Jeder hat bevorzugte Muskelgruppen und Übungen, die er am liebsten trainiert. Doch wer nicht aufpasst und es verpasst, für einen adäquaten Ausgleich zu sorgen, entwickelt schnell Dysbalancen, die zu adaptiven Verkürzungen (Haltungsproblemen), Schmerzen und Verletzungen führen können.

Das klassische Beispiel ist das eines „Disco-Pumpers“: Er trainiert am liebsten die die Brustmuskeln und den Bizeps, um eine gute Figur machen zu können. Seine Vorzeigepartien sind die sogenannten Spiegelmuskeln: Neben dem Bizeps und der Brust oft noch die vordere Schulter und manchmal auch die Unterarme sowie der obere Trapezmuskel.

Doch was ist mit den Rückenmuskeln? Mit den hinteren Schultermuskeln? Mit den Außenrotatoren? Mit den Beinen?

Werden diese Partien nicht vergleichbar intensiv trainiert, kommt das System aus Agonist, Antagonist (Gegenspieler) und Gelenk aus seinem Gleichgewicht: Der Agonist (beispielsweise die Brustmuskulatur) zieht zunehmend stärker, der Antagonist (in diesem Beispiel die Rückenmuskulatur) ist zu schwach, um diesen Zug auszugleichen (siehe Abbildung).

Die Folge: Der Brustmuskel verkürzt sich, das Schultergelenkt verlagert sich nach vorne. Dadurch wiederum kommt es nicht nur zu einer unschönen Fehlhaltung (Rundrücken), sondern mit der Zeit auch zu Muskelverspannungen, Überlastungen (z.B. in den Sehnen) sowie Koordinations- und Funktionsstörungen. Studien belegen, dass die Verletzungsgefahr dadurch steigt. [] [] []

Die häufigsten muskulären Dysbalancen

Grundsätzlich können im Körper verschiedene Arten von Dysbalancen entstehen. Zum Beispiel kann es zwischen passiven und aktiven Strukturen des Bewegungsapparates zu Ungleichgewichten kommen. Das ist häufig bei denjenigen der Fall, die sehr schnelle Kraftzuwächse verzeichnen. Dann haben unter anderem Gelenken und Knochen nicht genügend Zeit, sich der wachsenden Muskelkraft anzupassen.

Hier jedoch geht es vor allem um muskuläre Dysbalancen. Das sind zum Beispiel Ungleichgewichte zwischen Brust und Rücken, zwischen Außenrotatoren und Innenrotatoren, aber auch zwischen Oberkörper und Unterkörper, zwischen Beinvorder- und Beinrückseite sowie zwischen Bauch und unterem Rücken.

Wenn es dir wie den meisten Menschen geht, dann leidest auch du unter den Folgen von einem oder mehreren dieser Dysbalancen. Speziell in der Schulter kommt es hier bedingt durch unausgewogenes Training sowie einseitige Belastungen und Fehlhaltungen im Alltag häufig zu Probleme.

Rechts-Links-Dysbalance

Ganz besonders häufig kommt zudem die sogenannte Rechts-Links-Dysbalance vor. Der dominante Arm (bei Rechtshänder der rechte) wird im Alltag bei nahezu allen einseitigen Belastungen benutzt, während die andere Seite nur sehr selten hinzugezogen wird und dadurch in seiner Entwicklung deutlich hinterherhinkt.

Übrigens ist bei Rechtshändern meist das linke Bein „dominant“. Das ist nicht intuitiv und damit vielen auch nicht klar, aber diese dominierenden Seiten ziehen sich meist als Diagonale durch den Körper. Fußballer, die Rechtshänder sind, schießen zwar meistens mit dem rechten Fuß, sodass dieser auch eine bessere Feinmotorik haben mag, aber das Standbein beim Schuss ist dann das linke Bein – hier lastet das gesamte Gewicht.

Noch eindeutiger wird es beim Basketball, wo Rechtshändern nicht ohne Grund empfohlen wird, mit dem linken Bein abzuspringen.

Du kannst das ganz leicht selbst testen, indem du einfach einmal schaust, auf welchem Bein du intuitiv eher stehst (z.B. im Zug oder Bus) – es ist bei Rechtshändern meist das linke Bein.

Die Dysbalance zwischen den Beinen kann das Becken in eine ungünstige Position bringen, sodass bei vielen Bewegungen Sekundärmuskeln aufgrund der eigentlich unnatürlichen Belastung einspringen und überlasten können.

Die Rechts-Links-Dysbalance kann sowohl im Ober- als auch Unterkörper zudem dazu führen, dass Übungen asymmetrisch ausgeführt werden. Bei der Kniebeuge drückt dann häufig das linke Bein mehr (der Körper wird unbewusst etwas in die Richtung verlagert), beim Bankdrücken ist der rechte Arm vielleicht schneller oben oder die Hantel wird schräg gehalten.

Das größte Problem dabei: Diese Haltungsfehler sind den meisten Menschen nicht bewusst. Deshalb ist es wichtig, hier ganz besonders auf die Übungsausführung zu achten und auch von außen einen Blick darauf zu werfen (durch einen Partner oder mittels Kamera).

Die spannende Frage lautet nun: Wie lassen sich muskuläre Dysbalancen vermeiden bzw. effektiv beheben?

Obwohl in Extremfällen die Zusammenarbeit mit einem guten Physiotherapeuten hilfreich ist, gibt es einen einfachen 3-Punkte-Plan zur Vermeidung und Bekämpfung von Dysbalancen. Diesen Plan solltest du unbedingt kennen und befolgen, denn es handelt sich hierbei um fundamentale Zusammenhänge für einen gesunden Körper und einen stabilen, geschmeidigen Bewegungsapparat.

Bringe deinen Körper ins Gleichgewicht – Der 3-Punkte-Plan

Schritt 1: Gestalte deinen Trainingsplan ausgewogen

Dieser Punkt betrifft, im Gegensatz zu den beiden folgenden, ausschließlich diejenigen, die regelmäßig Krafttraining (egal ob mit Hanteln oder eigenem Körpergewicht) betreiben.

Bei der Erstellung eines Trainingsplanes ist IMMER das fundamentalste Prinzip der symmetrischen Belastung zu berücksichtigen.

Das heißt nichts anderes als:

Trainiere deinen Körper stets gleichmäßig.

Das ist schon aus Gründen der Effektivität sinnvoll, denn der Körper lässt aus Selbstschutzgründen grundsätzlich kein unbegrenztes Maß an Asymmetrie zu. Die Fortschritte stagnieren, je länger wichtige Bereiche ausgelassen werden.

Aber es ist eben auch die Grundlage, um mit dem Krafttraining den Körper dauerhaft zu fördern, statt ihn zu verschleißen. Eine ungleichmäßige Trainingsgestaltung ist bei langfristiger Perspektive einer der häufigsten Gründe für Verletzungen.

Wie du deinen Trainingsplan ausgewogen gestaltest

Es gibt einige grundlegende Prinzipien, an die du dich in der Praxis sehr leicht halten kannst:

  • Nutze für je 2 Oberkörperübungen mindestens eine Übung für den Unterkörper. Wer also Klimmzüge und Bankdrücken ausführt, solltest zumindest auch Kniebeugen machen.
  • Nutze mindestens so viele ziehende wie drückende Bewegungen. Wenn du (wie die meisten!) schon eine Dysbalance in der Schulter hast, sodass das Gelenk nach vorne gezogen wird, solltest du sogar mehr ziehende als drückende Bewegungen absolvieren.
  • Spanne deine Außenrotatoren bewusst ein. Das Schultergelenk ist ein Drehgelenk, das sich bei einer Außenrotation fest verankert. Wenn du eine Hantelstange (oder einen Besenstil) mit ausgestreckten Armen vor dir hältst, dann versuche die beiden Enden nach unten zu verbiegen (die zum Boden zeigenden Handflächen also so zu drehen, dass sie zueinander zeigen würden, wenn sich die Stange tatsächlich biegen würde). Dadurch verankerst du das Schultergelenk und trainierst deine Außenrotatoren. Diese Technik lässt sich auf die verschiedensten Übungen übertragen, z.B.: Kreuzheben, Schulterdrücken, Bankdrücken, Dips, Liegestütze, Klimmzüge.
  • Trainiere Muskelgruppen mit gleichgroßer Hingabe. Es reicht nicht, quantitativ so viele ziehende wie drückende Übungen zu absolvieren und die Beine quantitativ adäquat zum Oberkörper zu trainieren. Sie müssen auch mit vergleichbarer Intensität trainiert werden! Das bezieht sich sowohl auf die verwendeten Parameter (Gewicht, Wiederholungen, Pause,…) als auch (und vor allem!) auf die mentale Einstellung. Oft ist es beispielsweise so, dass Übungen wie das Bankdrücken lieber ausführt werden als vergleichbare Übungen für den Rücken (Rudern, Klimmzüge). Dann werden zwar beide Muskelgruppen trainiert, aber mit unterschiedlicher Effektivität, woraus langfristig zwangsläufig ein Ungleichgewicht resultiert. Speziell dein Rücken verdient es, mit mindestens der gleichen Hingabe trainiert zu werden wie die Brust.
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Schritt 2: Achte auf deine Haltung

Das moderne Leben ist Gift für unseren Körper. Zum Beispiel zwingt es viele von uns dazu, stundenlang in einer Haltung zu verharren – zum Beispiel bei der Arbeit am Computer.

Häufig resultieren daraus mit der Zeit Fehlhaltungen, die den Körper aus dem Gleichgewicht bringen können. Das geht von asymmetrischen Entlastungshaltungen, von dauerhaft nach oben gezogenen Schultern bis hin zu der Tatsache, dass die meisten Tätigkeiten vor dem Körper verrichtet werden – die Arme werden also beim Schreiben (sowohl auf Papier als auch am Computer) und unzähligen anderen Tätigkeiten immer wieder nach vorne gebracht, zumeist mit einer Innenrotation der Schulter.

Die Folge kannst du im Alltag überall beobachten: Die Schultern der meisten Menschen werden durch die Dysbalancen dauerhaft nach vorne gezogen, die Arme haben oft eine chronische Innenrotation.

Da dieser Prozess schleichend auftritt und mittlerweile die meisten Menschen davon betroffen sind, sind sich viele Betoffenen gar nicht darüber bewusst, dass hier etwas gewaltig schiefläuft.

Am besten beurteilen, ob man selbst zu den Betroffenen zählt, kann man, indem man einfach eine gesunde Körperhaltung einnimmt – das fühlt sich dann zunächst ungewohnt an.

So nimmst du eine saubere Haltung ein

  • Verankere die Schultern in ihrer natürlichen Position. Stelle dich aufrecht hin, „rolle“ die Schultern nach hinten und ziehe sie nach unten. Die Arme sind dann senkrecht zum Boden, genau seitlich zum Körper. Nutze am besten einen Spiegel, um deine Haltung in der Seitenansicht zu überprüfen.
  • Rotiere die Arme soweit nach außen, dass der Bizeps nach vorne und die Handflächen ungefähr zueinander zeigen. Bei den meisten Menschen sind die Arme durch Fehlhaltungen dauerhaft nach innen rotiert – nach vielen Jahren Schreibtischarbeit manchmal sogar bis zu 90°, wodurch die Handflächen dann nach hinten zeigen.
  • Stehe/sitze aufrecht und halte die natürliche Krümmung der Wirbelsäule. Du bist nur so alt, wie deine Wirbelsäule. Das Arbeiten im Sitzen verleitet dazu, einen Rundrücken einzunehmen. Infolgedessen kommt es unter anderem zu einer Bänderüberdehnung in der Wirbelsäule, die meist für Rückenschmerzen verantwortlich ist. Deshalb ist es gerade bei Schreibtischarbeiten wichtig, eine möglichst natürliche Wirbelsäulenkrümmung zu halten. Zudem ist es hilfreich, kurze Unterbrechungen einzubringen, in denen der Rücken einmal gezielt in die andere Richtung gestreckt wird, also ein kontrolliertes, möglichst tiefes Hohlkreuz eingenommen wird. Diese kurze Dehnübung hilft dabei, ein Abflachen des Rückens infolge länger anhaltender Rundrückenhaltung zu vermeiden.
Klassische Fehlhaltung am Schreibtisch
Achtung: Vermeide es unbedingt, dich auf dem Schreibtisch abzustützen! Das ist ein häufiger Haltungsfehler, der bei längerer Schreibtischarbeit auftritt und durch den dritten Punkt der nachfolgenden Praxistipps korrigiert werden kann.

Das Gewicht soll beim Sitzen auf dem Gesäß und den Beinen und beim Stehen auf den Füßen ruhen. Wer sich häufig nach vorne lehnt und auf den Armen abstützt, wird früher oder später Überlastungen im Schulterbereich und damit Verspannungen erleiden.

Tipps für den Alltag

Eine saubere Haltung bewusst einzunehmen, fällt im Alltag sehr schwierig. Oft verliert man sie schon nach wenigen Sekunden wieder. Deshalb habe ich für dich drei Tipps zusammengestellt, die dir dabei helfen können, deine Haltung im Alltag zu verbessern. „Perfektion“ wirst du nicht erreichen und das muss auch gar nicht so sein. Entscheidend ist nur, das Übermaß an Fehlhaltungen zu beseitigen.

  1. Besorge dir wenn möglich einen Stehpult oder einen elektrisch höhenverstellbaren Schreibtisch. Durch das Stehen fällt es leichter, eine aufrechte Haltung anzunehmen. Auch wenn es anfangs ungewohnt sein mag, gewöhnt man sich schnell daran und kann dann von einer gesünderen Haltung profitieren. Zudem ist es in der Praxis meist so, dass man nach einiger Zeit vom Stehen zum Sitzen (und umgekehrt) wechselt. Durch diesen Haltungswechsel macht man sich automatisch seine Haltung bewusst, wodurch es mit der Zeit leichter wird, sie möglichst einzuhalten.
  2. Stelle den Schreibtisch auf die richtige Höhe ein. Das gilt im Stehen ebenso wie im Sitzen. Die Unterarme sollten möglichst parallel zum Boden sein. Sehr häufig wird der Schreibtisch zu hoch eingestellt, wodurch die Schultern permanent nach oben gezogen werden und mit der Zeit Verspannungen entstehen.
  3. Nutze Trigger, um deine Haltung zu überprüfen. Das Problem im Alltag ist, dass man meist auf andere Dinge fokussiert ist und dadurch die Haltung schnell vergisst. Deshalb ist es wichtig, sich die eigene Haltung so oft wie möglich ins Bewusstsein zu rufen, um sie korrigieren zu können und eine gesunde Haltung zum Automatismus werden zu lassen. Das ist besonders für die angesprochene Stellung der Schulter wichtig, also dass die Oberarme (z.B. am Computer) nicht nach vorne gerichtet sind, sondern vertikal neben dem Oberkörper positioniert sowie nach unten gezogen sind und die richtige Rotation haben (Handflächen würden zueinander zeigen, der Bizeps zeigt nach vorne). Die Schultern sollten also so oft wie möglich nach hinten und unten gerollt und die Arme leicht in ihre natürliche Stellung rotiert werden.
    Dazu ist es praktisch, gewisse Triggersysteme zu installieren, die dir diese Haltung ins Bewusstsein rufen. Der bereits angesprochene Wechsel vom Sitzen in den Stand ist dabei besonders praktisch, denn diese Bewegung findet über den ganze Alltag verteilt statt, zum Beispiel wenn du von der Couch aufstehst oder dich hinsetzt, wenn du ins Auto steigst oder aussteigst, wenn du dich im Bus hinsetzt oder aufstehst… wir wechseln oft vom Stand in den Sitz und umgekehrt. Deshalb ist es praktisch, diese Bewegung mit der Bewusstheit für die eigene Haltung zu verknüpfen. Achte also im Alltag immer wieder darauf, dir in genau dieser Bewegung deine Haltung bewusst zu machen.
    Darüber hinaus ist es besonders für Schreibtischarbeit nützlich, einen Timer zu stellen, der beispielsweise alle 30 Minuten vibriert. Das mag den Workflow anfangs ein wenig stören, hilft aber ungemein dabei, sich immer wieder die Haltung bewusst zu machen. Nutze den Timer solange, bis die Haltungsbewusstheit weitestgehend zum Automatismus geworden ist.
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Schritt 3: Bewege dich (mehr)

Eine saubere Haltung zu verinnerlichen, ist ein wichtiger Punkt. Doch grundsätzlich kann auch die beste Haltung eines nicht ersetzen: Bewegung.

Denn auch wenn wir heutzutage gezwungen sind, über längere Zeit in bestimmten Haltungen zu verweilen (und diese deshalb optimieren sollten), ist kein menschlicher Körper darauf ausgelegt.

Vielmehr liegt es in unserer Natur, uns häufig und vielseitig zu bewegen. Das ist es, was der Körper braucht.

Ebenso wie er Wasser, Nahrung und Sauerstoff benötigt, braucht der Körper auch Bewegung, um gesund und fit zu sein.

Das ist keine Verhandlungssache, sondern eine biologische Tatsache, an der wir nicht rütteln können!

Für uns bedeutet das schlicht und ergreifend: Wir müssen uns viel bewegen und wir müssen uns vielseitig bewegen! Das macht uns stark, gesund, fit und auch glücklich, denn es gehört zu unseren absoluten Grundbedürfnissen. Es nicht zu decken, richtet langfristig sowohl emotionalen als auch physischen Schaden an.

Verharren wir zulange in bestimmten Positionen, werden kleine Nebenmuskeln überlastet und es entstehen Verknotungen (Triggerpunkte). Dadurch kann die Funktionsfähigkeit anderer Muskeln beeinträchtigt werden, wodurch wiederum schnell Dysbalancen entstehen können.

Deshalb ist abwechslungsreiche Bewegung der wichtigste Schlüssel für einen Körper im Gleichgewicht. Oder wie ein amerikanischer Coach einmal sagte: Get your ass up and move!

Werde aktiv! Selbst wenn du beruflich, familiär, sozial oder wo auch immer stark eingespannt bist, kannst und solltest du regelmäßig Zeit dafür finden, dieses Grundbedürfnis deines Körpers zu erfüllen. Das ist die Verantwortung für deinen Körper, die du ganz allein tragen kannst.

So bewegst du dich mehr und besser

  • Sorge jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen für Bewegung. Ob es ein paar Körpergewichtsübungen oder gar ein Hantelworkout, Yoga, Pilates oder auch nur ein Spaziergang an der frischen Luft ist, spielt dabei keine Rolle. Get your ass up and move! Selbst wenn es nur 10 Minuten sind. Das bringt das lymphatische System in Schwung, fördert Wachheit, Konzentration und einen klaren Kopf.
  • Fahre in die Natur und übe Animal Movements. Wenigstens einmal in der Woche wirst du das schaffen können, wenn du nur willst. Ziehe, wenn möglich, Schuhe und Socken aus, trainiere in deinem Element. Erwecke das Tier in dir! Bewegung liegt in deiner DNA. Nutze das Potential deines Körpers, um dich frei und ungezwungen zu bewegen.
  • Reduziere einseitige Bewegungen. Ich selbst habe jahrelang regelmäßig Badminton gespielt und auch wenn es hinsichtlich des Herz-Kreislauf-Systems Vorzüge hatte und mir sehr viel Spaß bereitete, hat es rückblickend dennoch große Schäden angerichtet. Es hat das Gleichgewicht in meinem Schulterbereich empfindlich gestört, den Weg für Haltungsfehler und schmerzhafte, hartnäckige Verspannungen geebnet, die mich jahrelang beschäftigt haben. Seitdem versuche ich einseitige Sportarten so gut es geht zu vermeiden und höchstens unregelmäßig zu betreiben. Einen festen Platz werden Badminton, Tennis, Squash und Co. in meinem Leben jedenfalls nicht mehr bekommen, auch wenn sie sehr viel Spaß machen können. Die langfristigen Schäden bei regelmäßiger, intensiver Praktizierung überwiegen aus meiner Sicht.
  • Entstaube dein Fahrrad. Du wärst vielleicht überrascht, wie viele Wege sich im Alltag auch ohne größeren Zeitverlust mit dem Fahrrad zurücklegen lassen. Nicht immer ist das eine praktikable Lösung, aber es wird genügend Möglichkeiten geben, in denen du den guten alten Drahtesel nutzen und das Auto stehenlassen kannst. Körper und Geldbeutel werden es dir danken.
  • Nutze verstärkt deine schwache Seite. Das gilt besonders für die Arme, wo die Rechts-Links-Dysbalance meist am stärksten ausgeprägt ist. Wenn du Rechtshänder bist, solltest du daher in nächster Zeit so oft wie möglich versuchen, deine linke Hand zu benutzen – wenn etwas getragen werden muss, beim Kochen, beim Aufschließen der Haustür, beim Trinken. Du wirst überrascht sein, wie selten du im Alltag deinen linken Arm benutzt und wie unbeholfen dieser anfangs sein mag.
  • Streue Bewegungsquickies in deinen Alltag ein. Wenn du länger sitzt, bei der Arbeit, auf der Couch oder im Auto, solltest du wenn möglich immer mal wieder kleinere Pausen für ein paar lockernde Bewegungen einstreuen. Strecke deine Wirbelsäule, nutze ihr Bewegungspotential aus. Rotiere deinen Rumpf in alle Richtungen, lass‘ ein bisschen die Schultern und den Kopf kreisen – geschmeidig, ungezwungen und ohne zu verkrampfen.
  • Suche dir eine neue Sportart. Fitnesstraining ist eine feine Sache, aber grundsätzlich ist es wie jede andere Sportart limitiert. Anders gesagt: Jede Sportart hat ihre Eigenheiten und setzt damit unterschiedliche Schwerpunkte an deinen Bewegungsapparat. Auf diese Weise können ungleichmäßige Entwicklung zunächst einmal entdeckt und darüber hinaus auch ganz automatisch behoben werden. Zugleich entkrampft das deinen Trainingsalltag, wenn du gelegentlich mal eine andere Sportart ausprobierst, die dir Spaß macht. Solltest du bisher nur direktes Fitnesstraining betreiben, kann ich dir daher nur raten, hier etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen und deine Trainingsroutine zu durchbrechen.
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Ein Leben im Einklang mit dem Körper

Wenn etwas für den modernen Lebensstil charakteristisch ist, dann ist es dir Ausbeutung des Körpers. Wir schänden ihn, statt ihn zu fördern und zu entwickeln. Trotzdem bin ich sehr stolz und glücklich, dass in den letzten Jahren allmählich eine gegenläufige Entwicklung eingesetzt hat.

Immer mehr Menschen verstehen, dass der Körper kein Instrument, kein Mittel zum Zweck, keine leere Hülle ist, sondern ein elementarer Teil von uns, der Pflege bedarf. Das Gesundheitsbewusstsein war wohl niemals zuvor größer als in der heutigen Zeit. Auch wenn es manchmal noch am WIE hapert, sind mittlerweile viele Menschen bereit, Zeit und Energie in die eigene Entwicklung, in die Fitness, Gesundheit und natürlich auch Ästhetik des Körpers zu investieren. Es gibt wenige lohnendere Investments!

Du hast in diesem Artikel gesehen, wie wichtig es, sich um den Körper zu kümmern und was passiert, wenn er aus dem Gleichgewicht gerät. Dysbalancen sind entweder Folge von Vernachlässigung oder aber ungleichmäßiger Belastung und sie sind die wahrscheinlich häufigste Ursache für die meisten Gebrechen unseres Bewegungsapparats. Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Kopfschmerzen und Migräne, Schwindelgefühle, aber auch Stimmungstiefs und Demotivation können ebenso wie unmittelbare Verletzungen, schmerzende Gelenke und Einschränkungen in der Funktionsfähigkeit mancher Muskeln Folge von Dysbalancen sein.

Wenn du den 3-Punkte-Plan umsetzt und damit Dysbalancen sowohl effektiv vorbeugst als auch direkt an den Kragen gehst, folgt daraus unmittelbar, dass du ein neues Lebensgefühl entwickeln wirst.

Du wirst dich in deinem Körper wesentlich wohler fühlen, im Einklang mit ihm statt gegen ihn leben. Du wirst dich geschmeidiger, effizienter und kraftvoller bewegen können, deine Fortschritte im Training werden sich spürbar verbessern, die Verletzungsgefahr deutlich sinken, Müdigkeit und Kopfschmerzen können reduziert oder je nach Ursache gar eliminiert werden. Wenn es dir wie vielen Menschen geht, die jahrelang auf Kosten ihres Körpers gelebt haben, wirst du vielleicht überrascht sein, wozu ein Körper im Gleichgewicht imstande ist und welch fantastisches Gefühl es sein kann, mit ihm zu leben.

Bild 1: © MS – Fotolia.com Bild 2: By DrKlee (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons Bild 3: © Andrey Popov – Fotolia.com Bild 4: © cppzone – Fotolia.com