstoffe. Er benötigt hochwertige Makronährstoffe ebenso wie einen breiten Verbund an Mikronährstoffen.
Meist wird hierfür der Vergleich zum Auto gezogen: Ebenso wie dein Auto benötigt auch dein Körper den richtigen Treibstoff. Enthältst du ihm vor, stottert der Motor. Du wirst häufiger müde, erlebst Leistungs- und Konzentrationstiefs, fühlst zuweilen eine innere Unruhe, schläfst schlechter, bist anfälliger für Krankheiten, erlebst Stimmungsschwankungen – und spiegelst all das natürlich auch nach außen! Ein zunehmender Körperfettanteil, schwache Knochen, Pudding- oder Spargelarme.
Also nur zu:
Gönn‘ dir ruhig häufiger mal eine Ladung Nährstoffe. Gönn‘ dir täglich Gemüse und Obst. Gönn‘ dir hochwertige Proteine und Fette. Gönn‘ dir komplexe Kohlenhydrate, wenn du trainierst. Gönn‘ dir naturbelassene, abwechslungsreiche Nahrungsmittel.
Dein Körper verlangt danach. Er schreit nicht so laut und direkt wie der innere Schweinehund, der fette Genießer. Er ist subtiler. Er macht sich durch all die oben aufgezählten Symptome eines Nährstoffdefizits bzw. eines Überschusses an einfacher Energie (Zucker) und chemischen Zusatzstoffen bemerkbar.
Eigentlich ist er da mehr als deutlich, doch fühlen wir uns häufig eher an den Schweinehund gebunden und ignorieren daher fortwährend die Bedürfnisse unseres Körpers. Wenn du mich fragst: Schluss damit. Gönn‘ dir ruhig mal wieder was, ohne schlechtes Gewissen. Dein Körper wird es dir danken.
Und das beste ist: Du wirst dich nicht nur fünf Minuten lang besser fühlen – die Glücksgefühle durch das Schlemmen sind nämlich gottverdammt flüchtig – sondern dauerhaft. Ich meine, das ist doch der Sinn des Gönnens oder? Es soll uns gut tun. Wir wollen uns besser fühlen. Mission erfüllt.
Du siehst: Das ist die andere Seite des Gönnens bei der Ernährung. Die Seite, die außerhalb der Komfortzone liegt. Die Seite, die dem trägen Genießer meist gar nicht erst in den Sinn kommt. Aber sie ist wichtig.
Wenn du dir etwas gönnen willst, dann wahre die Balance aus beiden Seiten. Gönne dir Nährstoffe, gönne dir gute Lebensmittel und dann kannst du gelegentlich auch dem Genießer in dir etwas gönnen.
Nur in der Reihenfolge und Gewichtung kann das nachhaltig funktionieren. Wird sie verletzt, zahlst du irgendwann den Preis. Jeder weiß es, viele ignorieren es. Mache es dir immer wieder bewusst! Vernachlässigung fordert stets seinen Tribut und wenn es erst einmal soweit ist, wirst du dich selbst grün und blau ärgern, nicht früher gehandelt zu haben.
Gönn‘ dir Bewegung
Bisher haben wir uns mit der Ernährung beschäftigt, weil sie für viele das Thema #1 beim Gönnen ist. Aber hast du den Grundgedanken des Gönnens erst einmal verinnerlicht, kannst du das Prinzip natürlich ausweiten.
Wie gesagt, beim Gönnen geht es prinzipiell darum, dass wir uns besser fühlen wollen. Ein erster – und der wahrscheinlich wichtigste – Schritt besteht darin, die Grundbedürfnisse des Körpers zu erfüllen. Das Bedürfnis nach Nährstoffen zählt dazu, aber auch das Bedürfnis nach Bewegung.
Auch hier schreit uns der Körper eher subtiler an. Wenn man die Signale aber erst einmal verstanden hat, erkennt man ganz schnell ihre Deutlichkeit und Dringlichkeit. Der Körper eines jeden Bürohengstes bettelt förmlich nach Bewegung.
Fälschlicherweise wird er meist missverstanden. So glauben viele Menschen, die Nackenschmerzen und Verspannungen, die Probleme mit Schultern, Armen und Knien, die innere Unruhe, Schlafprobleme und Müdigkeit (richtig, hier gibt es eine Schnittmenge mit der Ernährung!) würden bedeuten, wir müssten uns mehr ausruhen.
Aber für jemanden, der sich wenig bewegt, bedeutet das in erster Linie: Beweg‘ dich gefälligst mehr. Das ist elementar für den Bewegungsapparat, elementar für einen guten Stoffwechsel, elementar für den Stressabbau.
Du kannst dieses Bedürfnis nicht ewig ignorieren. Denn irgendwann kann der Körper nicht mehr kompensieren. Irgendwann kommt der Punkt, an dem du dich von Arzt zu Arzt schleppst, immer in der Hoffnung einer wundersamen Medizin oder einiger geschickter Handgriffe, die dich wieder ins Lot bringen.
Vorsicht: Irrtum! Ärzte können in diesem Fall nichts anderes tun, als deine Symptome zu behandeln. Es ist vollkommen logisch, dass sie immer wieder zurückkommen oder sich sogar ausweiten werden, wenn die Ursache nicht behoben wird. Und die Ursache zu beheben, das ist deine Sache.
Ist es nicht verrückt, wie viele Menschen beispielsweise immer wieder einen Orthopäden oder Physiotherapeuten aufsuchen, um sich einrenken oder massieren zu lassen – ohne jemals die Ursache der Verspannungen, Blockaden und Schmerzen anzugehen? Es ist nicht verkehrt, Symptome von einem Arzt behandeln zu lassen – aber nur wenn parallel auch an der Ursache gearbeitet wird!
Wie gesagt: Das ist deine Aufgabe. Dein Körper fleht dich an, dich regelmäßig und vielseitig zu bewegen. Es ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen.
Du glaubst, nach einem langen Tag im Büro kannst du dir einen bequemen Fernsehabend gönnen?
Ich sage: Gönn‘ dir ruhig mal wieder etwas Bewegung. Gönn‘ dir ein bisschen Sport. Trainiere deine Muskeln, kräftige passive und aktive Strukturen des Bewegungsapparats durch Widerstände (alias Krafttraining), fordere dein Herz-Kreislauf-System und bring den Stoffwechsel in Gang (durch Ausdauertraining), lockere das Bindegewebe durch leichte, geschmeidige, multidimensionale Bewegungen wie Animal Movements und pflege damit die Beweglichkeit deines Körpers.
Kein schlechtes Gewissen, man muss sich auch mal was gönnen!
Gönn‘ dir Ruhe
Warum Bewegung, gerade auch hinsichtlich des Stressabbaus, wirklich wichtig ist, haben wir nun verstanden. Aber natürlich ist es auch das nur eine Seite der Medaille. Der Körper braucht Belastung ebenso wie er Entlastung braucht – und zwar in genau dieser Reihenfolge.
Erst wenn das Blut in Wallungen gebracht und der Körper konstruktiv bewegt wurde, ist Ruhe wirklich regenerativ. Aber dann solltest du sie dir auch nicht vorenthalten. Vielmehr solltest du gezielt dafür sorgen, genügend Ruhe zu haben.
Statt des Wechselspiels von smarter Belastung und gezielter Entlastung wählen die meisten Menschen nämlich gezwungenermaßen einen Mittelweg. Sie versuchen zu entspannen, herunterzukommen, vielleicht ein Videospiel zu spielen oder einen Film zu schauen. Doch weil die richtige Belastung fehlt, kommen sie nicht wirklich zur Ruhe. Stress wird am besten durch Bewegung abgebaut. Fehlt sie, bleibt der Stress – und macht sich in ungeordneter Bewegung und Muskelkontraktion bemerkbar.
Dann werden vor dem Computer die Schultern angespannt und nach oben gezogen, die Beine wippen hin und her, der Kopf steht unter Spannung, die Arme werden unwissentlich immer wieder angespannt oder verkrampfen gar. Unterstützt wird das durch die Informationsflut in den Nachrichten und sozialen Netzwerken. Statt Ruhe erlebt man eher Unruhe, sodass richtige, regenerative Ruhe fehlt. Mit der Zeit geht das an die Substanz.
Deshalb gönn‘ dir ruhig mal wieder richtig Ruhe. Nachdem du dich bewegt und deinen Körper gefordert hast, kannst du besten Gewissens einmal richtig abschalten. Lass‘ die ungefilterte Informationsflut verstummen. Schalte Computer, Fernseher und Handy ab. Lies‘ ein gutes Buch, treffe dich mit Freunden, um ein bisschen zu schnacken oder setze dich einfach mal auf eine Parkbank. Ganz im Ernst: Wann hast du das zum letzten Mal gemacht? Wann hast du dich einfach so irgendwo hingesetzt und ausgeruht? Ohne Hintergedanken, ohne Plan, ohne Zeitdruck. Einfach hinsetzen und entspannen. Das kann, gerade wenn man umgeben von Natur und Vogelgezwitscher ist, ungemein regenerativ sein.
Nur zu, gönn‘ dir mal was!
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